Bei uns hat der Fachausschuß getagt. Wie das bei den Ingenieuren so üblich ist waren nur Männer anwesend. Normalerweise fällt mir das nicht mal mehr auf, nachdem ich schon ein männerdominiertes Fach studiert habe und es in Fachgesprächen nichts unwichtigeres gibt. Gestern allerdings schaffte es einer der anwesenden mich darauf aufmerksam zu machen:
Unsere Hiwine war gerade auf dem Weg von unserem Gebäude ins Hauptgebäude, wo die Sitzung stattfinden sollte. Vor dem Gebäude traf sie einen verlorenen Ingenieur, der sich freundlich erkundigte, wo er hin müsste. Unsere Hiwine, nett wie immer, stellte sich als zuständig vor und bot ihm an ihn zu den anderen zu führen. Da wollte der nette junge Mann der netten Jungen Dame mal eben ein nettes Kompliment machen. Was dabei herauskam war folgendes: „Normalerweise arbeiten auf diesem Fachgebiet nur hässliche Frauen. Eben war ich erst in M. und auch da gab’s nur hässliche.“ Noch nie wurde soviel Verachtung für Frauen in den Ingenieurwissenschaften in ein Kompliment verpackt. Unsere Hiwine, zwar fassungslos aber weiterhin ganz freundlich, verkniff sich eine Antwort über sein Aussehen (Na, du siehst ja auch nicht grade aus wie Brad Pitt! wäre meine Wahl gewesen) und berichtet ihm stattdessen von unserem hohen Frauenanteil und unserem fabelhaften Aussehen. Zum Dank für das Geleit und vielleicht auch um gleich mal die Hierarchiefrage zu klären, duzte er sie dann ganz frech, während sie ihn weiter siezte. Was ein Sprallo. Aber wer hätte’s gedacht, ein pinkes Hemd hatte er an. Fand sich unglaublich toll. Bei mir war er leider untendurch. Den kann ich nicht mehr Ernst nehmen. An meinem Poster wollte er mir noch ein paar wisschenschaftliche Tipps geben, aber alles was ich mir wirklich zu Herzen genommen habe war, dass ich nicht alles glauben soll, was mir jemand erzählt. Da habe ich gleich mal bei ihm angefangen 🙂

Aber er war nicht der einzige Sprallo der Sitzung obwohl der zweite es nun wirklich nicht mit ihm aufnehmen konnte. Der war nämlich nur ein älterer Herr, der sich selbst so toll fand, dass er als einziger nicht mit Hemd und Krawatte dasaß. Wenn er etwas gesagt hat, was oft der Fall war, hat er die Arme vor der Brust verschränkt, und selbstgefällig in die Runde geschaut, immer mit dem Ansatz eines Grinsens auf dem Gesicht. Genauso einer wie mein Lieblingsidiot aus dem Chor.

Glücklicherweise waren alle anderen Anwesenden wirklich nett. Das macht Hoffnung.