Heutzutage versucht man ja immer das Beste zu tun für das ungeborene Baby. Ist ja grundsätzlich auch nicht verkehrt. Und so habe ich mich gestern mit dem Thema Nabelschnurblut beschäftigt. Überall liest man davon, was man seinem Kind Gutes tun kann, wenn man Nabelschnurblut einlagern lässt. Was genau man damit dann machen kann, ist mir aber nicht klar geworden. Man kann böse Krankheiten mit den darin enthaltenen Stammzellen heilen. Und vielleicht ist ja die Forschung in 15 Jahren soweit, dass aus den Stammzellen auch neue Organe wachsen können. Wer weiß, vielleicht braucht das Ungeborene das ja mal. Deshalb soll man also das Nabelschnurblut einlagern. Entweder kann man das Blut für alle und die Forschung spenden, was nichts kostet, oder man kann es nur für sich selbst einlagern lassen, was zwischen 1500 und 3000 Euro kostet. Stutzig gemacht hat mich dann gestern meine Recherche im Internet. Man hat nämlich nicht das Gefühl, dass man tatsächlich irgendwo objektive Informationen findet. Die meisten der Seiten, die in unterschiedlichster Aufmachung, von privater Homepage bis seriöser Informationsseite, daherkommen, verlinken ziemlich schnell auf eine Nabelschnurblutbank. Und zwar fast immer auf die gleiche, die wohl im Moment auch die größte ist. Das kam mir doch sehr seltsam vor. Schließlich erwartet man von einer seriösen Infoseite doch, dass alle Anbieter verlinkt werden und dass auch genügend Informationen über das kostenlose Spenden des Nabelschnurblutes gegeben werden. Das kostenlose Spenden wird allerdings nur schlecht geredet. Man bekomme sein Blut nicht zurück, wenn das Kind es braucht und sowieso würden nur 30 % der Spenden eingelagert. Das liegt eben daran, dass niemand tausende Euro für die Einlagerung bezahlt, sondern die Blutspendedienste nur gemäß ihren Kapazitäten einlagern können. Die geben einem, wenn sie können und man es braucht, auch gerne das Blut des eigenen Kindes wieder (hab ich irgendwo gelesen, weiß aber nicht, ob das technisch überhaupt möglich ist). Es besteht eben nur keine Garantie, dass man es wieder bekommt. Die hat man bei den kostenpflichtigen Anbietern. Aber ist es das tatsächlich wert? Ob man tatsächlich in 20 Jahren schon Organe wachsen lassen kann, steht in den Sternen. Vor allem, wenn jeder seine Stammzellen für sich behält und keine für die Forschung spendet. Um Leukämie zu heilen sind die eigenen Stammzellen sowieso nicht so gut, da die Mediziner davon ausgehen, dass auch die Stammzellen die Krebsinformation schon tragen. Klar, das weiß man auch alles nicht so genau. Allerdings weiß man auch nicht genau, ob man in 20 Jahren mit den eingefrorenen Stammzellen noch was anfangen kann oder ob das alles nur ein teures Eis war.
Tja, im Endeffekt stellt sich für uns die Frage nicht, da wir keine 2000 Euro fürs Bluteinlagern übrig haben und man in Karlsruhe nicht spenden kann. Aber die Informationen dazu im Internet haben mich wirklich erschreckt. Auf der einen Seite die Nabelschnurblutbanken, die alles in den Himmel loben und machen, dass man sich schlecht fühlt, wenn man nicht alles für sein Kind geben will und auf der anderen Seite die Krankenkassen, die erzählen, dass man bisher noch zuwenig weiß und das deshalb selbst bezahlt werden muss. Dazwischen gibt es dann ein paar Artikel aus dem Stern oder der Zeit. Die haben aber leider auch so wenig Ahnung, dass man das Gefühl hat, sie haben sich eine Seite ausgesucht und wiederholen deren Argumente. Ich werde auf jeden Fall mal meine Ärztin fragen. Die macht normalerweise einen ganz vernünftigen Eindruck. Allerdings kann man sich auf die Empfehlung auch nicht unbedingt verlassen. Die kommerziellen Nabelschnurblutbanken bezahlen nämlich Provisionen an Frauenärzte, die das Einlagern mit Erfolg an ihre Patientinnen empfehlen.