Seltsame Stimmung war im Stadion. Nachdem Rolf Dohmen seine Meinung zu den Vorkommnissen in Stuttgart kund getan hatte, war heute dem Capo das Betreten des Podestes vor dem D1 verboten. Wer dennoch das Podest erklimmen hätte wollen, wäre mit Stadionverbot bestraft worden. Als Konsequenz blieb dann heute der L-Block still und leer, die Ultras blieben draußen. Auch im D1 waren große Lücken. Wie das dann so ist, wenn keiner vorsingt, hat man dann gemerkt. Hin und wieder wurden Gesänge von irgendwo initiiert und breiteten sich im Block aus. Allerdings ließ die Kreativität der Liederauswahl zu wünschen übrig (und genaugenommen gäbe es ohne die Ultras keines der Lieder), es wurden in unterschiedlichen Ecken unterschiedliche Lieder gesungen oder versetzt angefangen. Und weil keiner sich dran hält, dass man ein Lied immer zu Ende singt, war das alles ein bisschen kläglich.
Herr Dohmen hoffte auf die Solidarität der Fans. Meine hatte er nicht, was er nämlich gesagt hatte, war einfach nur lächerlich:

„Uns erreichen immer mehr Zuschriften von Eltern, deren Kinder auf der Gegengerade stehen. Sie beklagen sich über derbe Schmährufe, die immer wieder angezettelt werden. Das möchten wir nicht.“

Warum lassen die Eltern ihre Kinder überhaupt auf der Gegengerade stehen? Manchmal stehen da Ein-Meter-Stöpsel rum und da frage ich mich wirklich, ob die nicht besser in einem Block aufgehoben wären, wo man nicht mit Bier geduscht und beim Pogo umgerannt wird. Wenn also Eltern ihre Kinder dort stehen lassen, dann sollen sie sich nicht wundern, wenn ihre Kinder da Schaden irgendwelcher Art nehmen. Die älteren Kinder, die es dann schon in größerer Zahl gibt, also die Teenager, die hören bestimmt jeden Tag in der Schule schlimmere Schimpfwörter als „Arschloch“ und „Schwanzlutscher“. Außerdem gab es heute nicht weniger Schmähgesänge zu hören als sonst. Im Gegenteil, wurde das „Stuttgarter Arschlöcher“ aus Mangel an Kreativität sogar öfter angestimmt als sonst.
Desweiteren war von Dohmen zu hören:

„Das sind einige wenige Deppen unter vielen und die haben bei uns im Stadion nichts zu suchen.“

Achso, Herr Dohmen, die haben da also nichts zu suchen? Erstaunlicherweise war es aber für den Verein kein Problem ein Benefiz-Pokerturnier einer Ultragruppierung, die sich Football-Crime nennt, tatkräftig zu unterstützen. Bevor hier also Kollektiv-Strafen an alle Fans verteilt werden, sollte nicht vergessen werden, dass die Karlsruher Ultras dafür verantwortlich sind, dass im Stadion eine ligaweit bekannt gute Stimmung herrscht und dass die Supporters Karlsruhe als Dachverband der Fans eine vorbildliche Arbeit leisten. Oder soll hier vielleicht alles nur zum Anlass genommen werden, das Stadion von billigen Stehplatzfans zu befreien?
Schön war allerdings, dass die Spieler, obwohl es ihnen untersagt worden war, nach dem Spiel zur Gegengerade kamen um zu jubeln. Die Rolle des Vorsängers übernahm Christian Eichner, dem vergangene Woche die Zeitung mit den vier Buchstaben die Schlagzeile „Erster Bundesliga-Profi verklagt eigene Fans“ widmete. Falsch dargestellt, wie immer. Ein Statement war das dann wohl auf dem Zaun. Bleibt nur die Frage offen: Kriegt Christian Eichner jetzt Stadionverbot, und wenn, wie lange fällt er dann aus?