Wir waren letzte Woche bei den Stuttgarter Sternstunden. Mercedes-Benz hatte da ein paar Veranstaltungen, um 125 Jahre Automobil zu feiern. Eine davon war das Open-Air Konzert mit 30 Seconds to Mars und Placebo auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Zum sagenhaften Preis von 16 Euro haben die da gespielt. Wir kamen am späten Nachmittag auf dem Gelände an, wo schon eine Vorband spielte. Erstmal haben wir eine Weile probiert Freunde zu finden, bzw. auf dem Handy zu erreichen, was unmöglich war. Nach einer halben Stunde Daueranrufen habe ich’s mit sms schicken probiert. Nach zehn Minuten habe ich eine sms verschickt bekommen, die Antworten aber erst nach dem Konzert erhalten. Also haben wir uns einen Platz gesucht, der nicht so sehr im Gedränge war und von dem aus man einigermaßen auf Bühne und Leinwand schauen konnte. Dann kam 30 Seconds to Mars. Leider war der Sound schon ein paar Meter hinter dem Mischpult grandios schlecht. Die Anlage war wohl für die Größe des Platzes falsch dimensioniert. So wurde die Band beim Reden oft von dem Gelaber der umstehenden Leute übertönt. Und das Gelaber war fast unerträglich. Aus irgendeinem Grund standen wir zwischen lauter Schwaben, die die Bands weder kannten noch mochten und nur gekommen waren, weil der Eintritt billig war. Schlagartig fiel mir wieder ein, warum ich diese Fast-umsonst-Konzerte nicht mag. Hinter uns standen zwei, die sich darüber unterhielten, dass sie für die Band so schlecht wäre, dass sie dafür sonst „nicht mal aus dem Zelt gekommen wären“. Gut, man muss die Musik nicht mögen, kann ja schließlich sein, sie sind wegen Placebo da. Dann redete er aber weiter, dass danach ja dann „die anderen Schwuchteln“ kämen, die auch scheiße wären. Und wenn er es sich genau überlege, wär der Eintritt nun doch teuer gewesen. Auf der anderen Seite neben uns stand eine junge Frau, die ununterbrochen mit ihrem Nachbarn redete. Laut und mit dem Rücken zur Bühne. Ich hätte ihr am liebsten gesagt, dass ein Konzert vielleicht nicht der perfekte Ort für ein erstes Date ist. Langsam haben wir uns dann nach vorne gearbeitet. Weg von den Idioten, hin zu denen, die auch wegen der Musik da waren. Nun standen wir also im dichteren Gedränge und es drängelten sich auch nicht dauernd Leute vorbei. Ich fand das Konzert, abgesehen vom grottenschlechten Sound, ganz gut. Allerdings wäre ich lieber weiter vorne gestanden, hätte gerne besser gesehen und gehört.

Zu Placebo sind wir dann etwas weiter nach vorne und auf die andere Seite der Bühne gewandert. Zu Leuten, die offensichtlich auch der Musik wegen da waren. Während wir da standen und warteten, kam eine Gruppe von jungen Leuten, die sich vor uns hinstellten. An einen großen Kerl gelehnt stand da ein Mädchen mit geschlossenen Augen. Der Kerl hat das Mädel dann an eine Freundin weitergereicht, die deutlich kleiner war. Da zeigte sich dann, dass das Mädel nicht mehr stehen konnte und auch nicht ansprechbar war. Sie kamen dann auf die tolle Idee, das Mädel doch mal hinzusetzen, was dann eher ein hinlegen wurde. Auch auf einen Becher Wasser im Gesicht hat sie nicht reagiert. Ihre „Freunde“ machten aber keinerlei Anstalten sie aus der Menge rauszubringen oder einen Sanitäter zu rufen. Immer mehr umstehende haben die Szene ungläubig beobachtet. Es wurde gefragt, was mit dem Mädel sei. „Die ist aus Berlin!“ war die Antwort. Eine andere sagte, sie sollten das Mädel mal rausbringen und was sie denn für Leute wären. Der große Kerl meinte dazu: „Jaja, von außen lässt sich das immer besonders gut beurteilen.“ Aber was gibt’s da denn zu beurteilen?! Sie stehen mit einem (halb) bewusstlosen Mädchen inmitten einer Menschenmenge und haben nicht vor, dem Mädchen helfen zu lassen. Bin ich froh, dass ich nicht solche Freunde habe! Auf genügend Druck der Umstehenden, haben sie das Mädel dann aus der Menge rausgebracht (hoffentlich zu den Sanitätern). Dann kam Placebo. Der Blick auf Bühne und Leinwand war inzwischen durch lauter große Menschen versperrt. (Fürs nächste Mal: 30 cm Plateauschuhe!). Ich hab nur dann was gesehen, wenn die vor mir mit ihrer Digitalkamera die Leinwand fotografiert hat. Aber ich fand es nicht schlimm. Als kleiner Mensch ist man dran gewöhnt bei Konzerten nichts zu sehen. Placebo hat mir sehr gut gefallen. Irgendwie ist es schon was besonderes, wenn man eine Band, die man gefühlt schon immer kennt, endlich live sieht hört.

Nach dem Konzert, als sms und Handy wieder gingen, haben wir dann doch noch unsere Freunde gefunden. Einer, der dabei war, hat sich über 30 Seconds to Mars ausgelassen. Erst meinte er, die wären ohnehin auf dem absteigenden Ast, weil Emo total out wäre. Ich hab mir gespart, ihn darauf hinzuweisen, dass 30 Seconds to Mars vielleicht mal Emofrisuren getragen haben, deshalb aber trotzdem noch stinknormalen Alternative Rock machen. Die Äußerung Jared Leto könne live eben nicht singen, habe ich mal auf den schlechten Sound zurück geführt. Es gibt ja viele Arten, von nicht singen können: Töne nicht treffen, keine Stimmvolumen haben, … Ich weiß nicht, was er hier meinte. Jedenfalls kann ich dem nicht zustimmen. Man muss Jared Leto nicht mögen, aber singen kann er. Vor allem live.