Der Schlökerich erstaunt mich immer wieder mit den ganzen Dingen, die er schon kann. In einem viertel Jahr wird er vier. Er zählt bis 12 und kann alle Ziffern lesen und Mengen zuordnen. Zusätzlich kann er die runden 10er Zahlen lesen, also 20, 30, 40, usw. Wenn ich ihn frage, wie alt seine Brüder nächstes Jahr werden, antwortet er korrekt mit 7 und 2 Jahren. Und neulich, da fing er schon an Zahlen zu schreiben. Im Mathe-Vorschulheft hat er schon selbständig kleinere Aufgaben gelöst und sehr geweint, weil das mit dem Zahlen schreiben rein motorisch noch nicht so gut klappt. Er spielt problemlos jedes Gesellschaftsspiel ab 5 oder 6 Jahren mit. Würfeln und zählen sind kein Problem. Uno oder MauMau ebenfalls nicht. Er hat ein bemerkenswertes räumliches Vorstellungsvermögen. Ist er einen Weg einmal gegangen, muss man keine Sorgen haben, dass er sich verläuft. Immer wieder überrascht er uns mit Aussagen, wie: „Letztes Mal, sind wir einen anderen Weg gefahren.“ Ich finde das alles großartig. Was mich aber immer wieder ärgert, ist wenn das dann mit „Ach, da merkt man eben, dass er einen großen Bruder hat.“ abgetan wird. Natürlich lässt sich nicht sagen, ob er die Dinge genauso könnte, wenn er keinen großen Bruder hätte. Zumindest hätte er nicht in gleichem Maße Zugriff auf z.B. Brettspiele für ältere. Er kann ja aber die Dinge nicht, weil er einen großen Bruder hat, sondern weil er eben ist wie er ist. Ich möchte da nichts relativiert haben. (Ich glaube auch nicht, dass der Julijunge deshalb mit zehn Monaten bereits gelaufen ist, weil er immer seine zwei Brüder laufen sieht. Dafür kenne ich genug zweite und dritte Kinder, die auch mit 14 Monaten noch nicht frei laufen.) Manches macht er vielleicht gut, weil er einen Bruder hat, vielleicht aber auch nicht. Anderes macht er sogar besser als sein Bruder. Zum Beispiel ist für ihn das „jeden Tag ein Tütchen“-System des Adventskalenders kein Problem. Grundsätzlich ist er fast immer zufrieden, wenn man Dinge, für die keine Zeit sind, auf den nächsten Tag verschiebt. Sein großer Bruder will immer am liebsten alles und sofort. Sie sind zwar Brüder, aber sie sind trotzdem unterschiedlich. Und so möchte ich sie auch gesehen haben.

(Es ist nicht auszuschließen, dass mich das ganze nur deshalb stört, weil ich selbst zwei ältere Geschwister hatte und manchmal das Gefühl hatte, dass meine Leistungen immer irgendwo untergehen.)