Hier so

Ich bin geblitzt worden. Ich, als Verfechterin von Geschwindigkeitsbegrenzungen! Und das auch noch bei uns in der Straße, wo ich mich immer besonders ärgere, wenn die Leute zu schnell fahren. Mir ist noch immer nicht klar, wie das passieren konnte. Wir kriechen im gemächlichem Schneckentempo, also deutlich langsamer als die anderen Autos, die unsere Straße täglich passieren, in Richtung des Vielzugroßensupermarkts und plötzlich blitzt es. Ich bin völlig irritiert, frage mich was das war und schaue auf den Tacho. 40 zeigt der. Fühlt sich an wie Schneckentempo, hat aber wohl gereicht den Blitzer auszulösen. Ich bin gespannt was jetzt kommt. War ein Auto vom Carsharing, was mich auf der Autobahn mit einem lauten Piepsen daraufhinweist, wenn ich schneller als 135 fahre, aber bei 40 in der 30-Zone nix von sich gibt. Macht Sinn, oder?

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Ich habe seltsame Träume. Heute nacht musste ich unter Aufsicht eines vor meiner Zeit berenteten Kollegen, den ich vielleicht drei mal gesehen habe, unser Wohnzimmer staubsaugen. Mit einem vollen Staubsaugerbeutel und Sand in allen Ecken. Immerhin waren unsere Sofas bestimm 70 cm hoch, so dass man da fast ohne Bücken drunter saugen konnte. Er hat im breitesten schwäbisch Anweisungen und Anekdoten zum besten gegeben. Und ich grübel schon den ganzen Tag, was das wohl bedeuten mag. Zumindest meine Kollegen fanden es sehr erheiternd.

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Der Kater hat Akne. Sowas können Katzen wohl kriegen. Jetzt müssen wir den Rüpelkater täglich mit einer Salbe beschmieren, was er nicht so toll findet. Wir probieren’s mit der alten Hundeerziehungsmasche: hast Du was gut gemacht, gibt’s ein Leckerli. Bin gespannt ob er sich in zwei Tagen freiwillig hinlegt zum Eincremen.

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Fasnacht ging ohne uns rum. Eigentlich wollte ich dem Kleinen gerne die alemannische Fasnet nahebringen, aber dieses Jahr lagt Fasnacht arbeitstechnisch einfach blöd (oder die Arbeit liegt fasnachtstechnisch blöd). Wir wollten wenigstens zum mickrigen goldigen Umzug in Böbelfingen gehen. Ich hab extra den halben Tag freigemacht. Der Kleine hat sich dann aber entschlossen kurz vorher einen dreistündigen Mittagsschlaf anzutreten. Da er die Tage vorher nicht ganz fit erschien, durfte er im warmen Bett liegen bleiben und die Stunden am kalten Straßenrand wurden auf nächstes Jahr verschoben (dann vielleicht bei einem richtigen Umzug). Stattdessen durfte er dann mit uns und dem Kater zum Tierarzt. Auch nicht schlecht, oder?

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Ich fürchte ich werde alt. Ich vergesse Dinge. Z.B. die Geschwindigkeitsbegrenzung in unserer Straße. Ich hab z.B. vergessen den Garagentoröffner mitzunehmen, als ich das Car-Sharing-Auto geholt habe. Gestern morgen hab ich mir meine Handschuhe zurecht gelegt und dann vermeintlich in die Tasche gepackt. Auf dem Weg zur S-Bahn wollte ich die dann anziehen, aber in der Tasche waren sie nicht. Die lagen stattdessen zuhause und ich hatte kalte Hände. Abends sind wir zum Fressnapf gelaufen. Diesmal mit Handschuhen, obwohl es auch ohne gegangen wäre. Da stehen wir also 10 Minuten vor Ladenschluss mit 10 kg Trockenfutter an der Kasse und, tadaaa, ich hab meinen Geldbeutel vergessen. Obwohl ich mir sicher bin, den in die Tasche gepackt zu haben. Auch hier ist mir unklar, wie das passiert ist. Entweder habe ich ihn in die andere Tasche gesteckt oder ich habe ihn aus der anderen Tasche gar nicht rausgenommen, sondern nur das Handy. Jedenfalls bin ich verwirrt. Sowas passiert mir eigentlich nicht. Und dann gleich zweimal an einem Tag? Muss wohl das Alter sein.

