U7-Gedanken

Bei uns steht ja demnächst auch die U7 an. Eigentlich die erste U, vor der ich mich frage, ob der Kleine auch alles kann, was er soll. Obwohl mir weder die Grob- noch die Feinmotorik Sorgen macht. Er rennt, hüpft, läuft vorwärts, rückwärts und auf Zehenspitzen, klettert, wirft seine Bälle ohne Probleme übers Balkongeländer, spielt Fussball, dass er Achtjährige ins Schwitzen bringt, baut hohe Bauklotz- und Legotürme, schraubt Zahnpasta auf und verteilt sie sich als Creme im Gesicht, macht alleine seine Schuhe auf, kann Mütze, Socken und Jacke alleine ausziehen, kriegt Reißverschlüsse auf und kann fachmännisch meinen Rubikswürfel zerlegen. Dafür hat er’s eben nicht so mit dem Reden. Er kann seine Körperteile benennen und auf Nachfrage zeigen, er reagiert auf Anweisungen wie „Setz Dich hin!“, „Warte kurz.“, „Mach die Tür wieder zu.“, „Geh zum Aufzug“, „Mach langsam“, aber beantwortet bisher selten Fragen (und grundsätzlich mit „nein“) und seinen Namen sagt er auch nicht. Zweiwortsätze … hm … zählt auch „Ich grai“ (fragt mich bloß nicht, was das heißt)? Mehrzahl verwenden …puh… was ist denn die Mehrzahl von „Ma“ (Banane)? Auch „Ma“? Dann ja.

Wenn man so durch die anderen Muttiblogs stöbert und liest, was deren Kleine schon alles erzählen, da kann man sich dann schon mal ein bisschen gruseln vor der U7. Und plötzlich kriegt man dann vor Augen gehalten, auf welch hohem Niveau man jammert. Gestern abend trafen wir eine der Spielplatzfreundinnen des Kleinen. Die geht schon in die erste Klasse. Gestern war sie mit Eltern und ihrer kleinen Schwester da. Die Kleine Schwester ist schon zwei, also etwas älter als unser Kleiner. Sie läuft fast nicht, obwohl der Vater mir versicherte, dass sie in der Wohnung besser und mehr läuft. Sprechen tut sie auch kaum. Da wurde mir klar, dass mein Bild der Bandbreite dessen, was Zweijährige können, verzerrt war. Unser Kleiner kann vielleicht nicht alles, aber er kann sehr viel und das gut. Also gibt es keinen Grund nervös zu sein vor der U7. Bemerkenswert war auch, dass die Erkenntnis „So können Zweijährige also auch sein“ in meinem Gesicht vermutlich eben so deutlich abzulesen war, wie in den Gesichtern der Spielplatzfreundineltern.

Schon fast weg

Wir befinden uns gerade akut in Urlaubsvorbereitungen.  Am Samstag fahren wir die Katzen in ihr Urlaubsdomizil und am Sonntag mitten in der Nacht, geht’s für uns dann auch los. Ein bisschen grusel ich mich davor, den Kleinen um vier Uhr zu wecken, aber der Flieger geht schon vor sechs. S-Bahnen fahren natürlich noch keine zu den frühen Flügen. Die Taxiunternehmen freuen sich. Ich bin auch gespannt, wie wir nach einer kurzen Nacht und einem Zweieinhalbstundenflug mit einem übernächtigten Kleinkind drauf sind, wenn wir in Spanien ankommen. Weil wir das billigste Billigticket gebucht haben, dürfen wir uns unsere Sitzplätze erst beim Einchecken aussuchen. Wenn jetzt alle anderen Passagiere sich ihre Plätze vorher gebucht haben, kann es natürlich passieren, dass wir keine Plätze nebeneinander bekommen. Vielleicht halten sie ja ein paar Reihen für Familien frei. Wir werden sehen.

