Letzte Woche war vor dem KSC-Spiel eine Demo für Fanrechte und gegen Repressionen. Wie schon geschrieben, waren wir nur kurz da. Beim Mittagessen hatte ich meinen Kollegen davon erzählt. Fanrechte? Was ist das denn? wollten die belustigt wissen. Man muss sagen, dass keiner meiner Kollegen aktiv Fussballfan ist, was heißt, keiner von denen geht ins Stadion. Ich habe ihnen dann von meinen persönlichen Erfahrungen bei Auswärtsfahrten erzählt, als unsere Ausweise eingesammelt wurden oder wir mit der Polizei diskutieren mussten, damit wir unsere am Bahnhof eingeschlossenen Rucksäcke wieder aus dem Schließfach holen durften. Ok, das sind jetzt keine schlimmen Vorfälle, aber irgendwie kommt man sich doch seiner Rechte beraubt vor, wenn man sich nicht mehr frei bewegen darf. Klar ist das auch zu unserem Schutz, aber manchmal hat man das Gefühl, dass Situationen von der Polizei völlig falsch eingeschätzt werden. Bei durchweg guter Stimmung wird man im Polizeikessel zum Bahnhof zurückgeführt und bei brisanten Spielen ist die Polizei plötzlich nicht zur Stelle, wenn die gegnerischen Fans (übrigens angekündigt) aufeinandertreffen. Manchmal hat man das Gefühl, dass solche Situationen provoziert werden um als Konsequenz stärkere Repressionen durchzusetzen zu können.
Ein weiteres Thema war die Erteilung von Stadionverboten. Ein Stadionverbot ist für einen aktiven Fußballfan die Höchststrafe. Trotzdem werden Stadionverbote voreilig und auf Verdacht ausgesprochen. Im Zweifel gegen den Angeklagten. Die Erfassung von Fussballfans in der Datei Gewalttäter Sport finde ich auch sehr fragwürdig. Laut der Homepage der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze werden dort Personen erfasst, gegen die Strafrechtliche Ermittlungsverfahren eingeleitet wurden. Zusätzlich auch noch Personen deren Personalien erfasst wurden und von denen zu erwarten ist, dass sie sich bei künftigen Sportereignissen an „Straftaten von erheblicher Bedeutung“ (was auch immer das ist) beteiligen werden. Ich frag mich nur, woher die Polizei weiß, wer sich künftig an Straftaten beteiligen wird. Meine Personalien wurden erfasst bei einer Aktion, als einfach alle Ausweise eines Fanbusses eingesammelt wurden. Mit keinem von uns wurde gesprochen, also ist es unmöglich zu beurteilen, ob jemand von uns potentiell ein Gewalttäter ist. Zudem teilt die Zentrale Informationsstelle die Fans in 3 Gruppen, Gruppe A – friedlicher Fan, Gruppe B – bei Gelegenheit gewalttätig, Gruppe C – zur Gewalt entschlossen. Die Erfassung soll zum Schutz aller dienen, aber warum werden dann friedliche Fans in einer Gewalttäterdatei gespeichert? Reicht es nicht aus verurteilte (verurteilte, nicht angeklagte!) Gewalttäter zu erfassen? Personen über Gesichtskontrolle in Kategorien einzuteilen ist Willkür. Im ZDF lief ein Bericht über Polizeieinsätze. Besonders interessant ist Minute 2:54. Da schaut ein Polizist auf die eben ausgestiegenen 140 Fans um dann zu urteilen, darunter seien 80 Fans der Kategorie B und vier der Kategorie C. Das hat er auf einen Blick erkannt. Respekt! Wahrscheinlich wäre ich als Frau, wäre ich dort gewesen, in Kategorie A eingeteilt worden, D. als junger Mann bestimmt in Kategorie B.
Erstaunlicherweise befürworten viele Leute die Vorgehensweisen. „Lieber sperrt man ein paar zuviele aus. Solche Leute will ich nicht im Stadion haben.“ krieg ich da zu hören. Allerdings durchweg von Leuten, die ohnehin nie ins Stadion gehen. Dann räumen wir die Stadien leer für die Leute, die sowieso nicht hingehen wollen. Wo ist aber bitte der Unterschied zwischen der präventiven Erfassung von Fußballfans und der Vorratsdatenspeicherung? Darüber regen sich die Leute auf. Wenn aber Fußballfans für ihre Rechte auf die Straße gehen, wird das belächelt. Klar, Fußballfans sind ja auch zu primitiv um Grundrechte zu verdienen…