Facebook und die Meinung

Es ist eben doch was anderes auf Facebook mal eben „gefällt mir“ zu klicken als sich tatsächlich für etwas zu engagieren. Da ist sie nun, diese vielgenannte Pro-Guttenberg-Gruppe bei Facebook. Über 310.000 Mitglieder hat sie. Das heißt, dass über 310.000 Facebooknutzer auf „gefällt mir“ geklickt haben. Macht man sich die Mühe (oder den Spaß) die Kommentare in der Gruppe zu lesen, so fällt auf, dass ein erheblicher Teil auch von Guttenberg-Gegnern stammt. Um Mitzudiskutieren muss man nämlich „gefällt mir“ klicken. Das bedeutet nun, dass die 310.000 Mitglieder keineswegs 310.000 Guttenberg-Unterstützer sind, wie es in der Presse immer wieder dargestellt wird. Als nächstes fällt auf, dass die Guttenberg-Fans wenig Argumente vorzubringen haben. Sie zitieren die Bibel („Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“) und erwähnen den Neid, den man sich hart erarbeiten muss. Sie reden von linken Zecken, von linker Hetze und von sozialistischer Presse. Sie fordern, „alle anderen“ Doktorarbeiten auch mal zu überprüfen, wobei sie selten darauf eingehen, welche anderen Doktorarbeiten sie den meinen. Tatsächlich hindert sie niemand daran, „alle anderen“ Doktorarbeiten zu überprüfen. In der Regel sind Doktorarbeiten in geeigeneter Form der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das bedeutet, jeder kann sie lesen und natürlich steht auch jedem frei Passagen daraus zu googeln. Außerdem sprechen sie davon, dass Guttenberg bitte nach seiner politischen Leistung bewertet werden soll und nicht nach einer Doktorarbeit, die ja „eh kein Mensch braucht“. Er habe Großes getan für Deutschland. Auf Nachfragen, was genau er denn getan habe und was seine politische Leistung ist, kommt nichts. Immer wieder wird drauf hingewiesen, er brächte „frischen Wind“ in die Politik. Erstaunlicherweise wird Menschen die Fähigkeit, frischen Wind irgendwo hinein zu bringen, angedichtet, sobald sie einfach nur jung sind (also unter 40). Jung sein bedeutet aber nicht zwangsläufig auch frischen Wind mit zu bringen. Und frischer Wind und konservative Politik passt ohnehin nicht so gut zusammen. Wenn ihnen dann nichts mehr zu Guttenberg einfällt und auch die Bibelzitate alle sind, weisen sie darauf hin, es sollten doch mal die „wirklichen Probleme“ in Deutschland gelöst werden. Selten werden sie konkret, was denn die „wirklichen“ Probleme sind. Manchmal werden die hohen Spritpreise genannt. (Da bin ich dann doch irgendwie froh, dass wir keine Probleme außer teurem Benzin haben.) Um aber auf das Engagement der Facebookuser zurückzukommen. In regelmäßigen Abständen kann man lesen „man sollte doch mal die Doktoarbeiten überprüfen“, „man müsste auch eine Unterschriftenaktion starten“, „kann nicht jemand eine Demo organisieren?“. Und jedesmal ist man versucht zu antworten „Mach doch!“. Aber dafür müssten sie sich ja vom Computer weg bewegen und eigentlich kommt ja nachher die Lieblingsserie und sowieso müssen sie zur Arbeit und ausgeschlafen sein. Da bleibt keine Zeit eine Revolution zu organisieren. Und so richtig seinen eigenen Name irgendwo für hergeben möchte man ja doch auch nicht. Das ist auch der Grund, warum eine dilettantisch organisierte Online-Petition der Pro-Guttenbergler gerade mal 14 Unterschriften hatte (und inzwischen gelöscht ist), wohingegen der offene Brief der Doktoranden aktuell über 50.000 Unterschriften vorweisen kann (übrigens auch meine). Und das ist dann der Unterschied zwischen denen, die „gefällt mir“ klicken und denen, die ein wirkliches Anliegen haben und sich dafür engagieren. Das ist der Grund, warum der Mitgliederstand irgendwelcher Facebookgruppen überhaupt nie eine Aussagekraft und schon gar keine politische Relevanz hat.

