Es gibt Menschen, die sind nicht wie die anderen, die haben Stimmungschwankungen, die über einer normales Maß weit hinausgehen. So einen Freund haben wir. Schon lange, bevor jemand den Symptomen einen Namen geben wollte, war es deutlich zu sehen. Überhöhtes Selbstwertgefühl und Rededrang, Zerstreutheit und sexuelle Indiskretion, zur Genüge haben wir es erfahren. Nachdem es das erste mal steil bergab ging und anschließend in kleinen Schritten wieder bergauf, schien diesen Sommer endlich alles gut zu werden. Er nahm sein Leben in die Hand, völlig ohne manische Symptome, einfach so, Schritt für Schritt in die Selbständigkeit. Normale Gespräche, kein hysterisches Gegacker, kein Rumgeblöke. Dann mit an zu schauen, wie es doch wieder nach unten geht, wie er schlittert und stolpert, bricht einem das Herz. Er spricht darüber wie es ihm geht, wir versuchen bei ihm zu sein, versuchen mit Worten und Ratschlägen erst ein Seil, dann einen Fallschirm zu bauen, um seinen Sturz zu verhindern. Und er fällt dennoch. Wir stehen oben, sehen zu und versuchen ein Fallkissen aus „Wir sind da!“-Bekundungen zu formen. Doch auch das scheint zu klein und er fällt daneben. So hart, dass es fast zu spät zum wiederaufstehen ist. Jetzt ist er da unten und versucht erneut nach oben zu klettern. Unsere Hände sind da, manche greift er, andere nicht. Es ist sein Weg nach oben. Wir stehen da und hoffen, dass er ihn bewältigt, wohlwissend, dass der Rückweg nach unten weiter offen steht, dass der nächste Fall vielleicht der letzte sein wird.