Im Moment hoffe ich nur, dass niemand von uns noch krank wird. Wir haben zwar eine Rücktrittsversicherung für den Flug gemacht, aber doof wäre es trotzdem. Letztes Jahr hat der Kleine sich kurz vorm Urlaub in der Badewanne die Stirn aufgeschlagen (wir konnten aber trotzdem fliegen). Ganz passend dazu hat sich unsere Katze vorgestern abend den Schwanz am Balkonstuhl zwischen Rücken- und Armlehne eingeklemmt. Sie hing also an ihrem Schwanz in der Luft und hat panisch geschrien. Wir saßen gemütlich auf dem Sofa und dachten die Katzen prügeln sich. Als ich dann den Kater vor der Tür sitzen sah, wie er mit großen Augen auf den Balkon starrte, sind wir schnell nachschauen gegangen. Ich dachte die Katze kämpft da mit einem Mungo, einem Bussard oder gar dem Teufel, so hat sie geschrien. (So hat übrigens auch der Kater geschaut). D. hat sich todesmutig auf den Balkon gestürzt und die arme Katze vom Stuhl befreit. Die Katze war so in Panik, dass sie ihn in den Arm gebissen hat und dann unters Bett im Schlafzimmer geflitzt ist. Der Kater hinterher. Meinen kreidebleichen Mann habe ich aufs Sofa verfrachtet und seine Wunden begutachtet. Dann wollte ich nach den Katzen schauen und wurde vom Kater angefaucht. Leider erinnerte ich mich dran, dass der Kater nach einem Biss seiner Schwester mal eine üble Infektion hatte. Wenn man Katzenbiss googelt, macht das auch nicht gerade Mut. Von 50%iger Wahrscheinlichkeit für eine Infektion wird geredet, von Antibiotikainfusionen, Operationen und Beinaheamputationen. Und wir haben noch nicht mal Desinfektionsmittel im Haus. Wir haben also gekühlt und Kamille drauf gelegt und gehofft. Anderthalb Tage später zeigt sich immer noch keine Entzündung und wir hoffen, dass wenigstens das an uns vorüber gegangen ist. Die Katze hat es wohl auch ganz gut überstanden, obwohl sie gestern ein bisschen humpelte. Der Kater war allerdings völlig schockiert. Während die Katze relativ schnell unterm Bett wieder vorkam und sich hat streicheln lassen, war vom Kater nichts zu sehen. Als ich ins Bett gegangen bin, hatt er sich gerade unterm Bett vorgetraut. Sein Schwanz war zu Biberschwanzgröße aufgeplustert und der komplette Rückekamm mit aufgestellt (was ich beim Kater noch nie gesehen habe). Als ich näher kommen wollte, ist er geduckt rückwärts gekrochen und wollte schon fast wieder unterm Bett verschwinden. Auch gut zureden hat nicht geholfen, er blieb weiter vorsichtig. Erst als seine Schwester kam und ihn ein bisschen geschleckt hatte, traute er sich dicht hinter ihr das Schlafzimmer zu verlassen. Und ich frag mich, ob die Katze vielleicht wirklich mit dem Teufel gekämpft hat und der Kater so verstört war, weil er das, im Gegensatz zu uns, gesehen hat. (Ja, ich weiß, ich schau zu viele Horrorfilme).

Ansonsten kämpfe ich noch mit Vorbereitungen für Dienstreisen direkt nach unserem Urlaub, mit Dingen, die noch fertig werden müssen und damit, Aufgaben zu verteilen, die unbedingt jemand machen muss, während ich weg bin.