Wir waren am Wochenende im Zoo. Eigentlich hatte ich vor der Kombination schönes Wetter – Wochenende – Zoo – Kinderwagen immer ein bisschen Angst, aber es war tatsächlich gar nicht so schlimm. Gegen Mittag waren wir bei schönsten Frühlingswetter dort: ein Papa, drei Mamas, drei Kinder, drei Kinderwagen. Unser Kleiner war in der Straßenbahn eingeschlafen und war sehr überrascht nach dem Aufwachen Flamingos zu sehen. Da musste er gleich aussteigen und sich das genauer anschauen. Als nächstes ging es dann in die Vogelvolieren. Da war es zwischendurch etwas unübersichtlich, weil viele Leute mit Kinderwagen durch die Türen und Vorhänge wollten. Und unser Kleiner immer geradeaus den fremden Menschen hinterher. Wen interessieren schon Vögel, wenn es Vorhänge und Türen gibt. Und Vogelbäder. Da bin ich einmal mit Tür, Vorhang und Kinderwagen beschäftigt und versuche zwischen fremden Beinen meinen hellblaubejackten Sohn im Auge zu behalten, da steht er bis zu den Waden im Vogelbadetümpel. Zehn Minuten im Zoo und mein Sohn hat nasse Füße. Da ich ja eine Rabenmutter bin, habe ich kein zweites Paar Schuhe dabei. Lediglich eine zweite Strumpfhose hätte ich bieten können. Dann wäre allerdings mit rumlaufen für ihn Schluß gewesen. Aber es war ja einigermaßen warm und ich hab ihn mit den nassen Schuhen laufen lassen. Die Tiere haben ihn dann nur mäßig interressiert. Wer will schon Affen sehen, wenn man auch im Affenhaus die Rampe hoch und runter rennen kann. Und was ist spannend an Elefanten, wenn es Pfützen gibt. Und wer will Steinböcke anschauen, wenn es Treppen gibt. An den Betontreppen hat er sich dann gleich mal sein Kinn abgeschürft. Und das Blut kontinuierlich an seine Jacke geschmiert. Jetzt war er also nass und blutig. Und weil ich eine Rabenmutter bin, hatte ich weder Desinfektionsspray noch Pflaster dabei. (Und eine zweite Jacke sowieso nicht.) Dafür habe ich dann auch tadelnde Blicke von anderen (fremden) Müttern geerntet. Auch dafür, dass ich nicht immer sofort hinterher gestürmt bin, wenn der Kleine in eine andere Richtung wollte als ich. Dafür hat er aber sogar Kekse und Salzbrezeln bei Fremden abgestaubt. Weil ich ja eine Rabenmutter bin… achnee,stimmt gar nicht,  ich hatte sogar selbst Kekse und Apfel für ihn dabei. Aber das Essen von den anderen schmeckt bestimmt besser. Irgendwann war’s dann genug mit rumrennen. Also für mich. Deshalb hab ich ihn in den Wagen gesetzt und er hat auch nur ein bisschen protestiert. Für den Heimweg hat er dann die trockene Strumpfhose bekommen. Natürlich haben auch hier einige Leute komisch geschaut, dass mein Kind nur mit Strumpfhose und ohne Schuhe im Kinderwagen sitzt. Weil’s in der S-Bahn ja auch sooo kalt ist. Ein schöner Zoobesuch war das, auch wenn der Kleine die großen Katzen nicht streicheln konnte. Was er gerne getan hätte („Tata, Tata!“).

Nach dem sonnigen Samstag kam dann ein grauer und kalter Sonntag. Wir haben versucht nach draußen zu gehen, aber nach 100 Metern haben wir wieder umgedreht. Bei uns weht immer ein ordentlicher Wind. Wenn der dann mit gefühlten -5°C weht und es dann auch noch anfängt zu nieseln, da sieht sogar unser Kleiner ein, dass man mit seinem Auto sowieso besser drinnen spielen kann. Und was war jetzt mit dem Apfeldieb? Der Apfeldieb ist unser Kleiner. Da hat er gerade einen wundervoll geschälten und geschnittenen Apfel serviert bekommen, und klaut sich dann meinen ungeschälten, ungeschnittenen, den ich nur essen wollte, weil mir beim Anblick seines Apfels (geschält und geschnitten) das Wasser im Munde zusammengelaufen war. Meinen Apfel habe ich dann netterweise wiederbekommen, als noch etwa ein Fünftel davon übrig war. Natürlich großzügig eingespeichelt. Lecker…

