Archive for the ‘ Worte ’ Category

Eine Packung

Manchmal fällt mir auf, dass hier im süddeutschen Sprachraum manches anders ist. Und neulich fiel mir auf, wie oft wir Packung benutzen, wenn im Hochdeutschen etwas anderes verwendet wird. Hier ein paar Beispiele

  • ein Päckchen Taschentücher = eine Packung Tempo
  • eine Tüte Chips = eine Packung Chips
  • ein Paket Zucker = eine Packung Zucker
  • eine Schachtel Kekse = eine Packung Kekse
  • es war noch originalverpackt = es war noch in der Packung
  • und hinterher hat er noch das Papier abgeleckt = und hinterher hat er noch die Packung abgeleckt

Und bei manchen Sachen weiß ich dann gar nicht, was man statt Packung sagen soll, z.B. eine Packung Wurst, oder eine Packung Waffeln, wo die Packung weder eine Tüte noch ein Schachtel ist. Klärt mich auf, ihr lieben Nichtsüddeutschen.

Passende Wörter

Im englischen gibt es Wörter, die finde ich einfach toll. Eins davon ist to annoy bzw. annoying. Das heißt jemanden nerven, bzw. nervig. Ich finde genau das hört man dem Wort schon an. Annoying hört sich einfach annoying an, oder nicht? Ein anderes Wort ist sophisticated. Leo sagt als Übersetzung z.B. differenziert, ausgeklügelt, fortgeschritten. Also genau das, wonach das Wort klingt. Herrlich, oder?

Auch im Holland sind wir auf ein tolles Wort gestoßen. Und zwar drempel. So heißen dort diese Schwellen auf der Straße, die verhindern sollen, dass die Autos zu schnell fahren. Das Wort finde ich perfekt. Jedesmal, wenn ich welche sehe, denke ich „Let op, Drempels!“.

Sogar auf französisch gibt es tolle Wörter. Teenager heißt auf französisch adolescent. Finde ich toll. Das klingt irgendwie wie eine Behinderung 😉

Ich würde sagen…

Unglaublich viele Menschen verwenden im Gespräch unnötige Phrasen. Ich will mich da gar nicht ausschließen und weiß, dass ich oft „ich mein“ oder „irgendwie“ im Gespräch fallen lasse. Ich hatte aber schon in der Schule einen Deutschlehrer, der die Diskutiermädchen (also solche Mädels, die zu jedem Thema ihr medienbefruchtetes Halbwissen preisgeben müssen) darauf aufmerksam gemacht hat, dass es keinen Sinn macht einen Satz mit „ich würde sagen…“ zu beginnen. Entweder es ist nicht wichtig, dann hält man den Mund oder man sagt es einfach ohne eine Relativierung wie „ich würde“. Wann würde man es denn sagen wollen und in welcher Situation wenn nicht jetzt? Das hat für mich Sinn gemacht und seitdem verzichte ich auf diese Phrase. Noch schlimmer ist übrigens die schwäbische Version davon: „I däd sagä…“ (Ich täte sagen…). Ähnlich ist es mit „ich wollte fragen, ob …“. Sowas habe ich früher oft in emails geschrieben. Jetzt frage ich einfach ohne den Hinweis darauf, dass ich fragen wollte.
D. hat unsere Mitreisenden fast wahnsinnig gemacht, in dem er jedesmal, wenn eine der beiden einen Satz mit „Ehrlich gesagt“ oder „Wenn ich ehrlich bin“ begann, mit „Ich gehe davon aus, dass Du immer ehrlich zu uns bist.“ beantwortete. Nerven wollte er damit gar nicht, sondern lediglich ein Bewusstsein für die unnötigen Satzteile schaffen. Einen Informationsgehalt besitzen diese Floskeln nämlich nicht.
Ebenso inflationär wird auch „eigentlich“ verwendet. „Eigentlich finde ich das doof.“ ist so ein typischer Satz. Was hat das „eigentlich“ eigentlich da verloren? Warum kann man nicht einfach sagen „Ich finde das doof!“. Punkt. Da ist keine Relativierung nötig, es sei denn der Satz geht mit einem „aber“ weiter und rechtfertigt damit das „eigentlich“.
Im großen und ganzen ist es ja nicht schlimm, wenn man solche Phrasen verwendet. Manchmal wird es jedoch schwierig zwischen den ganzen „eigentlich“s, „ich würde“s und „ehrlich gesagt“s die eigentliche Information rauszufiltern. „Eigentlich würde ich ehrlich gesagt lieber nicht.“ kann man nämlich auch ganz kurz in einem Wort sagen: „Nein!“.

Neue Worte

Dass ich tatsächlich noch was aus dem Unterschichtenfernsehen lernen kann, was über die Enthaarungsgewohnheiten von Promis und solchen, die’s gerne wären, hinaus geht, hätte ich ja nicht gedacht. Aber auch RTLII ist mal für eine Überraschung gut. Da kam gestern abend eine Reportage über den Leipziger Bahnhof. Es wurde der Alltag der Bahnmitarbeiter gezeigt. Ich fand’s lustig, weil mit Bahnfahren kenne ich mich aus. Irgendein Zug kam mit Verspätung wieder an und die Leute am Service-Point durften dann die erzürnten Fahrgäste beruhigen. Einer hat sich dermaßen aufgeregt, dass es eine Freude war. Selten habe ich jemanden so gepflegt schimpfen hören. Kein „Drecksladen, fickt Euch doch“ oder Ähnliches. Nein, der Herr schimpfte es sei eine „inferiore Frechheit“. Herrlich, das muss ich mir unbedingt für meinen nächsten Wutausbruch merken. Inferior, was für ein Wort.
Dass das keine Pendler waren, merkt man daran, dass die tatsächlich ihre Wut am Service-Personal auslassen. Die ändern doch eh nix. Das einzige, was die machen können, ist einem nen Gutschein in die Hand zu drücken. Und in der Schlange anstehen für nen 5 Euro Gutschein macht mich nur noch wütender. Also am besten immer gleich schriftlich oder per email beschweren. Nach meiner Erfahrung schreiben die tatsächlich innerhalb weniger Werktage zurück. Und Gutscheine verschenken die auch.

