Wie oft schreibt man dieser Tage in E-Mails was von „merkwürdigen“ oder „besonderen“ Zeiten. Aber irgendwie ist das merkwürdig jetzt das neue normal. Der Ausnahmezustand ist Routine geworden und die Routine ist an manchen Stellen nicht so, wie ich sie gern hätte. Die Kinder werden von Tag zu Tag fahrlässiger mit den Schulaufgaben und vertrödeln sie bis in den Nachmittag. Ich versteh das in gewisser Weise. Für was sollen sie sich beeilen, wenn Freunde treffen noch immer nur sehr eingeschränkt geht, immer noch alles, was Spaß macht, zu hat und der Dauersonnenschein von dauergrau und kalt abgelöst wurde. Dennoch bin ich müde davon, die Kinder permanent zu Dingen zu überreden, die sie nicht machen wollen und mich für Aufgaben, die ich mir nicht ausgedacht habe, anmeckern zu lassen. Am Ende fehlt dann die Zeit und die Kraft, schöne Dinge gemeinsam zu machen. Dann wollen sie am Ende lieber endlich zocken, statt mit mir spazieren zu gehen oder was zu spielen. Neulich waren wir auf dem Spielplatz. Die Kinder standen erst mal eine ganze Weile nur rum. Als hätten sie vergessen, was man auf dem Spielplatz so tut. Ich schaue derweil ungläubig auf den Raps, der schon verblüht ist, auf die Getreidefelder, die schon kniehoch stehen und die Bäume, die schon nicht mehr frühlingshellgrün sind. Im nächsten Monat hat Sohn1 Geburtstag, nach Pfingsten wollten wir verreisen. Mein Gefühl steht noch auf März. Wie kann die Zeit einfach weiterlaufen, wenn das Leben still steht? Wie kann der Sommer trotzdem kommen, auch wenn alles, was den Sommer ausmacht, fehlt?