Letzte Woche war es soweit: unser erster Kindergartenelternabend stand an. Ich war ja sehr gespannt, weil man ja immer wieder hört, was das für grausige Veranstaltungen sind. Los ging es auch gleich mit „So, jetzt stellt sich jeder mal kurz vor. Und damit es nicht so langweilig ist…“ Da musste ich schon schmunzeln. Wir durften dann also Gaderobenhakensymbole ziehen und dann unseren Name sagen. Nach der Rede der Kindergartengesamtleiterin verteilten die Erzieherinnen bunte Kärtchen mit Begriffen drauf. Die sollte man sich mal anschauen und überlegen, was damit gemeint sein könnte. Schon über das erste Kärtchen wurde dann fünf Minuten geredet. Vorsichtiges Überschlagen der Kärtchenanzahl brachte mich zu der Erkenntnis, dass das wohl noch eine Weile gehen würde. Aber immerhin weiß ich jetzt, wo die Bauecke ist, dass irgendwelche Kinder gerne mit Klebestift malen und dass die Jacken an der Garderobe hängen. In Nebensätzen wurde immer mal wieder erwähnt, dass es in letzter Zeit Personalengpässe gab. Aber wo die blonde Erzieherin hin ist (krank? gekündigt?), hab ich nicht erfahren. Dann wurde über das Vorlesen von biblischen Geschichten diskutiert und im Anschluss gleich an den Erntedankgottesdienst erinnert. Auch auf Nachfrage habe ich nicht wirklich erfahren wie die Beteiligung des Kindergartens am Gottesdienst aussieht („Da werden halt ein paar Liedle gesungen, die wir jetzt geübt haben.“) und dann beschlossen, dass ich nicht den Herr Gartenhein am Sonntag aus dem Bett werfen werde, mit ihm in die katholische Kirche am anderen Ende des Ortes laufe, mir sein Genöle anhöre, weil sein bester Kindergartenkumpel nicht da ist, ihn in der Kirche zum ruhig sein auffordere und mir nach zehn Minuten anhören muss, dass er jetzt gerne wieder nach Hause will. Dafür ist auch nächstes Jahr noch Zeit.
Nachdem wir dann wussten, dass die Kinder sich in der Kuschelecke auch mal verkleiden, aber nicht über die Jahresplanung (haben Kindergärten sowas nicht?) informiert wurden, kamen wir zum spaßigen Teil, der Elternvertreterwahl. Drei der vier Elternvertreter konnten oder wollten nicht weitermachen. Da es inzwischen 22:30 Uhr war, hatte sich schon der eine oder andere verabschiedet, so dass es recht schwierig wurde aus den verbliebenen Eltern drei Freiwillige zu generieren. Wie ich erfahren musste, ist ein ausschlaggebendes Kriterium für das Amt eines Elternvertreters nicht, dass man motiviert ist oder Talent dazu hat, sondern dass man jeden Tag sein Kind selbst zum Kindergarten bringt und abholt. Das schließt dann alle arbeitenden Mütter und Väter aus. Am Ende blieben so nur noch drei übrig, die dann quasi verdonnert wurden. Mehrere Eltern äußerten den Wunsch, künftig gerne auch per email informiert zu werden, statt nur über A5-Zettel, die man nach zwei Tagen aufgeweicht unter der Trinkflasche in der Kindergartentasche findet. Aber nö, schließlich gibt es auch Leute, die ihre emails gar nicht lesen. Ich war versucht zu sagen, dass diese Leute vermutlich auch die aufgeweichten Fresszettel nicht lesen, aber gut. Ein weiters Informationsmedium, nämlich Aushänge an den diversen Pinnwänden bleibt den arbeitenden Eltern gänzlich verschlossen. Und so werden dann auch kurzfristig angesetzte Basteltermine nur von einer Hand voll Eltern wahrgenommen. Womit wir gleich beim nächsten Thema waren. Weihnachtsmarktbasteln. Da es erwünscht ist, dass die Eltern noch etwas Geld für den Kindergarten erwirtschaften, macht der Kindergarten beim Weihnachtsmarkt mit. Dafür gab es irgendwann mal eine Ausstellung verschiedener Bastelvorschläge und eine Liste, auf der man abstimmen konnte. Die Abstimmung hatte ich verpasst. Das Ergebnis bekam ich beim Elternabend mit. Ich war davon ausgegangen, dass man das bastelt, was die meisten Stimmen bekommen hatte. Wie es aussieht, wird aber einfach alles gebastelt was vorgeschlagen wurde. Aureliosternlichterketten, verschiedene Windlichter, Schnullerketten, Holzherzen, diverses Gebäck. Insgesamt sieben verschiedene Positionen. Alles muss noch selbst hergestellt werden. Und dann diese Aureliosterne. Für einen Stern müssen 30(!) Stück Papier auf einer bestimmte Art gefaltet werden und anschließend kompliziert zusammengesteckt werden. Und für eine Lichterkette braucht man einige dieser Sterne. Der geschätzte Arbeitsaufwand für eine Lichterkette wurde mit zehn Stunden angegeben. Angestrebter Verkaufspreis sind fünfundzwanzig Euro. Abzüglich des Materials wäre das dann bestimmt noch ein Stundenlohn von 1,80 Euro. Mit Kindergartenmuttis kann man’s wohl machen. Und wieder einmal zeigt es sich, dass die persönliche Anwesenheit im Kindergarten nicht das optimale Auswahlkriterium der Elternvertreter ist. Ich musste zurück denken an unsere Weihnachtsmarktaktionen in unserer Jugend. Selbstgebastelte Karten und Waffeln haben wir verkauft. (Vermutlich könnte ich in zehn Stunden hundert Weihnachtskarten herstellen (UVP: 2,50 Euro pro Stück) oder eben eine Aureliosternlichterkette.) Und aus der Erfahrung kann ich mich erinnern, dass die Beschränkung auf zwei Produkte gut war und wir immer mit recht geringen Aufwand gut Geld verdient haben. Aber mich hat ja keiner gefragt. Vielleicht kann man ja fürs nächste Jahr mal konstruktiv Vorschläge machen. Und vielleicht auch mal eine email-Liste.