Unthinkable (Achtung Spoiler)

Wir haben neulich Unthinkable gesehen. Ein Film, bei dem es um Folter geht. Ein Terrorist deponiert Atombomben in den USA und lässt sich dann fangen um sich foltern zu lassen. Es geht los mit den üblichen Folterpraktiken, wie man sie aus Guantanamo kennt. Aber der Terrorist schweigt. Also holen sie sich einen Oberfolterer, der dann harte Geschütze auffährt. Finger abhacken und so. Und dabei ist eine FBI-Agentin, die wohl das Gewissen sein soll. Ganz am Ende verhindert sie, dass die Kinder des Terroristen vor seinen Augen gefoltert/getötet werden und deshalb geht dann eine Bombe hoch. Und ich frag mich, was das ganze soll. Ich finde in erster Linie ist das Folterpropaganda. Die FBI-Agentin äußert zwar immer wieder ihre Bedenken, verhindert aber die Folter nicht. Sie schaut zu, wie der Folterer die Frau des Terroristen tötet, regt sich auf und steht fünf Minuten später bei der nächsten Folteraktion wieder hinter dem Folterer (bildlich und im übertragenden Sinne). Der Terrorist hat sich freiwillig einfangen lassen, weiß auf was er sich einlässt. Das heißt, dass er trotz Folter nie die Fäden aus der Hand gibt. Er sagt nicht, was sie wissen wollen, sondern was sie wissen sollen. Der Film zeigt also, dass man bei Terroristen mit „normaler“ Folter nicht weit kommt. Man muss schon härtere Geschütze auffahren, z.B. seine Familie töten. Und auch wer eigentlich dagegen ist, muss sich am Ende fürs Foltern entscheiden, weil es der guten Sache dient. Verhandeln ist keine Option. Ich finde die Botschaft sehr fragwürdig und kann die vielen guten Bewertungen und Kritiken nicht nachvollziehen. Überall liest man, der Film rege zum Nachdenken an und schildert das Dilemma, wie weit man gehen darf um Menschen zu retten. Allerdings ist das geschilderte Dilemma folgendes: darf ich unschuldige Kinder foltern, weil sie zufällig einen Terrorist zum Vater haben, damit eine Million Amerikaner nicht mit einer Bombe hochgehen? Der Film fragt nicht: ist Foltern ok, wenn damit Menschen gerettet werden können, sondern er fragt: wie weit darf ich beim Foltern gehen. Das finde ich erschreckend. Sind wir in der Folterdiskussion schon so weit, dass ein bisschen Foltern sowieso ok ist? Dass am Ende die Bombe hochgeht, hat nichts damit zu tun, dass nicht bis zum letzten gefoltert wurde, sondern damit, dass mit Terroristen nicht verhandelt wird. Was wenn er nur ein Schokoeis gewollt hätte? Wer sind wir, dass wir lieber foltern als zu reden?

Immer wieder neues

Der Kleine kann jetzt Türen aufmachen. Und Licht anmachen. Und aus seinem Bett klettern. Das bedeutet, er steht jetzt alleine auf, wenn er wach ist. Ganz leise, so dass noch nicht mal das Babyphone anspringt. Da kann es dann schonmal passieren, dass man irgendwann wach wird, im Wohnzimmer Licht und Fernseher an ist und der Kleine sich da ganz brav alleine vergnügt. Oder er kommt einem im dunklen Flur entgegen, wenn man sich morgens aus dem Bett quält. Wir müssen jetzt nur immer aufpassen, dass die Wohnungstür abgeschlossen ist und abends keine halbausgetrunkenen kinderuntauglichen Getränke stehenbleiben.

Juhu, wir dürfen abschreiben!

Eben bei SPON über den „Mogelminister“ gelesen.

„Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat.“ Er habe die Arbeit in einem Zeitraum von sieben Jahren neben seiner Tätigkeit als Politiker und seinen Verpflichtungen als junger Familienvater angefertigt.