Das mit den Autos

Als wir noch in KA wohnten, kannte ich wenig Leute mit eigenem Auto. Sogar Leute mit gutem Einkommen verzichten darauf. Und wer doch ein Auto hat, der nutzt es selten, weil man mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln meistens besser bedient ist. Seit wir in den Großraum Stuttgart gezogen sind, werden wir permanent mit großen Augen angeschaut, wenn wir erzählen kein Auto zu haben. Besonders beliebt ist die erstaunte Nachfrage „Ja, gar keins?“ Nein, gar keins. Oder doch, viele kleine Spielzeugautos und ein Bobbycar. Neulich kam ich mit Kollegen wieder darauf, als sie das Problem erläuterten, dass die Klappboxen immer im falschen Auto oder zuhause sind, wenn man mit dem Einkäufen ratlos vorm Auto steht. Ich erzähle dann immer, das wir das Problem so nicht haben. Gerne werden wir dann gefragt, wie wir Getränke kaufen. Ganz einfach, wir tragen die. Klar kommt es oft vor, dass wir dann vier Liter Milch, vier Liter Saft und neun Liter Sprudel nach Hause tragen müssen (dazu evtl. dann noch 2 kg Karotten, 1kg Mehl, 1 kg Äpfel und der restliche übliche Einkauf). Aber ein paar Liter passen unten in den Kinderwagen. Und ansonsten habe ich eben einen Mann mit sehr muskelbepackten Armen (ganz ohne Fitnessstudio). Wir laufen ungefähr zehn Minuten zum Aldi oder Rewe. Die Entfernung ist gerade noch annehmbar. „Wir können ohne Auto nicht einkaufen, weil es bei uns gar keinen Laden gibt.“ Auch das hört man oft. Ich versuche dann zu erläutern, dass man eben anders planen muss, wenn man sein Leben ohne Auto gestalten möchte. Wir haben uns eine Wohnung gesucht, von der aus ich mit der S-Bahn direkt zur Arbeit fahren kann. Ohne umsteigen und vor allem ohne den Bus zu benutzen. Busverbindungen sind oft nur halbstündig und wenn die S-Bahn zu spät kommt, verpasst man den Anschluss. Bis zu zwanzig Laufminuten zur S-Bahn-Haltestelle wären akzeptabel gewesen (aktuell habe ich 6 Minuten). Das nächste Kriterium waren dann die Einkaufsmöglichkeiten. Wo gibt es Lebensmittel, wo einen Drogeriemarkt. Auch hier sollte die Laufentfernung nicht mehr als fünfzehn Minuten sein, wobei natürlich vor allem die Lebensmittel wichtig sind. Auch ist wichtig, wie die Wohnung bezüglich der Einkaufsmöglichkeiten liegt. Es ist vielleicht schön auf dem Berg zu wohnen, aber es ist sehr ungeschickt, wenn man die 17 Liter Getränke da hoch tragen muss, bzw. hoch schieben, zusätzlich zum 14 kg Kind. Wenn mir also jemand erzählt, er bräuchte das Auto, weil er ohne Auto nicht einkaufen kann, dann sage ich nur, er hätte auch eine andere Wohnung wählen können. Vermutlich ist unsere Wohnung teurer als eine in einem Kaff ohne Einkaufsmöglichkeit. Die Anschaffung und Haltung eines Autos wäre aber noch teurer. Leider mussten auch wir lernen, dass das Leben im Großraum Stuttgart ohne Auto lange nicht so einfach ist, wie in KA. Z.B. können wir hier nicht ohne Auto zum Tierarzt. Deshalb nutzen wir immer wieder mal das Carsharing. Insgeheim wünsch ich mir manchmal ein Auto, aber noch schöner wäre es, wieder in einer weniger autofixierten Umgebung zu leben.

Messmesse

Ich war gestern mit zwei Kollegen bei der Control in Stuttgart. Das ist eine Messe für Qualitätssicherung. Wir bekommen jedes Jahr zahllose Einladungen und kostenlose Eintrittskarten von Geräteherstellern und Forschungspartnern. Es geht auch fast jedes Jahr jemand von uns hin, um sich neue Geräte zeigen zu lassen und mal zu schauen, was es neues auf dem Markt gibt. Wir sind direkt aus dem Büro hingegangen und waren etwas underdressed, was wir aber auch aus den vorherigen Jahren schon kannten. Erstaunlich fand ich, wie unterschiedlich wir behandelt wurden. Als erstes waren wir am Stand des Herstellers (Olympus), dessen Einladungen wir verwendet hatten. Wir hatten Fragen zu Geräten. Leider so exotische Fragen, dass sie die Geräte, die wir sehen wollten, gar nicht dabei hatten. Trotzdem waren sie nett und freundlich und haben angeboten, die Geräte bei uns im Haus vorzuführen. Und als wir eine halbe Stunde später wieder am Stand standen, weil uns nochwas eingefallen war, gab es wieder anständig Auskunft. Ganz anders war das bei GE. Wir standen eine Weile an einem Exponat (einem Rohrleitungsmanipulator). Neben uns hat einer der GE-Mitarbeiter jemand anderen beraten und ist dann mit ihm weggegangen. Wir standen da nun alleine. Schließlich bewegte sich ein ander GE-Kerl in unsere Richtung. Er stellte sich an den Computer neben uns, ohne uns eines Blickes zu würdigen. So, als wolle er nur verhindern, dass wir was klauen, aber beraten wollte er uns nicht. Dann sind wir eben weitergegangen. Wir können unser Geld schließlich auch woanders investieren.

