Archive for the ‘ Leben ’ Category

Lebensentwürfe

Eine sehr junge Kollegin zieht gerade von zuhause aus und mit ihrem Freund zusammen. Dreizimmerwohnung, Wohnzimmer, Schlafzimmer, Büro (so heißt hier in Schwaben das Arbeitszimmer. Die Betonung liegt übrigens auf der ersten Silbe.). Ich frage immer mal wieder nach, wie der Umzug läuft. Erst wurde die Küche geplant und bestellt. Nun warten sie noch auf das Sofa, das irgendwann in den nächsten Wochen geliefert werden soll. Ich staune darüber, wie unterschiedlich Leben verlaufen. Als ich so alt war wie die Kollegin, bin ich gerade aus meinem Zwölfquadratmeterzimmer aus einer 7er-WG in ein größeres Zimmer in einer 3er-WG vom einen Ende ans andere Ende der Stadt gezogen. Ich hatte noch etwa drei Jahre Studium vor mir. Die meisten meiner Kommilitonen lebten in WGs oder Wohnheimen. Zusammenlebende Pärchen mit klassischer Wohnungaufteilung (Wohn-, Schlaf-, Arbeitszimmer) waren eher die Ausnahme. Dort haben wir dann mit leuchtenden Augen die IKEA-Selbsteinbauküchen bestaunt, standen doch in den WG-Küchen meist irgendwo günstig aufgetriebene, zwanzig Jahre alte Elektroherde kombiniert mit Baumarkthängeschränken und -regalen oder selbst gebauten Provisorien aus Möbelschätzen aus elterlichen Kellern. (Ich kann mich noch erinnern, wie wir zu dritt ganz versunken vor den versenkbaren, von innen beleuchteten Drehknöpfen eines Herdes standen. Davon träumen Studenten: sich einen richtigen Herd leisten zu können.) Spülmaschinen waren der absolute Luxus und der Traum jeder WG. Ebenso war es mit Waschmaschinen. Meine erste WG war ohne Waschmaschine, in der zweiten stand eine 30 Jahre alte Maschine, die irgendwann zu einem Wasserschaden im Laden untendrunter führte. Später hatten wir eine, an der die Temperatur mit der Zange einzustellen war und dann wieder eine vom Vormieter übernommene, die irgendwann das Heizen aufgab. Neue Sofas gab es unter Studenten auch so gut wie nie. WGs mit Sofas in einem separaten Wohnzimmer waren sehr cool. Die Sofas waren meistens über drei Ecken von der Oma eines Bekannten oder ganz einfach vom Sperrmüll organisiert. So sahen sie auch aus. Wie aus einem Omawohnzimmer. Und trotzdem unglaubliche Schätze für Studenten. Nie wäre eine WG auf die Idee gekommen eine Sofa im Möbelhaus zu bestellen. Das höchste der Gefühle war hier und da mal ein neues IKEA-Sofa.

So unterschiedlich können Lebensentwürfe sein. Während man als Student höchstens für die nächsten drei Jahre plant, plant meine Kollegin so jung schon fürs Leben. Nun frage ich mich, ob meine junge Kollegin was versäumt, weil sie nie arm und jung gewesen sein wird?  Verpasst sie was, weil sie aus der elterlichen Wohnung direkt in eine eigene gutbürgerliche Wohnung zieht, ohne den Umweg über einzige Zimmer in ungeputzen WGs zu machen? Irgendwie glaube ich ja schon, obwohl sie es wohl nie vermissen wird.