Sagt der zu seinen Kindern dann auch:

„Ja, heute hast Du schon soviel Geige geübt und die Deutschhausaufgaben waren ja auch viel. Klar kannst Du da morgen die Englischhausaufgaben von deinem Banknachbar abschreiben.“

Familienvater, Politiker und dann auch noch eine Dissertation. Der Mann hat schon ein schweres Leben…
Hey, ich darf lästern, ich bin auch Familienmutter (warum gibt es dieses Wort eigentlich nicht), berufstätig und hab meine Doktorarbeit auch ohne Abschreiben hingekriegt. Ich frag mich ohnehin, was der über 400 Seiten lang zu sagen hatte. Hätte wahrscheinlich auch auf 150 Seiten gepasst und dann ohne Abschreiben. Politiker eben.

Von Ratgebern

Lesen bildet, heißt es. Aber Lesen verunsichert auch. Ich habe neulich hier im Netz beim Stöbern was zu den Wachstumsschüben von Babys gelesen. Es gibt da wohl so ein Buch, in dem „Wachstumsschübe“ zu verschiedenen Zeitpunkten beschrieben werden. Der letzte beim 17 Monate alten Kind. Wir sind da also schon komplett drüber weg. Tatsächlich sind diese Wachstumsschübe wohl Entwicklungsschübe. Die Kinder sind dann unruhig, wollen nicht essen oder schlafen schlecht. Und da gibt es tatsächlich Mütter, die sich an diesem Buch entlanghangeln und sich vor dem nächsten Schub fürchten. Also mein Kind hat jetzt alle diese Schübe mitgemacht und ich hab’s nicht mitgekriegt. Klar, war er manchmal quengelig und klar gab es Zeiten wo er schlecht schlief. Aber irgendwie habe ich mir jetzt keinen Kopf darüber gemacht und mich mit irgendwelchen Ratgeberbüchern rückversichert, dass das auch alles so richtig ist. Wenn er schlecht schläft, kann das natürlich an einem Entwicklungsschub liegen. Oder an einem neuen Zahn, einem querliegenden Pups, einer sich anbahnenden Erkältung oder einem schlechten Traum. Und wenn er nicht essen will, kann das auch an einem Entwicklungsschub liegen. Oder daran, dass er keinen Hunger hat, keinen Appetit auf das angebotene Essen oder schlicht keine Lust. Klar, manchmal googelt man was, aber diese Ratgeberbücher wie eine Bibel zu behandeln, ist mir fremd. Ich hab auch nicht viele davon gelesen. Wir haben Babyjahre, aber das ist auch schon alles. Am Anfang hatte ich mal Ambitionen das Buch ganz zu lesen, dann hab ich doch nur das gelesen, was mich betraf. Und jetzt seit einer ganzen Weile nichts mehr. Irgendwie ist das Ratgeber lesen doch ähnlich wie der Kindervergleich auf dem Spielplatz. Mein Kind kann mehr, als es können müsste und mehr als Deins sowieso. Das führt doch nur dazu, dass man auf Dinge wartet, bzw. Dinge von seinem Kind erwartet. Dabei lebt man mit der Einstellung „mein Kind kann, was es kann“ viel besser. Unser Kleiner ist früh gelaufen. Manchmal kam mir der Gedanke, dass es doch furchtbar anstrengend sein muss, wenn ein Kind mit fast anderthalb noch nicht läuft. Und im Gegenzug habe ich mich dann immer gleich gefragt, ob Mütter mit spät laufenden und früh plappernden Kinder die Vorstellung anstrengend fänden, ein Kind zu haben, dass mit anderthalb nur drei Worte spricht. Vermutlich ist beides anstrengend. Aber man wächst ja mit seinen Aufgaben, bzw. ist es so gewohnt, wie es ist. Und solange man nicht das  Gefühl hat, mit dem Kind stimmt was nicht, bringt das ständige Lesen in Ratgebern nichts. Wobei vermutlich der Kinderarzt hier dem Ratgeberbuch vorzuziehen wäre. Aber zurück zu „mein Kind kann, was es kann“. Nicht, dass das hier jetzt missverstanden wird. Das heißt nicht, dass man sein Kind nicht fördern oder ermutigen sollte. Man soll ihm schon zeigen, wie man Legotürme baut oder den Brummkreisel dreht, aber man sollte nicht krampfhaft versuchen, dass Kind zum Türmchen bauen zu motivieren, nur weil die Lisa aus der Krabbelgruppe das schon so toll kann oder in einem schlauen Buch steht, dass es das nun können muss. Einfach anbieten und wenn es dann will, wird es schon machen.

