Kaum kündigen die Regierungsparteien in ihren Wahlprogrammen Maßnahmen zur Familienförderung an, in anderen Worten Kindergelderhöhung und Erhöhung der Freibeträge, kommt unweigerlich was? Ja genau, die Gebührenerhöhung für den Kindergarten. Die Erhöhungen fallen bei uns dieses Jahr sehr hoch aus. Den Kindergärten wird vom Landkreis weniger Geld zugeteilt, also müssen die Gebühren hoch. Der Gesamtelternbeirat hat sich die Mühe gemacht und die Änderungen in Zahlen zusammengefasst und ausgehängt. Obwohl für uns die Gebühr erstmal nur um 12 Euro steigt, ist es insgesamt doch ziemlich gruselig was da passiert. Grundsätzlich sind in unserer Gemeinde die Kindergartengebühren (zumindest für den Regelkindergarten) recht niedrig. Die Gebühren für den Regelkindergarten sind nach Kinderzahl (Kinder unter 18 im Haushalt) gestaffelt, die Gebühren für den Ganztageskindergarten nach Einkommen. Die Gebühren für den Regelkindergarten steigen dieses Jahr um 17 %, (ich glaube nächstes Jahr dann noch mal um 11 %), sofern man ein bis drei Kinder im Haushalt hat. Hat man vier oder mehr Kinder, steigt die Gebühr um 224 %, weil diese Gebührenstufe einfach abgeschafft wird und die Familien künftig den gleichen Preis wie Familien mit drei Kindern bezahlen müssen. Gut, die kinderreichen Familien haben ja nicht wirklich viel bezahlt, aber bedenkt man, dass dort auch oft zwei oder mehr Kinder gleichzeitig in Betreuung sind und man gleich mehrmals eine Erhöhung um 224 % hat, kommt doch wieder einiges zusammen. So richtig kann ich nicht nachvollziehen, dass das abgeschafft wurde. Ich vermute die Familien mit mehr als drei Kindern in unserem Ort kann man an einer Hand abzählen.

Richtig hart trifft es aber die Eltern mit Kinder in Ganztagsbetreuung. Je nach Einkommen, zahlen die ohnehin schon ganz ordentliche Beiträge. Und die erhöhen sich nun, je nach Einkommen und Kinderzahl, um bis zu 52 %. Was nun dazu führt, dass einige der Eltern die Ganztagesbetreuung gekündigt haben. Verständlich. Hier ein Beispiel: Ein Ehepaar, zwei Einkommen, ein Kind. Die Ganztagesbetreuung (50 Stunden) kostet künftig 770 Euro (ohne Essen), ein Regelplatz ohne verlängerte Öffnungszeiten (30 Stunden) 108 Euro. Fast 650 Euro weniger! Reduziert nun einer der beiden seine Arbeitszeit um 10 Stunden, verringert sich entsprechend das Gehalt, vielleicht kriegen sie sogar einen günstigeren Steuersatz. Und sie sparen 650 Euro Kinderbetreuungskosten. Ich könnte mir vorstellen, dass bei dieser Konstellation am Ende mehr übrig bleibt, wenn die Eltern Teilzeit arbeiten und das Kind den Regelkindergarten besucht, als wenn das Kind ganztags betreut ist und beide Vollzeit arbeiten. Und da läuft doch was verkehrt, oder nicht?  Aber es ist natürlich auch eine Möglichkeit, den „Bedarf“ nach Ganztagesbetreuung zu reduzieren.

Wie man sich vorstellen kann, laufen die Eltern Sturm. Vermutlich wird es nicht viel nutzen und vielleicht „schenkt“ uns dann die neue Regierung im September wieder etwas Kindergeld. Da kommt es dann am Ende auf null raus. Nur fragt man sich, ob es nicht für alle viel entspannter wäre, das Geld gleich den Kindergärten zu geben und die Familien durch niedrige (oder gar keine) Beiträge zu entlasten, als erst noch den Umweg über Kindergeld (oder Freibetrag) und Kindergartengebühr zu gehen.