Ich war mal wieder ein bisschen unterwegs. Am Wochenende ging’s nach Frankreich zum Singen. Dabei habe ich gelernt, dass nicht alle Menschen das gleiche Empfinden für Rücksichtnahme haben, wie ich. Und die „ich bin wach, dann können alle anderen auch aufstehen“-Einstellung scheint doch sehr verbreitet zu sein. Sich in einem 8-Bett-Zimmer morgens laut zu unterhalten, gehört nicht zu meinen Vorstellungen von Rücksicht. Klar müssen alle ungefähr gleichzeitig aufstehen, aber jeder weiß, dass morgens jede Minute zählt. Naja, was soll’s. Außerdem habe ich gelernt, dass es auch mit erst mittelgroßem Bauch schon anstrengend ist den ganzen Tag und die halbe Nacht zu sitzen. Wie soll das noch werden.

Am Dienstag habe ich meinen Mentor getroffen. Ich bin auf irgendeinem Wege in ein Programm zur Frauenförderung gerutscht und habe jetzt einen Mentor. Was das alles bringt, wird wohl erst die Zeit zeigen. Immerhin darf ich im Rahmen des Programms auch an spottbilligen Workshops teilnehmen. Da war ich heute. Es ging passenderweise um Kind und Karriere.  Erstaunlich fand ich, dass der Großteil der Teilnehmerinnen auf die Frage, was bisher die größte Leistung in ihrem Leben ist, ihre Beziehung nannten. Vielleicht bin ich da anders, aber sowas würde ich nicht als eigene Leistung bezeichnen. Sowas hat ja auch viel mit Glück zu tun, oder nicht? Nach dem Workshop weiß ich zwar immer noch nicht, wie man Kind und Karriere unter einen Hut bringt, aber ich habe zumindest einige Leute kennengelernt, die das auch probieren.

Morgen darf ich dann nach München. Passenderweise streikt die Bahn in München morgen und die hervorragende Bahn-Hotline, die laut Homepage schon jetzt rund um die Uhr geschaltet ist, liest mir exakt den Text der Homepage vor. Tja, immerhin kostet der Anruf nichts. Komischerweise bin ich beim ersten Versuch, trotz korrekt gewählter Nummer, in irgendeiner Zahnarztpraxis angekommen. Jetzt weiß ich immernoch nicht, ob mein Zug morgen fährt, aber ich hoffe ich komme irgendwie hin und zurück.