Deine Lakaien

Ich war gestern abend bei Deine Lakaien im Theaterhaus. Vor ein paar Monaten bin ich eher zufällig auf den Konzerttermin gestoßen. Es war ein Ersatzkonzert für eines, was im Oktober ausgefallen ist. Das im Oktober hätte ich verpasst, so kam mir das gerade recht. Ich hatte sogar noch einen Theaterhausgutschein. Hat also alles perfekt gepasst. Da ich hier im Großraum Stuttgart niemanden kenne, der solche Musik mag und unter der Woche kein guter Zeitpunkt ist, um durch Deutschland zu gondeln, bin ich eben alleine hingegangen. Wie ich bereits vermutet hatte, war es ein bestuhltes Konzert. Hatte ich noch nie, war aber sehr angenehm. Für das alternde Publikum der alternden Musiker doch genau richtig. Ich hatte auch noch nie so einen guten Blick auf die Bühne. Wenn man nämlich unter 1,70 m groß ist, sieht man bei Konzerten, je nach Bühnenhöhe, die Musiker erst ab der Hüfte oder der Brust. Alles andere wird von Kopfen und Händen verdeckt. Im Theaterhaus hat man von allen Sitzplätzen aus gute Sicht auf die Bühne.
Deine Lakaien hatten einen Gitarrist und zwei Streicher mit dabei. Gespielt haben sie natürlich viel von ihrem neuen Album, was ich gar nicht kenne (außer vereinzelten Songs, die ich mal bei Youtube angeschaut habe). Sind schöne Sachen dabei. Lustig war, als hinter mir einer meinte, sie sollten jetzt auch mal was altes spielen und zufrieden war, als dann Return kam. Das Lied ist zwar tatächlich schon von 1999, zählt für mich aber trotzdem zu den neueren Sachen. Die alten Sachen sind für mich Dark Star, Forest Enter Exit und Winter Fish Testosterone. Also praktisch die Sachen, die es schon gab, bevor ich Deine Lakaien kennengelernt habe. Aber auch die wurden beim Konzert nicht vernachlässigt. In der zweiten Zugabe spielten sie Colour-Ize, das erste Lied auf ihrer ersten CD. Das ist von 1986. Die stehen also schon seit 25 Jahren zusammen auf der Bühne. Wenn man sieht, wie schüchtern Ernst Horn seinen Applaus entgegen nimmt, kann man sich das kaum vorstellen. Das Konzert hat Spaß gemacht. Ich kann es nur jedem weiterempfehlen. Ein paar Termine gibt es noch. Und wer weiß, wann die Herren mal beschließen in Rente zu gehen.

Ich hatte es vermutet…

Is your cat plotting to kill you?