Von Apfeldieben und nassen Füßen

Wir waren am Wochenende im Zoo. Eigentlich hatte ich vor der Kombination schönes Wetter – Wochenende – Zoo – Kinderwagen immer ein bisschen Angst, aber es war tatsächlich gar nicht so schlimm. Gegen Mittag waren wir bei schönsten Frühlingswetter dort: ein Papa, drei Mamas, drei Kinder, drei Kinderwagen. Unser Kleiner war in der Straßenbahn eingeschlafen und war sehr überrascht nach dem Aufwachen Flamingos zu sehen. Da musste er gleich aussteigen und sich das genauer anschauen. Als nächstes ging es dann in die Vogelvolieren. Da war es zwischendurch etwas unübersichtlich, weil viele Leute mit Kinderwagen durch die Türen und Vorhänge wollten. Und unser Kleiner immer geradeaus den fremden Menschen hinterher. Wen interessieren schon Vögel, wenn es Vorhänge und Türen gibt. Und Vogelbäder. Da bin ich einmal mit Tür, Vorhang und Kinderwagen beschäftigt und versuche zwischen fremden Beinen meinen hellblaubejackten Sohn im Auge zu behalten, da steht er bis zu den Waden im Vogelbadetümpel. Zehn Minuten im Zoo und mein Sohn hat nasse Füße. Da ich ja eine Rabenmutter bin, habe ich kein zweites Paar Schuhe dabei. Lediglich eine zweite Strumpfhose hätte ich bieten können. Dann wäre allerdings mit rumlaufen für ihn Schluß gewesen. Aber es war ja einigermaßen warm und ich hab ihn mit den nassen Schuhen laufen lassen. Die Tiere haben ihn dann nur mäßig interressiert. Wer will schon Affen sehen, wenn man auch im Affenhaus die Rampe hoch und runter rennen kann. Und was ist spannend an Elefanten, wenn es Pfützen gibt. Und wer will Steinböcke anschauen, wenn es Treppen gibt. An den Betontreppen hat er sich dann gleich mal sein Kinn abgeschürft. Und das Blut kontinuierlich an seine Jacke geschmiert. Jetzt war er also nass und blutig. Und weil ich eine Rabenmutter bin, hatte ich weder Desinfektionsspray noch Pflaster dabei. (Und eine zweite Jacke sowieso nicht.) Dafür habe ich dann auch tadelnde Blicke von anderen (fremden) Müttern geerntet. Auch dafür, dass ich nicht immer sofort hinterher gestürmt bin, wenn der Kleine in eine andere Richtung wollte als ich. Dafür hat er aber sogar Kekse und Salzbrezeln bei Fremden abgestaubt. Weil ich ja eine Rabenmutter bin… achnee,stimmt gar nicht,  ich hatte sogar selbst Kekse und Apfel für ihn dabei. Aber das Essen von den anderen schmeckt bestimmt besser. Irgendwann war’s dann genug mit rumrennen. Also für mich. Deshalb hab ich ihn in den Wagen gesetzt und er hat auch nur ein bisschen protestiert. Für den Heimweg hat er dann die trockene Strumpfhose bekommen. Natürlich haben auch hier einige Leute komisch geschaut, dass mein Kind nur mit Strumpfhose und ohne Schuhe im Kinderwagen sitzt. Weil’s in der S-Bahn ja auch sooo kalt ist. Ein schöner Zoobesuch war das, auch wenn der Kleine die großen Katzen nicht streicheln konnte. Was er gerne getan hätte („Tata, Tata!“).

Nach dem sonnigen Samstag kam dann ein grauer und kalter Sonntag. Wir haben versucht nach draußen zu gehen, aber nach 100 Metern haben wir wieder umgedreht. Bei uns weht immer ein ordentlicher Wind. Wenn der dann mit gefühlten -5°C weht und es dann auch noch anfängt zu nieseln, da sieht sogar unser Kleiner ein, dass man mit seinem Auto sowieso besser drinnen spielen kann. Und was war jetzt mit dem Apfeldieb? Der Apfeldieb ist unser Kleiner. Da hat er gerade einen wundervoll geschälten und geschnittenen Apfel serviert bekommen, und klaut sich dann meinen ungeschälten, ungeschnittenen, den ich nur essen wollte, weil mir beim Anblick seines Apfels (geschält und geschnitten) das Wasser im Munde zusammengelaufen war. Meinen Apfel habe ich dann netterweise wiederbekommen, als noch etwa ein Fünftel davon übrig war. Natürlich großzügig eingespeichelt. Lecker…

Immer wieder neues

Der Kleine kann jetzt Türen aufmachen. Und Licht anmachen. Und aus seinem Bett klettern. Das bedeutet, er steht jetzt alleine auf, wenn er wach ist. Ganz leise, so dass noch nicht mal das Babyphone anspringt. Da kann es dann schonmal passieren, dass man irgendwann wach wird, im Wohnzimmer Licht und Fernseher an ist und der Kleine sich da ganz brav alleine vergnügt. Oder er kommt einem im dunklen Flur entgegen, wenn man sich morgens aus dem Bett quält. Wir müssen jetzt nur immer aufpassen, dass die Wohnungstür abgeschlossen ist und abends keine halbausgetrunkenen kinderuntauglichen Getränke stehenbleiben.

