Frauen sind das Mittel gegen den Fachkräftemangel und so steht die Frauenförderung hoch im Kurs. Gleichzeitig sollen die Frauen auch mehr Kinder bekommen. Dafür gibt es ja das Elterngeld. Darüberhinaus wird auch hier viel gefördert. Was nutzt das alles? Im Moment bewege ich mich in der Wissenschaft, wo es heißt, dass man es als Frau mit Kind leichter hat als in der freien Wirtschaft. Wenn ich mir nun konkret die Angebote anschaue, so empfinde ich sie zwar als gut gemeint, aber irgendwie auch als halbherzig. Es gibt Unterstützung bei Kinderbetreuungskosten oder finanzielle Hilfen beim Wiedereinstieg. Das ist schön und auch wichtig, aber niemand gibt einem denn die verlorene Zeit zurück, die einem hinterher zum Verhängnis wird. Es gibt ja zum Beispiel dieses Emmy-Noether-Programm zur Förderung von Nachwuchsgruppenleitern. Das Programm ist vom Förderumfang sehr gut und die Stipendiaten haben einen guten Ruf. Die Bewerbungskriterien sind folgende: Förderbeginn spätestens vier Jahre nach der Promotion, mindestens zwei Jahre Postdoc-Erfahrung, mindestens 12 Monate Forschung im Ausland und eine insgesamt zügig abgeschlossene Ausbildung. An welcher Stelle soll man nun noch ein Kind bekommen? Kriegt man das Kind vor der Promotion, ist die zügige Ausbildung evtl. nicht mehr gewährleistet. Kriegt man das Kind nach der Promotion, sind vier Jahre für Kind, Auslandsaufenthalt und Forschungserfahrung ziemlich knapp, selbst wenn man nicht lange zuhause bleibt. Was nützt einem hier die finanzielle Unterstützung bei der Kinderbetreuung? Ein weiteres Beispiel ist das „Dranbleiben“. Immer wieder hört man, dass man in der Elternzeit auch ja weiter dran bleiben soll an der Forschung. Allerdings ist dranbleiben nicht allein, dass man hier und da mal einen Artikel liest oder veröffentlicht. Man muss auch präsent sein bei den wichtigen Tagungen und Konferenzen. Hier fehlt allerdings die finanzielle Unterstützung für die Teilnahme an Fachtagungen während der Elternzeit. (Ich vermute ja auch, dass das der Grund für das schlechtere Networking der Frauen ist, was am Ende dazu führt, dass Frauen in Führungspositionen fehlen. Während die Männer sich auf den Konferenzen rumtreiben, sitzen die Frauen zuhause und stillen). Und bei sehr kleinen Kindern auch die finanziellen Mittel für das Mitbringen der Familie. Wenn man z.B. ein drei Monate altes Kind hat, dass noch gestillt wird, so hindert einen das nicht direkt daran, einen Fachvortrag zu halten, solange man jemanden hat, der das Kind zumindest für die Zeit des eigenen Vortrags betreuen kann. Wenn man aber Reise- und Hotelkosten für die Begleitperson privat vom kargen Elterngeld bezahlen soll, überlegt man sich das schon sehr gründlich, ob man an der Tagung teilnehmen will oder ob’s auch reicht nächstes Jahr wieder dabei zu sein. Wie das mit Dienstreisen in der Elternzeit ist, weiß ich auch nicht. Vermutlich geht das ohnehin nicht.

Das wissenschaftliche Dranbleiben in der Elternzeit ist also nicht so einfach. Und die richtig guten Förder- und Karrieremöglichkeiten kriegt man nur dann, wenn man dran bleibt. Hier fehlen uns die Möglichkeiten. Da ist ein 1200 Euro Wiedereinstiegsstipendium zwar nett, aber was nutzt es? Dann hat man am Ende zwar vielleicht eine unbefristete TV-L Stelle irgendwo in der Forschung und Lehre, musste aber auf die Professur verzichten. (Aber die wollten wir ja gar nicht, weil die Kinder uns völlig glücklich machen und wer will schon den Karrierestress, ich weiß ich weiß…)