Auch sehr bemerkenswert war, wie man auf der Messe als Frau behandelt wurde. So wurde bei mindestens einer Firma nur unser männlicher Kollege mit Handschlag begrüßt und alle technischen Details wurden mit ihm besprochen. Besonders erschreckend war es bei Heidenhain. Unser Kollege hatte eine konkrete Frage und wurde dann von einem Mitarbeiter einen Meter weiter zu einem Tisch geführt, wo sie etwas aufgezeichnet haben. Meine Kollegin und ich standen am Rande des Messestandes und haben uns die Ausstellungsstücke angeschaut. Schließlich kam eine Heidenhain-Mitarbeiterin und fragte uns, ob wir zu dem Herrn gehören. Wir bejahten das, war ja schließlich so. Daraufhin hat sie sich aber sofort umgedreht und ist woanders hin gegangen. „Die hat und gerade gefragt, ob wir die dekorativen Anhängsel sind.“ meinte ich zu meiner Kollegin, die daraufhin zu lachen anfing. Manchmal wäre es doch ganz hilfreich sich seinen Titel auf die Stirn zu tätowieren.

Also liebe Messeaussteller, merkt Euch folgendes (dann klappt’s im nächsten Jahr besser mit uns):

Kleider machen zwar Leute, aber manchmal haben auch die Leute in Jeans Geld zum Ausgeben. Und manchmal haben sogar auch Frauen Fachkompetenz.

Ein normaler Mensch bleiben!


Wo sie Recht hat, hat sie Recht, die Kleine. Eigentlich die einzig sinnvolle Antwort, auf die Frage, was man denn mal werden möchte, wenn man groß ist.

Zusammenfassung

Der Kleine hat sich endlich entschlossen, dass es doch einfacher ist, wenn er die Sprache verwendet, in der wir auch kommunizieren. Im Moment zwar noch ziemlich einsilbig, aber das wird schon noch. Neulich waren wir auf einer Party. Außer unserem Kleinen waren da noch drei andere kleine Jungs, alle zwischen bald zwei und gerade zwei. Das war ein Spaß. Nach dem einen Tag hatte unserer eine Beule an der Stirn (beim Tanzen frontal mit einem anderen Kind zusammengestoßen), eine aufgeschürfte Stirn und Backe (beim Klettern auf einer Mauer zu zweit ist irgendwann einer runter gefallen, natürlich auf die Seite mit dem Schotterweg, statt auf die Wiese) und überall Sand (einer der Jungs hat sehr freigiebig Sandduschen für alle anderen verteilt). Aber er hatte Spaß. Ich wurde gefragt, ob er überhaupt vor irgendwas Angst hat und ob er auch manchmal weint. Nach dem Zusammenstoß hatte er zwar die Beule an der Stirn, aber das andere Kind hat geweint. Und nach seinem Sturz von der Mauer, wollte er nichtmal auf ein feuchtes Tuch zum Kühlen warten, sondern nach kurzem getröstet werden gleich wieder weiter zum Fussballspielen.

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Ostern war ruhig und sonnig. Wir waren viel auf dem Spielplatz, auf dem inzwischen auch wieder das Wasser angestellt ist. Das bedeutet, dass wir zur Standardspielplatzausrüstung (Schaufeln, Eimer, Ball, Lastwagen) auch noch Gummistiefel und Wechselklamotten mitnehmen müssen. Die großen Kinder bauen nämlich immer so tolle Staudämme, dass unser Kleiner bis zu den Knien im Wasser steht. Und wenn er dann mit seinen Riesengummistiefeln drin rumrennt, dann legt er sich auch schon mal der Länge nach rein. Leider ist eben doch noch nicht Hochsommer, sondern Frühjahr mit kaltem Wind.

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Heute geht’s in die Heimat. Sommerschuhe bei Ricosta kaufen. In zwei Wochen fliegen wir nämlich nach Spanien, wo hoffentlich schon richtig Sommer ist. Nochmal die billigen Preise ausnutzen, solange der Kleine noch nicht zwei ist. Sehr seltsam schon so früh im Jahr Urlaub zu machen, wo wir sonst eher Septemberurlauber sind.

