Heute ist Weltgeschwistertag. Wusste ich auch noch nicht, dass es sowas gibt, aber Mama Miez hat es gewusst. Ich habe drei Geschwister (zwei Schwestern und einen Bruder) und bin froh darüber. Leider wohnen alle drei weit weg von uns, zwischen 350 km und 650 km. Irgendwie zieht es alle drei eher in den Norden, während ich aus dem Süden eigentlich nicht weg will. Und da auch alle berufstätig sind und drei von uns mittlerweile selbst Kinder haben, fährt man so eine Strecke eben nicht einfach mal so und auch nicht so oft. Meistens treffen wir und zuhause bei meinen Eltern, wo meine großen Geschwister regelmäßig Urlaub machen. Treffen mit allen gleichzeitig sind da aber nicht mehr machbar. Da bräuchten wir mittlerweile Schlaf- und Sitzplätze für 17 Personen. Hin und wieder klappt es auch eine Dienstreise mit einem Besuch zu verbinden. Und obwohl meine Geschwister räumlich weit weg sind, sind sie mir immer nah. Wir reden oft wochenlang nicht miteinander, aber das ist auch irgendwie nicht wichtig. Wenn wir uns sehen, ist da keine Distanz. Ich finde es lustig, wenn ich dann zufällig feststelle, dass meine Schwestern und ich die gleiche Gesichtscreme benutzen, die gleiche Haarbürste gekauft haben oder das gleiche Buch lesen. Mir ist es unverständlich, wenn sich Geschwister bis aufs Blut zerstreiten, beispielsweise über das Erbe. Ich kann mir eigentlich nichts vorstellen, was mich dazu bringen könnte, mit meinen Geschwistern zu brechen.
Mit drei Geschwistern, gibt es einiges auf das man verzichten muss. Austauschjahre im Ausland gab es bei uns nicht. Dafür konnten wir alle am Schüleraustausch und bei allem Schullandheimaufenthalten mit der Schule teilnehmen. Bei uns gab es Joghurt aus dem 500g-Becher statt aus Portionsbechern und Eis aus der Literpackung statt aus der Eisdiele. Bei Ausflügen hatten wir immer unser Vesper dabei und Urlaub fand immer in der Ferienwohnung statt. Wir hatten wenig Markenklamotten und haben auch als Teenager noch aussortierte Klamotten von der großen Schwester aufgetragen. Wir hatten auch kein großes Taschengeld, aber wir hatten immer alles was wir brauchten. Ich habe zumindest nichts vermisst (außer Joghurt aus Portionsbechern).
Als der Herr Gartenhein auf der Welt war, fand ich den Gedanken, er würde vielleicht keine Geschwister bekommen, beinahe unerträglich. Wenn man in einer Familie mit Kinderüberzahl aufgewachsen ist, kann man sich nicht vorstellen, wie es ist, wenn die Erwachsenen die Überzahl haben. Ich fand die Vorstellung, wir würden ihn nach unserem Tod alleine lassen, sehr traurig. Deshalb bin ich froh, dass sie sich hier bald zu dritt prügeln und gegenseitig überschreien können. Schließlich lernen sie auch beim Streiten was. Und wenn dann morgens der Schlökerich dem Herr Gartenhein ein Küsschen aufdrückt und dazu sagt „Mogn. Gu sla?“ (Guten Morgen, hast Du gut geschlafen?), dann freue ich mich immer sehr. Der Schlökerich fragt immer wieder nach seinem Bruder, wenn der im Kindergarten ist oder noch schläft. Und der Herr Gartenhein möchte seinen Bruder auch nicht mehr hergeben. Wenn ich einem von beiden was Süßes gebe, bestehen sie immer ein auf ein zweites für den Bruder. Heute war ich mit dem Schlökerich in der Apotheke, wo er drei Traubenzucker bekam. Ich fragte ihn, ob er dem Herr Gartenhein dann was abgeben würde, worauf er vehement „Nei! Meins!“ antwortete. Als wir dann zuhause waren, hat er dem Herr Gartenhein dann doch unaufgefordert einen abgegeben.
Geschwister haben ist was Tolles und ich bin froh, dass meine Kinder auch Geschwister haben!