Gestern abend war ja mal wieder Chorprobe. Für mich bedeutet das immer, dass ich spätestens um 17:33 Uhr bei der Arbeit ausstempeln muss, damit ich, inklusive zehnminütigem Zwischenstop zuhause, einigermaßen pünktlich zur Probe komme. Die Probe gestern war allerdings eine Viertelstunde früher angesetzt, was meinen Zwischenstop schon auf -5 Minuten verkürzt hatte. Aber zu spät kommen, finde ich auch nicht so schlimm, dann spar ich mir wenigstens das Hüpfen am Anfang der Probe. Dumm nur, dass gestern um kurz nach fünf einer meiner Projektpartner, der zufällig in der Nähe war, reingeschneit kam und was mit mir besprechen wollte. Da war an 17:33 Uhr ausstempeln nicht mehr zu denken und der nächste IC/EC fährt erst eine Stunde später. Also hätte ich über eine Stunde der Probe verpasst, was blöd gewesen wäre, da ich heute die komplette Probe schwänzen muss. Immerhin wurde dafür die Generalprobe am Samstag bundesligafreundlich von 17 auf 18 Uhr verschoben. Um also nicht gar so spät in die Probe gestern zu kommen, entschied ich mich für den TGV, der nur 35 Minuten von S nach KA braucht. Da meine Fahrkarte nur im IC/EC gilt muss ich im TGV ein paar Euro Zuschlag nachzahlen. Hin und wieder kann man das schon machen. Blöd nur, dass ich ausgerechnet gestern mein letztes Bargeld für Milch und Kekse ausgegeben hatte. Macht ja nichts, dachte ich, hol ich halt am Bahnhof noch schnell Geld. Da hatte ich aber die Rechnung ohne die schneckige S-Bahn gemacht. Um 18:51 Uhr trudelte die mit mir am Hauptbahnhof ein, um 18:55 Uhr fährt der ICE. Nix wie raus aus der S-Bahn, zum Geldautomat rennen, Geld holen (warum fragt der blöde Automat jedes mal ob er meinen Kontostand anzeigen soll?) und zum Gleis stürmen. Und direkt vor mir geht die Tür zu. Arghl. Beim Schaffner war noch auf, also bin ich den halben Bahnsteig nach hinten gerannt und durfte noch einsteigen. Planlos im Zug (wo ist denn im TGV die 2. Klasse) fand ich auch tatsächlich noch nen Sitzplatz. Als dann der Schaffner kam, habe ich beim Fahrkarte zeigen gleich drauf hingewiesen, dass ich ja noch was zahlen müsste. Er sagte „ja“ und ging einfach weiter. Die zwei Menschen neben mir haben genauso verwundert geschaut wie ich. Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich ja schon viel öfter den TGV genommen. Aber eigentlich wurde dadurch nur meine Vermutung bestätigt, dass die Schaffner in der Kürze der Zeit überhaupt nicht alle Informationen auf der Fahrkarte erfassen. Da steht die Strecke, die Geltungsdauer, mein Name und irgendwo klein in der Ecke IC/EC. Das hat er wohl übersehen, obwohl er schon relativ lange auf die Karte geschaut hat. Die Schaffner morgens im Zug schenken den Zeitkarten meistens nur eine halbe Sekunde. Da könnte ich auch mit einer drei Jahre alten Karte oder einer Streckenkarte zwischen Münster und Osnabrück fahren und keiner würde’s merken. Aber nett ist es im TGV. Wenn der nur mehr als zweimal täglich fahren würde, könnte das ne wirkliche Pendel-Alternative sein. Da wäre ich kürzer unterwegs als einige meiner Kollegen, die aus Stuttgart und Umgebung kommen.