Das mit der Demokratie ist ja an sich schon ne gute Sache. Allerdings gibt es auch Dinge, die kann man einfach nicht demokratisch entscheiden. So wird es nie (also wirklich nie!) zu einem Ergebnis führen, wenn man etwa 80 Frauen darüber entscheiden lassen möchte, welche Größe, Form, Farbe und welches Material die Halstücher haben sollen, die wir künftig bei unseren Chorkonzerten tragen werden. Da es schon im Vorfeld klar war, dass das zu nichts führt, außer „Ich mag aber kein rot!“, „Blau macht mich so blaß!“ und „Der Schal ist ja viel zu lang für mich!“, haben ein paar Leute aus dem Chor, die dafür in den passenden Gremien sitzen, die Auswahl in die Hand genommen. Gestern abend wurde dann das Ergebnis vorgestellt. Bordeauxrote Seidenschals und Seidenfliegen für 10 Euro pro Nase. Dass das nicht ohne Diskussion ablaufen kann, war ja irgendwie klar. Ein Einwand war, dass die Farbe ja nicht jedem stehe. Aber welche Farbe steht denn jedem? Die einzigen, die sich bei bordeaux beschweren dürfen, sind die rothaarigen, die es aber alle gut fanden. „Mit dem künsterischen Auge“ wurde vorgeschlagen, wir könnten doch verschieden Rottöne nehmen. Jeder das was er mag. Nein! Genau deshalb sollen ja alle das Gleiche haben, damit endlich mal die Diskussionen über Farben und Formen ein Ende haben. Außerdem sehen verschiedene Rottöne auch mit künstlerischen Auge total panne aus. Über das Argument, dass die Farbe nicht jedem steht, konnte ich auch nur lachen. Wenn da 120 Leute auf der Bühne stehen, dann sitzen bestimmt Leute im Publikum, denen sofort auffällt, dass da einzelne Sängerinnen stehen, denen ein knallrot besser gestanden hätte. Albern.

Ein weiterer Einwand war, dass man, wenn man das ja kaufen muss, dann auch gerne mitentschieden hätte, was es sein wird. Habe ich auch nicht ganz verstanden. Erstens kann man das Tuch auch zurückgeben, wenn man den Chor verlässt und bekommt sein Geld dann wieder. Außerdem war es bisher so, dass jeder irgendein farbiges Tuch anziehen sollte. Da ich Halstücher nicht mag, habe ich auch keins zuhause. Ich habe mir immer eins geliehen, aber eigentlich hätte ich mir sowieso mal eins kaufen müssen. Da ich das sowieso nur zweimal im Jahr für Konzerte verwenden werde, ist es mir im Prinzip völlig egal, wie das aussieht.

Alle Argumente haben sich hauptsächlich nach „Menno, mich hat keiner gefragt!“ angehört. Tja, wenn die Leute über sowas mitentscheiden wollen, dann sollen sie sich halt für die zuständigen Gruppen eintragen. Schließlich gab es ein Machtwort vom Chorleiter, der die Demokratie zurückbringen wollte. Wir sollten abstimmen, wer für und wer gegen genau diese Tücher ist. Heraus kam, dass die überwältigende Mehrheit (schätze 80 Prozent) die Tücher genau so wollen. Außerdem gab’s viel Lob und Dank für die paar Leute, die sich drum gekümmert hatten. Die Diskussionen hätte man sich dann auch sparen können.

Als dann eigentlich alles in Butter schien, tauchten plötzlich die Veganer auf. Die wollen keine Seidentücher, weil dafür die Seidenraupen leiden müssen. Die Probleme lauern immer dann, wenn man sie nicht erwartet…