Frau Brüllen fragt mal wieder „Was machst Du eigentlich den ganzen Tag.“ Eine Sache, die ich, wie ich finde ganz erfolgreich, nicht tue, ist warten bis es losgeht. Noch 10 Tage bis Termin und ich bin noch nicht in Wartestarre verfallen. Beim letzten Mal war ich aufgrund wiederholter Diagnosen „schöner Befunde“ zu dem Zeitpunkt schon lange am Entbindungsort. Es gibt ja im Tierreich verschiedene Arten, die zum Kinder kriegen an ihren eigenen Geburtsort zurückkehren. Zu denen gehöre ich auch. Zumindest ist das der Plan. Ich warte also noch nicht, bewege mich aus dem Haus und mache noch Pläne. Und das war der 5. im Juli.

Die Jungs wecken mich gegen halb acht. Ich bin zwar noch müde, aber das interessiert sie nicht. Zum Frühstück verspeisen sie kalte Pizza vom Vortag. Ich esse Reiswaffeln und Wassermelone, wovon ich mich zur Zeit hauptsächlich ernähre. Dann räume ich die Spülmaschine ein und packe einen Rucksack mit Wechselklamotten. Für den Tag ist ein Ausflug nach Karlsruhe geplant. Vorher will ich noch beim Biosupermarkt Flaschen zurückgeben und Straßenmalkreide besorgen. Kurz denke ich drüber nach, vielleicht doch vorsichtshalber mal den Klinikkoffer zu packen und ins Auto zu legen, falls der Junge sich doch entschließen sollte, in Karlsruhe auf die Welt zu kommen. Scheitert dann mal wieder an: „Ach nö, keine Lust.“ (Also ich hab ja nicht alles doppelt, so dass ich den Koffer tatsächlich endgültig packen könnte. Am Ende liegt da dann eine Hose drin und eine lange Liste, was noch mit rein soll. Dann kann ich’s auch gleich lassen, oder?) Gegen 10:30 sind Kinder und ich startklar. Im Biomarkt geben wir Flaschen ab und kaufen noch ein paar Kekse zum mitnehmen. Dann geht’s los nach KA. Die Autobahn ist angenehm leer, bis zur Kreuz Karlsruhe, wo die Anschlussstelle Mitte mal wieder gesperrt ist. Also fahren wir einen kleinen Umweg und kommen aber schließlich gegen 12:30 in KA-Durlach an. Wir haben Glück und kriegen trotz Altstadtfest einen kostenlosen Parkplatz und rennen durch einen kleinen Regenschauer zur Haustür. Es öffnet uns ein nackter Fünfjähriger und erklärt, seine Mutter sei noch kurz unterwegs. Also warten wir und unterhalten uns mit dem Fünfjährigen. Die Jungs verstehen sich gleich und fühlen sich wie zuhause, weil unser letzter Besuch dort erst zwei Monate zurück liegt. Dann kommt meine Freundin mit ihrem zweiten Sohn und kocht erst mal Mittagessen für alle. Die Jungs (zwei fünfjährige, ein dreijähriger und ein zweijähriger) haben kaum Zeit zum Essen und toben und spielen abwechselnd drinnen und draußen. Wir trinken Kaffee im Hof, trösten und schlichten zwischendurch Streit. Im Großen und Ganzen läuft es aber sehr harmonisch. Später schlagen wir den Jungs vor Eis essen zu gehen und bleiben dann auf dem Altstadtfest hängen. Da spielen gerade Los Catacombos, ein Schülermusikprojekt. Wir sind komplett beeindruckt von der Gesangsleistung der 14jährigen Mädels. Die Jungs tanzen dazu auf der Straße. Auf dem Rückweg zur Wohnung treffe ich noch überraschend einen Ex-Kollege. Die Jungs spielen weiter und die Zeit vergeht wie im Flug, so dass wir spontan noch zum Abendessen bleiben. Gegen 20:30 packe ich zwei dreckige, glückliche Jungs ins Auto und fahre zurück. Beide Jungs werden beim Ausladen wach und wollen sofort ins Bett. Dürfen sie dann auch. Mit dreckigen Füßen und ungeputzen Zähnen. Ich lese noch im Internet und meinem Buch und warte dann doch noch bis aufs Elfmeterschießen im WM-Viertelfinale. Und das war unser 5. Juli.