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Hier war heute morgen Polizei und die Straße abgesperrt. Von weitem sah es aus, als hätten sie auf dem großen Parkplatz gegenüber von uns eine Leiche gefunden. Mal abwarten, ob es mal was dazu zu lesen gibt.

So, ich geh dann mal Sachen für Zuhause packen.

Befristen und befristen

Man weiß nicht recht, wo es hinführen soll. Wo ich arbeite, wird im Moment an allen Ecken gespart. Investitionen gibt es schon lange nur noch schwer, aktuell gar nicht mehr. Das neueste ist nun, dass es unbefristete Verträge nur noch in seltenen Ausnahmefällen gibt. Eine bisherige Sonderregelung wurde gestrichen. Im Gesetz steht, dass Befristungen über einen längeren Zeitraum als zwei Jahre (und das dann zweimalig verlängert) ohne sachlichen Grund nicht zulässig sind. Eigentlich sollten befristete Verträge die Ausnahme sein. Hier ist es leider die Regel. Von höherer Stelle wurde uns mitgeteilt, wenn ein Vertrag nicht verlängert werden kann, weil es keinen sachlichen Grund für eine Befristung gibt, dann soll eben jemand neues eingestellt werden. Diese Vorgehensweise ist höchst ineffizient. Sobald die Leute eingearbeitet sind, soll man sie durch neue ersetzen. So ist ein vernünftiges Arbeiten kaum möglich. Außerdem ergibt sich daraus ein konkretes Nachwuchsproblem. Bisher konnten wir die jungen Ingenieure wenigstens mit einem sicheren Arbeitsverhältnis locken. Nun bieten wir also keine langfristige Sicherheit und konkurrieren mit wesentlich höheren Gehältern in der Industrie. Ich hoffe, dass diejenigen, die das entschieden haben, noch zur Vernunft kommen. Man kann sich nämlich auch kaputtsparen.

Schriftlich und mündlich

Irgendwann Anfang des Jahres habe ich einen Artikel im Zeit-Magazin gelesen, wo die übermäßige Bewertung mündlicher Leistungen in der Schule kritisiert wird. Ich kann mich erinnern, dass mich selbst das in der Schule auch schon gestört hat. Da gab es die Noten aus den Klausuren und dann hat der Lehrer anhand subjektiver Empfindungen eine Note für die mündliche Leistung gegeben, die dann genau gleich stark in die Gesamtnote einfloss, wie die Klausurnoten. Meine mündlichen Leistungen in der Schule waren eher schlecht. Das lag nicht daran, dass ich keine Antwort hätte geben können, ich wollte schlicht nicht. Wenn der Lehrer eine Frage zu bereits behandeltem Stoff stellte, fand ich es einfach unnötig mich zu melden. Warum soll man der Klasse etwas mitteilen, was die Klasse ohnehin schon weiß. Und wenn der Lehrer eine Frage zu neuem Stoff gestellt hat, kannte man die Antwort meistens nicht. Ein Mitschüler hat dann immer wie wild angefangen im Buch zu blättern, bis er die Antwort gefunden hatte. Der Lehrer war begeistert über den schlauen Schüler und alle anderen entsetzt über den dummen Lehrer, der so einen einfachen Trick nicht durchschaute. Aber es gibt ja auch noch die Fächer, bei denen die Mitarbeit sehr wichtig ist, wo disskutiert werden soll. Ethik war so ein Fach. Im ersten Jahr waren wir im Ethikkurs 30 Schüler. 30 Schüler und eine Lehrerin, die angeregt diskutieren sollen. Wir waren sogar angehalten, aktuelle Themen mit in den Unterricht zu bringen. Die Diskussionen liefen meistens so ab. Eine Schülerin meldete sich und machte eine Aussage, die stets mit „Ich würde sagen, dass …“ begann. (Später mal hat ein Deutschlehrer versucht das auszutreiben. „Entweder du sagst es oder du sagst es nicht. Ein „würde sagen“ gibt es nicht!“) Dann meldete sich die nächste und bestätigte die Aussage der ersten „Also, ich würd‘ auch sagen…“. Und dann die nächste und die nächste. Und die nächste. Fünf Wortmeldungen mit ein und derselben Aussage. Vielleicht hatte man Glück und die nächste Wortmeldung brachte einen neuen Gesichtspunkt, meistens aber eher nicht. Ich fand diese Diskussionen unglaublich langweilig und ermüdend. Und deshalb hatte ich auch selten Lust mich daran zu beteiligen. Dazu kam, dass mit Vorliebe über Themen disskutiert wurde, von denen niemand wirklich Ahnung hat. Einmal war es die Gentechnik. Nachdem unsere Lehrerin schon eine haarsträubende Behauptung als Tatsache hingestellt hatte, meldete sich eine Mitschülerin und meinte: „Ich find das schon gut, weil dann kann man ja Krankheiten schon im Mutterleib heilen.“ Beifälliges Gemurmel und zustimmendes Nicken. Und ich schau die Frau aus Lö an und möchte SOS funken. Zum Glück waren einige Lehrer bei der Notengebung alles andere als objektiv. Kaum einer gibt einen die verdienten 5 Punkte mündlich, wenn man schriftlich auf 15 steht. Beim Geschichtslehrer bekamen blonde Mädchen zwei Punkte geschenkt, bei der Ethiklehrerin Jungs zwei Punkte abgezogen. Warum ist die mündliche Leistung überhaupt wichtig für die Note? Sie lässt sich nicht objektiv bewerten und sie ist kein Indikator dafür, wie gut man sich präsentieren kann oder wie kommunikativ man ist. Dass man zu Themen schweigt, von denen man keine Ahnung hat, ist für alle Beteiligten viel angenehmer. Obwohl ich mich aus den lästigen Ethikdisskussionen rausgehalten habe, bin ich nun doch in der Lage ganz annehmbare Vorträge zu halten und 90 Minuten vor Studenten zu reden. Und dennoch entscheidet manchmal die mündliche Note über Erfolg oder Scheitern eines Schülers. Ist das richtig?