Die Nachbarschaft

Ich war diese Woche auf einem Nachbarschaftsstammtisch. Der findet seit ein paar Monaten regelmäßig statt und endlich habe ich es auch mal geschafft. Eine seltsame Veranstaltung, bei der ich mich etwas fehl am Platz fühlte. Zwischen den ganzen Einfamilienhausbesitzern („Habt ihr auch Probleme mit Mäusen?“, „Sind Eure Fenster auch immer so schmutzig?“), Selbstdarstellern („ICH organisiere dann mal einen Fussballnachmittag für Kinder!“) und übermotivierten Fast-Rentnern („Also Mittwochs treffen wir uns zum Walken.“, „Nächstes Mal kommt dann jemand und hält einen Vortrag über…“) konnte ich mich noch am ehesten mit den jungen Eltern identifizieren. Die sprachen sogar ein konkretes Problem an. Im Bebauungsplan des Wohngebiets waren Kindergarten und Schule eingetragen. Die Schule ist inzwischen fast fertig gebaut. Nur waren wir nicht als einzige überrascht, als mitgeteilt wurde, dass es sich hierbei nicht etwa um eine Grundschule, sondern um eine Berufsschule handelt. Die nächste Grundschule ist über einen Kilometer entfernt. Vermutlich kann man von Grundschülern erwarten  eine solche Strecke zu laufen. Allerdings sind dabei mehrere stark befahrene Straßen zu überqueren und es geht ordentlich bergauf. Die Eltern der schulpflichtigen oder fast schulpflichtigen Kinder haben sich deshalb schon mit Stadt und Landkreis in Verbindung gesetzt. Einen Schulbus wird es nicht geben. Dafür ist die Polizei mit ein paar Kindern den Weg abgelaufen, um ihnen den sichersten Weg zu zeigen. Bei der Überquerung der ersten Straße fiel der Polizei auf, dass die Grünphase der Fußgängerampel kürzer ist als vorgeschrieben. Eigentlich muss man drüberrennen, um nicht die Hälfte der Straße bei rot zu überqueren. Auf die Verkehrsinsel in der Mitte der Straße passen maximal zwei Personen. Hat man die Straße geschafft, läuft man eine Weile auf einem Fußweg, der an zwei Stellen als Ein- und Ausfahrt eines Parkhauses dient. Schlecht einsehbar natürlich. Dann müssen wieder zwei Straßen überquert werden. Teilweise ohne Ampel. Da wo eine Ampel ist, ist sie ungünstig geschaltet. Die vordere Ampel grün, die hintere rot und die Verkehrsinsel winzig. Oder eben umgekehrt. Und dann geht es noch ordentlich den Berg hoch. Kinder brauchen für die Strecke etwa eine halbe Stunde. Unterrichtsbeginn ist teilweise schon um 7:45 Uhr, d.h. die Eltern schicken ihre Kinder um kurz nach sieben aus dem Haus. Im Winter ist es da noch dunkel und der Fußweg in unserem Wohngebiet hat keine Straßenbeleuchtung. Alles nicht so optimal, ich kann verstehen, dass die Eltern besorgt sind. Darüber wurde nun bei diesem Stammtisch diskutiert. Das war ganz herrlich zum Kopfschütteln. „Mir sin des früher au gloffe!“, „Wenn die Leute heute meinen, ihre Kinder könnten mit fünf schon in die Schule gehen, dann sollten sie auch dafür sorgen, dass ihre Kinder dann mit dem Straßenverkehr umgehen können!“, „Die Kinder brauchen doch eh Bewegung!“. Dabei geht ist nicht um die Länge der Strecke und auch nicht darum, die Kinder vom Straßenverkehr fernzuhalten, sondern darum, dass die Situation für Fußgänger in Böbelfingen schrecklich ist. Teilweise steht man einfach auf der Straße, während man auf grün wartet, weil es noch nicht mal Verkehrsinseln gibt. Die Autos fahren oft zu schnell und biegen mal eben noch bei dunkelorange ohne zu schauen ab. Ist uns alles nicht erst einmal passiert.
Bisher ist nur ein Bruchteil des Wohngebiets bebaut. In den nächsten 10 Jahren ist der Zuzug von vielen jungen Familien zu erwarten. Der geplante Kindergarten bietet Platz für 90 Kinder. Aber an eine Schule oder einen gesicherten Schulweg hat niemand gedacht? Der Vorschlag des Landkreises war, die Eltern sollten doch einen Vertrag mit einem Taxiunternehmen machen. Die fahren die Kinder dann zur Schule, für sechs Euro pro Taxi. Macht bei vollbesetztem Taxi also 1,50 pro Kind und Fahrt. Also 60 Euro im Monat pro Kind. Na danke, für mehr als ein Kind, kann man sich das aber nicht leisten. Aber bei unserer durchschnittlichen Verweildauer in einer Wohnung, bin ich guter Dinge, dass wir zum Schuleintritt des Kleinen bereits woanders wohnen.
Das war er also, mein erster Stammtisch. Ich wurde noch belehrt, dass ich mir die Glasscherben auf dem Kinderspielplatz einbilde und am Ende wurden alle zu einem Gruppenfoto genötigt, welches im neuen Flyer veröffentlich werden soll. Selbstverständlich hat niemand gefragt, ob man mit der Veröffentlichung des Fotos einverstanden ist. Ich bin gespannt wie sich das weiterentwickelt.