Lesen bildet, heißt es. Aber Lesen verunsichert auch. Ich habe neulich hier im Netz beim Stöbern was zu den Wachstumsschüben von Babys gelesen. Es gibt da wohl so ein Buch, in dem „Wachstumsschübe“ zu verschiedenen Zeitpunkten beschrieben werden. Der letzte beim 17 Monate alten Kind. Wir sind da also schon komplett drüber weg. Tatsächlich sind diese Wachstumsschübe wohl Entwicklungsschübe. Die Kinder sind dann unruhig, wollen nicht essen oder schlafen schlecht. Und da gibt es tatsächlich Mütter, die sich an diesem Buch entlanghangeln und sich vor dem nächsten Schub fürchten. Also mein Kind hat jetzt alle diese Schübe mitgemacht und ich hab’s nicht mitgekriegt. Klar, war er manchmal quengelig und klar gab es Zeiten wo er schlecht schlief. Aber irgendwie habe ich mir jetzt keinen Kopf darüber gemacht und mich mit irgendwelchen Ratgeberbüchern rückversichert, dass das auch alles so richtig ist. Wenn er schlecht schläft, kann das natürlich an einem Entwicklungsschub liegen. Oder an einem neuen Zahn, einem querliegenden Pups, einer sich anbahnenden Erkältung oder einem schlechten Traum. Und wenn er nicht essen will, kann das auch an einem Entwicklungsschub liegen. Oder daran, dass er keinen Hunger hat, keinen Appetit auf das angebotene Essen oder schlicht keine Lust. Klar, manchmal googelt man was, aber diese Ratgeberbücher wie eine Bibel zu behandeln, ist mir fremd. Ich hab auch nicht viele davon gelesen. Wir haben Babyjahre, aber das ist auch schon alles. Am Anfang hatte ich mal Ambitionen das Buch ganz zu lesen, dann hab ich doch nur das gelesen, was mich betraf. Und jetzt seit einer ganzen Weile nichts mehr. Irgendwie ist das Ratgeber lesen doch ähnlich wie der Kindervergleich auf dem Spielplatz. Mein Kind kann mehr, als es können müsste und mehr als Deins sowieso. Das führt doch nur dazu, dass man auf Dinge wartet, bzw. Dinge von seinem Kind erwartet. Dabei lebt man mit der Einstellung „mein Kind kann, was es kann“ viel besser. Unser Kleiner ist früh gelaufen. Manchmal kam mir der Gedanke, dass es doch furchtbar anstrengend sein muss, wenn ein Kind mit fast anderthalb noch nicht läuft. Und im Gegenzug habe ich mich dann immer gleich gefragt, ob Mütter mit spät laufenden und früh plappernden Kinder die Vorstellung anstrengend fänden, ein Kind zu haben, dass mit anderthalb nur drei Worte spricht. Vermutlich ist beides anstrengend. Aber man wächst ja mit seinen Aufgaben, bzw. ist es so gewohnt, wie es ist. Und solange man nicht das  Gefühl hat, mit dem Kind stimmt was nicht, bringt das ständige Lesen in Ratgebern nichts. Wobei vermutlich der Kinderarzt hier dem Ratgeberbuch vorzuziehen wäre. Aber zurück zu „mein Kind kann, was es kann“. Nicht, dass das hier jetzt missverstanden wird. Das heißt nicht, dass man sein Kind nicht fördern oder ermutigen sollte. Man soll ihm schon zeigen, wie man Legotürme baut oder den Brummkreisel dreht, aber man sollte nicht krampfhaft versuchen, dass Kind zum Türmchen bauen zu motivieren, nur weil die Lisa aus der Krabbelgruppe das schon so toll kann oder in einem schlauen Buch steht, dass es das nun können muss. Einfach anbieten und wenn es dann will, wird es schon machen.