Was juckt mich Brangelina?

Manchmal finde ich die Medienmanipulation schon sehr durchschaubar. Schlimmer aber ist, dass sie trotzdem funktioniert. Ein Beispiel hierfür ist Brangelina (wer’s nicht weiß: Brad Pitt und Angelina Jolie). Vor einigen Jahren hat also diese Angelina es geschafft, Brad Pitt aus seiner Vorzeigeehe mit Rachel Jennifer Aniston zu locken. Und irgendwie entstand damals das Gefühl, dass das nicht richtig sei. Und dieses Gefühl wird nun immer wieder mit Klatschberichten gefüttert. Da wird erzählt, was Angelina für eine schlechte Mutter und schlechte Frau ist. Es wird verurteilt, wenn Nannys eingestellt werden und es wird verurteilt, wenn alle Kinder beim über die Welt jetten mit dabei sind. Aus den zahlreichen Paparazzifotos werden die ausgewählt, auf denen ein Kind einen Flunsch zieht. Hobbypsychologen interpretieren dann den Gesichtsausdruck und attestieren eine desaströse Kindheit. Wenn eines der Mädchen Jungklamotten trägt, wird spekuliert, dass Angelina das Kind dazu zwingt. Und wenn eine Mädchen Mädchenklamotten trägt, gibt es exakt die gleichen Spekulationen. Außerdem soll Angelina auch immer wieder fies zu Brad sein, dessen Image als toller Mensch dabei immer erhalten bleibt. Das Bild das entsteht ist also folgendes: Ein bodenständiger verheirateter Mann wird von einer Frau mit fragwürdiger Vergangenheit aus den liebenden Armen seiner Frau gerissen und fortan unterdrückt und terrorisiert. Um ihn an sich zu ketten, lässt sie sich zweimal schwängern und kauft noch ein paar Kinder aus dem Ausland dazu. Dann zwingt sie ihn Vater und Hausmann zu spielen, während sie sich ihrer Karriere widmet, die Rabenmutter. Davon darf man in regelmäßigen Abständen lesen und immer hofft man, dass der arme Kerl sich doch mal von dieser „Schlampe“ trennt und zurückkehrt zu Rachel Jennifer, die ja ganz offensichtlich (wenn man der Klatschpresse glauben darf) nur darauf wartet ihn mit offenen Armen zu empfangen. Tatsächlich weiß ich nicht, ob Angelina Jolie eine schlechte Mutter ist, ob sie Brad Pitt unterdrückt oder ob die Kinder unglücklich sind. Ein unaufgeräumter Balkon auf einem Paparazzoluftbild ist nicht unbedingt ein Hinweis auf die Verwahrlosung von Kinder. Eigentlich weiß ich über Angelina nur, dass sie keine besonders gute Schauspielerin ist. Ihre „Leistungen“ in The Tourist und Changeling fand ich fast unerträglich. Mag sein, dass sie auch schon mal gut gespielt hat, aber den Film hab‘ ich wohl verpasst. Vielleicht kann man ihr auch vorwerfen, dass sie es nicht schafft ihre Kinder aus den Medien rauszuhalten. Ja, erstaunlicherweise gibt es Prominente, die das schaffen, wo das Abdrucken von Kinderfotos mit so hohen Strafen belegt ist, dass es für keine Zeitschrift lohnt. Ich vermute aber, dass sie schon lange aufgehört hat sich dafür zu interessieren, was geschrieben wird. Das einzige Mal, dass sie sich eingemischt und gerichtlich eine Gegendarstellung und Strafzahlung erwirkt haben, war, als behauptet wurde, das Paar hätte bereits einen Trennungsvertrag unterschrieben. Seitdem ist es etwas ruhiger geworden um Brangelina in der Klatschpresse. Oder ich lese einfach weniger. Ich bin es nämlich leid, dass mir jemand erzählen möchte, wen ich mag und wen nicht. Mir ist egal mit wem Brad Pitt sein Leben verbringt und warum. Mir ist auch egal wieviele Kinder sie wohin mit nehmen und auch was die anhaben. Ich kenn die nämlich gar nicht!

