Neulich war ja Equal Pay Day. An diesem Tag wird darauf hingewiesen, dass Frauen noch immer 22% weniger verdienen als Männer. Wir wissen ja schon, es liegt, wie immer, an der Frauen selbst. Die suchen sich die falschen Berufe aus, verhandeln schlechter und arbeiten gerne in Teilzeit. Ja ja, bla bla. Ich arbeite nun ja im öffentlichen Dienst. Wie man hört, sei das da ein Paradies für Frauen. Die würden bei gleicher Eignung bevorzugt eingestellt und Gehaltsunterschiede gäbe es ja keine, weil die Gehaltstabelle da wenig Spielraum lässt. Das mit dem bevorzugten Einstellen von Frauen steht in den Stellenanzeigen. Wenn jemand keine Frau einstellen will, stellt er trotzdem keine ein. Gründe dafür findet man immer, auch wenn man die nicht nur seinem eigenen Gewissen, sondern einer Gleichstellungsbeauftragten erläutern muss. Aber eigentlich wollte ich auf die Unterschiede in den Gehältern hinaus. Ich arbeite dieses Jahr seit 10 Jahren im öffentlichen Dienst. Aufgrund von drei (kurzen) Elternzeiten und der BAT-TV-L-Umstellung 2006, verdiene ich aktuell weniger als KollegInnen, die zwei Jahre nach mir angefangen haben. So gerecht ist also die Tabelle. Seit der Umstellung auf TV-L richtet sich das Gehalt nicht mehr nach dem Lebensalter, sondern nach dem Dienstalter. Und beim Dienstalter werden Zeiten der Elternzeit abgezogen. Jedesmal, wenn ich nach der Elternzeit meine erste Gehaltsabrechnung in der Hand halte, sehe  ich, dass das Datum für den nächsten Stufenaufstieg sich mal eben um ein paar Monate nach hinten verschoben hat. Dazu gibt es sogar schon Gerichtsurteile. Das sei ok so, weil man ja keine (beruflichen) Erfahrungen gesammelt habe. Mich ärgert das. Mich ärgert es, weil ich in den Monaten der Elternzeit trotzdem immer mal bei der Arbeit war. Ich habe dienstliche Mails gelesen und beantwortet, habe mit Baby an Besprechungen teilgenommen, habe Vorträge gehalten und bin für Messungen vorbei gekommen. Ich finde ich habe also durchaus berufliche Erfahrungen gesammelt. Dazu kommen noch die Erfahrungen, die man zuhause sammelt. Ich meine damit nicht die oft augenzwinkernd geäußerten Fähigkeiten zum Streitschlichten oder diskutieren mit uneinsichtigen Partnern (obwohl das auch nicht zu unterschätzen ist). In erster Linie lernt man mit Kindern sehr viel über Arbeitsorganisation. Wenn am Ende des Tages drei Kinder glücklich mit gefüllten Mägen und geputzen Zähnen im Bett liegen sollen, die Wohnung nicht völlig im Chaos versinken und die Wäsche gewaschen sein soll, braucht man schon etwas Organisation. Man sortiert die Aufgaben im Kopf nach Wichtigkeit, schaltet Vorgänge, die alleine laufen an, und lässt sie laufen, während man anderes tut. Man schaut, dass kein Leerlauf entsteht und die Zeit optimal genutzt wird. So ein Tag ist nämlich am Ende doch ganz schön kurz. Und diese neue Effizienz nimmt man dann auch mit zur Arbeit. Ich habe im Moment viel zu tun und deshalb immer im Kopf, was noch zu tun ist und wann ich das in meine kurze Arbeitszeit presse. Länger bleiben geht nicht immer, da ich manchmal die Jungs vom Kindergarten abhole. Arbeit mit nach Hause nehmen ist mit Kindern auch utopisch. Ich bewundere jeden, der im Homeoffice irgendwas auf die Reihe kriegt. Ich könnte nur abends arbeiten und da bin ich im Moment für kaum was zu gebrauchen. Und weil das so ist, muss ich alles innerhalb meiner Arbeitszeit fertig kriegen. Und wenn es sein muss, dann klappt es auch. Deshalb ärgere ich mich, wenn mir erzählt wird, ich hätte in meinen insgesamt 14 Monaten Elternzeit keine Erfahrungen gesammelt. Dass ich deshalb weniger Geld verdiene, empfinde ich als ungerecht. Vor allem, da Zeiten längerer Krankheit, in denen man ja auch keine beruflichen Erfahrungen sammelt, anders behandelt werden. Da in der Regel die Frauen den Großteil der Elternzeit in Anspruch nehmen, trifft diese Ungerechtigkeit auch in erster Linie die Frauen. Aber daran sind wir ja letztlich auch wieder selbst schuld, oder? Schließlich zwingt uns keiner zum Kinder kriegen.