Neulich in der S-Bahn war eine junge Mutter mit ihrem Säugling. Ich schätze das Baby war so sechs Wochen alt. Und es brüllte schon als ich einstieg. Die Mutter stand vor dem Kinderwagen und versuchte mit dem Schnuller zu besänftigen. Das Kind wollte sich aber nicht beruhigen lassen. Und so schrie es weiter und weiter. Irgendwann ertönte dann eine genervte Stimme: „Gebt dem Kind doch endlich ä Fläschle! Hergottsack!“. Einige Leute, z.B. ich, drehten sich empört um, wer denn da so gemein ist. Ein dicker älterer Mann war der Fiesling. „Ha, früher het mo de Kinder ä Fläschle gäbe und no waret se still!“ war dann seine Erklärung. Er erntete einige Kopfschüttler, hauptsächlich von Frauen, und den Hinweis, dass Kinder eben mal schreien. Ich hätte ihm am liebsten gesagt, dass er wohl bei seinen Kindern (falls er welche hat) nicht dabei war, als sie in der Schreiphase waren. Klar weiß ich, dass ein schreiendes Kind in der S-Bahn einem nach einem langen Arbeitstag den letzten Nerv rauben kann. Allerdings ist das für die Mutter des Schreihalses alles noch viel schlimmer. Sie ist nämlich selbst genervt vom Gebrüll, will, dass es ihrem Kind gut geht und es nicht mehr weinen muss und ist sich die ganze Zeit bewusst, dass gerade beinahe ein ganzer Waggon voll Menschen sie anstarrt, bewertet, hasst. Was soll sie schon machen? Bestimmt fährt sie nicht ohne Grund mit Kind im Feierabendverkehr. Die Arme hat dann versucht zu Stillen, was aber nicht geklappt hat, zuviel Trubel und zuviel Stress. Das Kind hat sich dann doch endlich beruhigt und ich musste auch aussteigen. Ganz im Ernst stört mich ein schreiendes Kind in der S-Bahn manchmal auch, aber immer weniger als grölende, pöbelnde und kotzende alkoholisierte Menschen jeglichen Alters.