Am Sonntagabend war das Fernsehen beherrscht vom TV-Duell zwischen den Anwärtern aufs Bundeskanzleramt. Ich habe es nur teilweise gesehen und möchte zum Inhalt hier auch gar nichts sagen. Allerdings halte ich diese Art von DV-Duell an sich für falsch. Ich kann mir kaum vorstellen, dass diese Veranstaltung Menschen dazu bringt anders zu wählen, als sie es vorhatten. Und die Untentschlossenen ziehen aus dem Fernsehgerede auch keine neuen Erkenntnisse und wählen am Wahltag wohl einfach aus dem Bauch raus. Zur Motivation von Nichtwählern ist es beinahe völlig ungeeignet. Und zwar aus folgenden Gründen

Menschen, die, wie man es so schön nennt, politikverdrossen sind, denken, dass die Wahl letztendlich keine ist. Wie es Southpark so schön ausdrückte: „It’s always between a giant douche and a turd sandwich.“ (Jede Wahl ist eine Wahl zwischen Rieseneinlauf und Kotstulle). Im TV-Duell wird genau das noch einmal klar gemacht. Da „duellieren“ sich zwei Politiker und am Ende kommt man zu dem Schluss, dass einer davon vielleicht das kleinere Übel darstellt. Und das kleinere Übel zu wählen ist nicht besonders motivierend. Tatsächlich ist es aber so, dass wir in Deutschland nicht den Bundeskanzler selbst wählen, sondern unser Parlament, den Bundestag. Der Bundestag besteht aus mehr als zwei Parteien. Die Reduzierung des TV-Duells auf die voraussichtlich zwei stärksten Parteien wird dem nicht gerecht. Menschen, die sich für Politik nicht sonderlich interessieren, gehen dann davon aus, man könne nur diese beiden Parteien wählen. Gestützt wird das dann noch oft auf die stammtischtaugliche Aussage, das Wählen kleiner Parteien wäre eine Stimmenverschwendung und käme nur den großen Parteien zu Gute. Gefördert wird das noch zusätzlich durch Aussagen führender Politiker über die Koalitions- oder Regierungsfähigkeit gewisser Parteien oder die Verdrehung von Tatsachen durch die Boulevardpresse (siehe zum Beispiel „Kreuzberg verbietet Weihnachten“). In unserem Wahlsystem kann es uns aber herzlich egal sein, ob irgendjemand findet, eine Partei sei nicht koalitionsfähig oder eine Spinnerpartei. Man wählt eine Partei, von der man der Meinung ist, dass sie die eigenen Interessen besonders gut repräsentieren kann. Ob diese Partei letztendlich Teil der Regierung wird, ist egal, solange sie ihrer Pflicht nachkommt und die Interessen im Parlament vertritt. Und diese Partei sollte nicht „das kleinere Übel“ sein, sondern die optimale Übereinstimmung mit den eigenen Interessen aufweisen. Dabei hilft vielleicht der Wahl-O-Mat. Mit dem was wir wählen, müssen die Politiker sich dann eine Koalition und eine Regierung basteln. Es ist ja nett, wenn die Kanzlerkandidaten vorher erzählen, mit wem sie gerne arbeiten und mit wem nicht, aber ehrlich, who cares? Wir sind nicht dafür da zu wählen, was die Kandidaten gerne hätten, sondern es ist ihre Aufgabe mit unseren Meinungen und Vorstellungen zu arbeiten.

Aber um auf das TV-Duell zurück zu kommen. Angenommen das Duell motiviert einige Politikverdrossene zur Wahl zu gehen. Wieviele werden dann überrascht sein, dass auf dem Wahlzettel „Merkel“ und „Steinbrück“ nicht auftauchen, sondern ein Wahlkreisabgeordneter, dessen Name man vielleicht noch nie gehört hat. Und wieviele wissen nicht, was es mit den zwei Stimmen auf sich hat? Vielleicht wäre es sinnvoller das Wahlsystem zu erklären, statt ein 90-minütiges Schaulaufen für Polittalker zu veranstalten. Ich denke logo.de hätte da schon ein paar gute Informationen. Ich weiß nicht, warum man mit der Fokussierung auf dieses TV-Duell, versucht ein Zweiparteiensystem zu installieren. Ich bin sehr froh, dass es nicht immer nur CDU oder SPD ist. Ich finde es gut, dass in den Ländeparlamenten auch andere Parteien regieren und mitregieren. Es ist zwar kaum vorstellbar, aber es funktioniert tatsächlich auch! Und man sollte nicht vergessen, dass es die nicht koalitionsfähige Linke und die Verbotspartei der Grünen waren, die bei der Abstimmung „Wasser als Menschenrecht“ geschlossen dafür gestimmt haben, während die SPD z.B. sich geschlossen enthalten hat.