möchte bitte am Ausgang des Landtags abgeholt werden!“

Man hat zu hoffen gewagt, aber bis zur Verkündung des vorläufigen amtlichen Endergebnisses, traute man sich nicht daran zu glauben. Nach 58 Jahren regiert in Baden-Württemberg nun künftig nicht mehr die CDU. Ein bisschen fühlt es sich an wie damals 1998, als Helmut Kohl abgewählt wurde. Ich gehöre zu denen, die 1998 das erste Mal wählen durften, zu denen, die ein nichtkohlregiertes Land bis dahin nie bewusst erlebt hatten. Die Zahl derer, die nie ein nichtCDUregiertes Baden-Württemberg erlebt haben, ist viel größer. Wer die Baden-Württemberger kennt, weiß, warum der Regierungswechsel so erstaunlich ist. In Baden-Württemberg gibt es immer eine große Zahl von „Uns geht’s doch gut!“-Wählern. Das ist ein Spruch, den ich schon als Kind kennengelernt habe. Uns geht’s doch gut, warum sollen wir was ändern. Und natürlich geht’s den Baden-Württembergern im Vergleich gut. Darauf wurde gerade von der CDU im Wahlkampf immer wieder hingewiesen. Und darauf, wie schlecht es den SPD-regierten Ländern geht. Vielleicht sind es aber die falschen Schlüsse. Vielleicht geht es Baden-Württemberg nicht gut, weil es CDU-regiert war, sondern wir waren CDU-regiert, weil es uns gut geht. Was interessiert denn die durchschnittliche schwäbische Hausfrau auf dem Land die Themen Integration („Des Probläm hämma hier nit!“), Bildung („D’Schul isch immr gut gwä!“), Kinderbetreuung („I bleib grn dahoim!“) und was die Großstädter sonst noch so umtreibt. Wer seit Generationen im Eigenheim haust, der hat auch kein Problem damit, dass die Geringverdienenden kaum ihre Miete bezahlen können. Und weil ja in Schwaben auf dem Lande alles gut ist, kann auch alles so bleiben wie es ist. Nur war diesmal nicht alles gut im Ländle. S21 treibt immernoch die Leute auf die Straße und der 30. September ist nicht vergessen. Die S21-Schlichtung hat der CDU genutzt ihre Umfragewerte wieder etwas zu steigern, aber die Pro-Atom-Haltung hat wieder ein paar Prozentpunkte gekostet. Mit einem maroden Kernkraftwerk vor der Haustür, scheint Japan dann doch nicht mehr so weit weg zu sein. Und dass der Herr Mappus sich versucht damit zu brüsten, Neckarwerstheim I bleibt abgeschaltet, wo die EnBW schon erklärt hat, dass ein Weiterbetrieb nicht mehr rentabel ist, bleibt ein durchschaubarer Trick. Neckarwestheim bleibt aus und dafür geht Philippsburg nach dem Moratorium still und heimlich wieder ans Netz. So hatte er sich das gedacht, der Herr Mappus. Nur diesmal ohne die Baden-Württemberger. Es bleibt abzuwarten, was die neue Regierung bringt. Es macht allerdings Hoffnung, dass Baden-Württemberg, (ja, das Land mit den Schwaben), angefangen hat umzudenken, von „Uns geht’s doch gut!“ zu „Uns geht’s zwar gut, aber es wäre auch schön, wenn es übermorgen noch so wäre! Und angelogen werden mag ich gar nicht!“