Girls‘ Day, die Zweite

Mein Thermografiebild

Anstrengend war’s und schön war’s. Gestern haben wir erfolgreich den Girls‘ Day hinter uns gebracht. Wir hatten Spaß und die Mädels anscheinend auch. Zumindest haben sie uns tolle Noten gegeben in ihren Fragebögen. Neben solch wunderbar bunten Bildern, haben wir noch Überraschungseiger geröntgt. 15 Stück hatten wir vorbereitet. Letzten Freitag hab ich mir beim zusammenklicken der aktuellen Ü-Eier-Zettel die Röntgenaufnahmen angeschaut und für jedes der Eier einen Tipp abgegeben. Ich habe fünf Eierinhalte genau bestimmt, d.h. Serie und Figur richtig bestimmt. Bei sieben Eiern habe ich die Serie erkannt, aber eine genauere Unterscheidung war nicht möglich. Man kann auf einer Röntgenaufnahme nicht sehen, was auf einem Puzzle drauf ist, oder ob der Segelflieger blau oder grün ist. Bei zwei Eiern habe ich die Serie richtig erkannt, aber die Figur falsch getippt. Ich hab auf das rote Gummimonster getippt, aber es war das blaue und ich habe auf den Siebenschläfer getippt, aber es war der Waschbär. Eine Figur habe ich völlig falsch bestimmt. Ronny Rot Weiß wäre es gewesen. Der lag so ungünstig auf dem Röntgenbild, dass man gar nichts erkannt hat. Also war ich gezwungen zu raten und hab falsch geraten. Aber 12 (bzw. 14) von 15 ist kein schlechter Schnitt, finde ich. Die Mädels konnten es nicht so gut erkennen. Vermutlich fehlt ihnen sowohl Röntgenbild- als auch Überraschungseiererfahrung. Endoskopieren und Ultraschallprüfen durften sie auch noch. Ich war mal wieder erstaunt, dass die Mädels dachten Ultraschall und Röntgen wäre das gleiche. Beim Klausuren korrigieren kommt einem das auch immer wieder unter. Kennen den so viele Leute den Unterschied tatsächlich nicht? Vermutlich gibt es deshalb Frauen, die in der Schwangerschaft auf Ultraschalluntersuchungen verzichten, um dem Kind nicht zu schaden.

Das war also unser Girls‘ Day. Nächstes Jahr sind wir wieder dabei. Unser Programm steht ja jetzt.