Am Wochenende habe ich durch Zufall Sonya Kraus in einem Radiointerview gehört. Die hat wohl gerade ein Buch übers Babys haben geschrieben, was mich wenig interessiert, weil es vermutlich eben so launig oder unlaunig sein wird, wie jedes andere lustige Buch übers Babys kriegen und haben. Interessant fand ich aber, dass sie auf Nachfrage des Moderators ganz selbstverständlich erzählte, dass der Kindsvater (sind die verheiratet?) bei den Geburten ihrer Kinder vor dem Kreißsaal gewartet hat. Heutzutage ist ja die Anwesenheit der Väter im Kreißsaal bei Entbindungen selbstverständlich. Schon in den Geburtsvorbereitungskursen werden sie einbezogen und kriegen erzählt, wann sie ihre Frau wo und wie unterstützen, massieren oder festhalten sollen. Tatsächlich erleben die Väter die Entbindung oft gar nicht so positiv (kann man hier nachlesen) wie man meinen sollte. Es scheint aber oft so, als hätten die Väter keine Wahl und mit dem Akt der Zeugung auch gleich die Anwesenheitspflicht im Kreißsaal erworben. Dass jemand im Radio einfach so erzählt, dass der Mann nicht bei der Geburt dabei war, ist fast ein Tabubruch. Ich glaube das hat mit den verklärten Vorstellungen vom Elternsein- und werden zu tun. Man wird schwanger, gibt sich neun Monate hemmungslos allen Essgelüsten hin, erlebt gemeinsam den wunderbaren Vorgang der Geburt um anschließend mit dem süßen, hübsch angezogenen Baby überall aufzukreuzen. Und die Anwesenheit der Väter im Kreißsaal gehört dann eben einfach dazu. Ich finde aber, ebenso wie die Frauen das Recht haben das Bedürfnis zu äußern den Mann bei sich zu haben, kann auch der Mann das Bedürfnis äußern, nicht dabei zu sein. Die Babys kommen auch raus, wenn die Väter nicht erwartungsvoll am Ausgang stehen. Ganz echt jetzt!