Die deutsche Sprache

Der hier ist für Georg. Hier wurde nämlich in den Kommentaren über die Pluralbildung von Wagen diskutiert. In Süddeutschland ist es durchaus üblich Wägen zu benutzen, was Georg abartig findet. Letzte Woche bekam ich von meiner Hiwine nun genau diese Frage gestellt: „Was ist eigentlich die Mehrzahl von Wagen. Wägen, oder?“. Nun ist es aber so, dass meine Hiwine keinesfalls aus dem süddeutschen Sprachraum kommt, sondern aus der Nähe von Köln, was man ihrer Sprache normalerweise auch anhört. So Georg, was sagst Du dazu?

Wortverpackung

In welcher anderen Sprache kann man eigentlich so fröhlich Wörter aneinanderreihen, um sie zu neuen Wörtern zu verbinden, wie in der deutschen? Als ich das erste Mal einen Eierschalensollbruchstellenerzeuger gesehen habe, da wollte ich ihn nur aufgrund des herrlich langen Namens kaufen. Hab ich natürlich nicht gemacht, da ein Gerät zum Sollbruchstellen in Eierschalen erzeugen, wohl zu den unnötigsten Haushaltsartikeln überhaupt zu zählen ist. Vor allem, wenn man nicht mal besonders oft Eier isst. Fast genauso schön finde ich allerdings Faltstandbodenbeutel. Capri-Sonne wird in Faltstandbodenbeuteln verkauft. Hin und wieder hole ich eine Capri-Sonne aus dem Automat am Bahnhof und dann bin ich während des ganzen Genusses des Getränks fasziniert von der Verpackung. Ein Beutel mit Standboden zum Falten, ein Faltstandbodenbeutel. Und wenn er leer ist, ist er platt. Da haben sich die Verpackungsingenieure wirklich mal was einfallen lassen. Und dazu fallen mir dann gleich diese Frischmilchpackungen ein, wo man die Öffnung aufgefaltet hat und dann einen Ausgießer hatte. Wenn man mit Ausgießen fertig war, dann konnte man’s wieder zusammenfalten. Schade, dass es das nur noch selten gibt, dank der Schraubverschlüsse für Tetra-Packs. Von was sind Kinder eigentlich heutzutage fasziniert, wenn nicht von langen Worten und raffinierten Verpackungen?

Worte, die ich nie lernen wollte

Stauraum: Dank der unzähligen wir-machen-eure-Wohnung-schöner-Sendungen, weiß inzwischen wohl jeder, was Stauraum ist, und dass man den unbedingt braucht. Besonders viel davon gibt’s wohl im blau-gelben Möbelhaus und die dicke RTL-Tussi kauft da ja auch zu gerne ein. Das wäre wirklich mein Albtraum, wenn die käme und unsere Wohung in eine Katalogwohnung verwandelt und mit ihren dicken Patschehändchen bunte Kissen und bunte Vasen vor den grün gestrichenen Wänden platziert. Wenn ich nur daran denke, mit wie viel Vergnügen die völlig intakte Möbel, über die sich jeder Student freuen würde, mit den Worten „Das geht ja mal gar nicht!“ in den Container werfen. Finde ich auch: das geht ja mal gar nicht! Wo leben wir denn.

auf den Punkt: Jeder Hobbykoch weiß inzwischen, dass Fleisch oder Fisch oder Gemüse „auf den Punkt“ zu sein hat. Und da sitzen sie dann im Wohnzimmer fremder Leute und erzählen, dass das Fleisch auf den Punkt, die Soße perfekt gewürzt, aber der Reis zu lasch war. Warum sagt niemand mehr einfach „Das Fleisch war lecker und die Soße zum Reinlegen!“.

Leitungsmaximum: Wer hierbei an Strom denkt, ist völlig auf dem falschen Dampfer. Leitungsmaximum gibt’s bei diesen Anrufquizshows, wenn besonders viele Leitungen (zumindest angeblich) freigeschaltet werden um mögliche „Gewinner“ zu ermitteln. Völlig überflüssig. Sowieso will ich beim Fernsehen eigentlich nichts gewinnen. Auch nicht bei Galileo, bei Punkt 6 oder sonst irgendeiner Sendung. Die sollen ihren blöden TFTs doch behalten.

Qualitätszeit: Wer’s nicht weiß, Qualitätszeit haben Eltern dann, wenn die Kinder im Bett sind. Das erzählen zumindest die verschiedenen Ich-sag-Dir-was-Du-in-der-Kindererziehung-falsch-machst-Sendungen. Da dürfen die Eltern sich dann gemütlich aufs Sofa setzen und Unterschichtenfernsehen schauen. Ob das allerdings qualitativ hochwertiger ist als ein Nachmittag auf dem Spielplatz mit den Kinder, wage ich zu bezweifeln.

Ich bin gespannt was für Worte ich in den nächsten Jahren noch aus dem Fernsehen lernen muss.