Die Frau meines Bruders (ich weiß, das heisst Schwägerin, aber das ist ja nicht eindeutig, weil das könnte ja auch die Schwester meines Mannes sein und wer von Euch weiß schon, dass der ein Einzelkind ist) hat mir an Weihnachten vorgeworfen intolerant zu sein, weil ich ihren Musikgeschmack nicht nachvollziehen konnte und wollte. Jetzt habe ich eine Weile nachgedacht und muss sagen, sie hat wohl recht. Allerdings finde ich es kein bisschen schlimm und werde auch nichts daran ändern. Mir tut es nunmal in der Seele weh, wenn jemand bei seinen an vier Händen abzählbaren CDs eine von Beyonce stehen hat. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass irgendjemand von Beyonce so begeistert sein kann, dass er das auch in zehn Jahren noch hören will. Daraus schließe ich dann, dass derjenige jemand ist, der Musik konsumiert und nicht hört. Und das finde ich schade. Genauso intolerant bin ich auch was Bücher und Filme angeht. Mein liebstes Beispiel ist immer die Bestsellerautorin Iny Lorenz. Selten habe ich so einfach gestrickte und durchschaubare Geschichten gelesen, die deshalb gekauft werden, weil sie Frauen auf der gleichen Ebene ansprechen wie etwa Groschenromane. Wer behauptet die Bücher seien gut, der hat wohl noch nicht vieles gelesen. Titanic ist auch mit Sicherheit kein schlechter Film, aber wer meint, dass sei das beste, was er je gesehen hat, der schaut wohl nicht oft Filme. Natürlich ist es einfacher sich vom Radio berieseln zu lassen, Bestseller zu lesen und Blockbuster zu schauen, weil es nicht erfordert sich mit damit wirklich zu beschäftigen. Allerdings erlebt man nie das Glück, nach mehreren Tagen Suche endlich den Song gefunden zu haben, den man vor einem Jahr zufällig gehört hat, weder Titel noch Interpret kennt und sich auch nur noch Bruchstücke des Textes erinnern kann, der aber perfekt zur momentanen Stimmung passt. Man hat nie das Leseerlebnis, wenn einen ein Buch so sehr fesselt, dass man nicht aufhören kann zu lesen, der Inhalt einen aber an die eigenen emotionalen Grenzen bringt. Man wird nie erfahren wie es ist, wenn ein Regisseur es schafft die Aussage eines Filmes auf allen ihm möglichen Kanälen zu transportieren, über die Handlung, die Bilder und die Musik und der Gesamteindruck einen tagelang nicht loslässt. Aber all das wünsche ich jedem! Ich verlange nicht, dass jeder gerne liest was ich lese, gerne hört was ich höre oder gerne sieht was ich sehe, da bin ich tolerant. Ich möchte nur, dass jeder mit Leidenschaft und Begeisterung liest, hört und sieht. Es macht das Leben so viel reicher. Und somit ende ich mal wieder mit einem Zitat einer bekannten deutschen Musikgruppe:

Du musst nicht tanzen, aber beweg Dein Herz.

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