Neulich habe ich in einem Forum einen Beitrag eines Mädchens gelesen, die sich wünscht Medizin zu studieren, was ihre Eltern aber nicht erlauben. Sie möchten gerne, dass ihre Tochter Lehrerin wird und sogar die Fächer haben sie schon für sie ausgewählt. Sie schien sich damit abgefunden zu haben, dass sie das nicht selbst entscheiden darf, da sie bei der Einschreibung selbst noch nicht volljährig sein wird. Außerdem wolle sie ja auch mal Kinder, da sei Lehrerin ja schon ok. Ich war schockiert. Ich nehme an die Eltern wollen nur das Beste und wünschen sich einen sicheren Beruf mit gutem Einkommen für ihre Tochter. Aber trotzdem können sie doch nicht einfach über den Kopf ihrer fast erwachsenen Tochter hinweg entscheiden. Irgendwann muss sie ja mal erwachsen werden, eigene Entscheidungen treffen und selbst Fehler machen. Ich kann mir zwar vorstellen, dass es Berufswünsche gibt, die man als Eltern dann doch nicht unterstützen möchte (z.B. It-Girl, Superstar oder Pornodarstellerin), aber was ist gegen ein Medizinstudium einzuwenden? Klar kann sie auch Lehrerin werden, aber man ist doch immer dann besser, wenn man eine Sache auch mit Herzblut tut, weil man selbst es will und nicht, weil jemand anders es bestimmt hat.

Ich dachte dann, ok, ein trauriger Einzelfall. Gestern in der S-Bahn habe ich dann aber ein Gespräch von drei Mädels mit angehört. Sie redeten über die Schule und über Noten. Sie werden nächstes Jahr Abi machen. Die eine erzählte dann, dass sie in Mathe schlecht sei, die aber leider auch für ihr Studium braucht. Sie würde International Business studieren. Im weiteren Gespräch kam dann heraus, dass das der Wunsch ihrer Eltern ist. Und dass diese ihr jetzt schon Druck machen und sie dazu drängen sich zu bewerben. Ich weiß nicht was das für einen Sinn macht, sich ein Jahr vor dem Abi bereits zu bewerben, aber gut. Ihre Freundin meinte dann sie würde auch gerne studieren, aber ihre Eltern erlauben es nicht. Selbst finanzieren kann sie es leider nicht und Bafög gäbe es auch nicht, weil ihre Eltern zu viel verdienen. Da saß ich dann fassungslos daneben. Warum schicken Eltern ihr Kind zum Gymnasium um ihm anschließend das Studieren zu verbieten? Und was soll das überhaupt? Ist das jetzt normal, dass Kindern vorgeschrieben wird, was sie mal werden sollen? Warum sind die Eltern so ängstlich und haben so wenig Vertrauen in ihre Kinder, so wenig Vertrauen in das, was sie den Kindern beigebracht haben? Warum müssen sie alles kontrollieren und durchplanen? Suchen sie dann auch den zukünftigen Partner der Kinder aus? Achnee, das wäre ja dann wie im Mittelalter…