Die Nachbarschaft

Ich war diese Woche auf einem Nachbarschaftsstammtisch. Der findet seit ein paar Monaten regelmäßig statt und endlich habe ich es auch mal geschafft. Eine seltsame Veranstaltung, bei der ich mich etwas fehl am Platz fühlte. Zwischen den ganzen Einfamilienhausbesitzern („Habt ihr auch Probleme mit Mäusen?“, „Sind Eure Fenster auch immer so schmutzig?“), Selbstdarstellern („ICH organisiere dann mal einen Fussballnachmittag für Kinder!“) und übermotivierten Fast-Rentnern („Also Mittwochs treffen wir uns zum Walken.“, „Nächstes Mal kommt dann jemand und hält einen Vortrag über…“) konnte ich mich noch am ehesten mit den jungen Eltern identifizieren. Die sprachen sogar ein konkretes Problem an. Im Bebauungsplan des Wohngebiets waren Kindergarten und Schule eingetragen. Die Schule ist inzwischen fast fertig gebaut. Nur waren wir nicht als einzige überrascht, als mitgeteilt wurde, dass es sich hierbei nicht etwa um eine Grundschule, sondern um eine Berufsschule handelt. Die nächste Grundschule ist über einen Kilometer entfernt. Vermutlich kann man von Grundschülern erwarten  eine solche Strecke zu laufen. Allerdings sind dabei mehrere stark befahrene Straßen zu überqueren und es geht ordentlich bergauf. Die Eltern der schulpflichtigen oder fast schulpflichtigen Kinder haben sich deshalb schon mit Stadt und Landkreis in Verbindung gesetzt. Einen Schulbus wird es nicht geben. Dafür ist die Polizei mit ein paar Kindern den Weg abgelaufen, um ihnen den sichersten Weg zu zeigen. Bei der Überquerung der ersten Straße fiel der Polizei auf, dass die Grünphase der Fußgängerampel kürzer ist als vorgeschrieben. Eigentlich muss man drüberrennen, um nicht die Hälfte der Straße bei rot zu überqueren. Auf die Verkehrsinsel in der Mitte der Straße passen maximal zwei Personen. Hat man die Straße geschafft, läuft man eine Weile auf einem Fußweg, der an zwei Stellen als Ein- und Ausfahrt eines Parkhauses dient. Schlecht einsehbar natürlich. Dann müssen wieder zwei Straßen überquert werden. Teilweise ohne Ampel. Da wo eine Ampel ist, ist sie ungünstig geschaltet. Die vordere Ampel grün, die hintere rot und die Verkehrsinsel winzig. Oder eben umgekehrt. Und dann geht es noch ordentlich den Berg hoch. Kinder brauchen für die Strecke etwa eine halbe Stunde. Unterrichtsbeginn ist teilweise schon um 7:45 Uhr, d.h. die Eltern schicken ihre Kinder um kurz nach sieben aus dem Haus. Im Winter ist es da noch dunkel und der Fußweg in unserem Wohngebiet hat keine Straßenbeleuchtung. Alles nicht so optimal, ich kann verstehen, dass die Eltern besorgt sind. Darüber wurde nun bei diesem Stammtisch diskutiert. Das war ganz herrlich zum Kopfschütteln. „Mir sin des früher au gloffe!“, „Wenn die Leute heute meinen, ihre Kinder könnten mit fünf schon in die Schule gehen, dann sollten sie auch dafür sorgen, dass ihre Kinder dann mit dem Straßenverkehr umgehen können!“, „Die Kinder brauchen doch eh Bewegung!“. Dabei geht ist nicht um die Länge der Strecke und auch nicht darum, die Kinder vom Straßenverkehr fernzuhalten, sondern darum, dass die Situation für Fußgänger in Böbelfingen schrecklich ist. Teilweise steht man einfach auf der Straße, während man auf grün wartet, weil es noch nicht mal Verkehrsinseln gibt. Die Autos fahren oft zu schnell und biegen mal eben noch bei dunkelorange ohne zu schauen ab. Ist uns alles nicht erst einmal passiert.
Bisher ist nur ein Bruchteil des Wohngebiets bebaut. In den nächsten 10 Jahren ist der Zuzug von vielen jungen Familien zu erwarten. Der geplante Kindergarten bietet Platz für 90 Kinder. Aber an eine Schule oder einen gesicherten Schulweg hat niemand gedacht? Der Vorschlag des Landkreises war, die Eltern sollten doch einen Vertrag mit einem Taxiunternehmen machen. Die fahren die Kinder dann zur Schule, für sechs Euro pro Taxi. Macht bei vollbesetztem Taxi also 1,50 pro Kind und Fahrt. Also 60 Euro im Monat pro Kind. Na danke, für mehr als ein Kind, kann man sich das aber nicht leisten. Aber bei unserer durchschnittlichen Verweildauer in einer Wohnung, bin ich guter Dinge, dass wir zum Schuleintritt des Kleinen bereits woanders wohnen.
Das war er also, mein erster Stammtisch. Ich wurde noch belehrt, dass ich mir die Glasscherben auf dem Kinderspielplatz einbilde und am Ende wurden alle zu einem Gruppenfoto genötigt, welches im neuen Flyer veröffentlich werden soll. Selbstverständlich hat niemand gefragt, ob man mit der Veröffentlichung des Fotos einverstanden ist. Ich bin gespannt wie sich das weiterentwickelt.

Arbeiten 2011

Mir hat mal jemand erzählt, dass es schlecht sei, wenn in einem Unternehmen im Schnitt wenig Überstunden gemacht werden. So richtig verstehen kann ich das nicht. Warum wird ab einem gewissen Karrierelevel voraussgesetzt, dass man mehr arbeitet? Eigentlich wäre doch die logische Konsequenz, jemanden einzustellen, sobald die anfallende Arbeit von den Mitarbeitern nicht mehr in einer annehmbaren Zeit zu schaffen ist. Natürlich gibt es auch mal kurzzeitig mehr Arbeit, für die man nicht mal eben jemand einstellen kann. Ich rede hier aber auch nicht von ein paar stressigen Wochen, sondern davon, dass manche Unternehmen sich darauf aufbauen, dass ihre Mitarbeiter permanent mehr arbeiten als im Vertrag steht und gesetzlich erlaubt ist. Ich bin auch immer wieder erstaunt, wieviele Menschen dazu bereit sind, wenn denn die Bezahlung stimmt.  Ich habe in den letzten Jahren sehr viel Freizeit in meine Doktorarbeit investiert. Jetzt, wo mir diese Zeit wieder zur Verfügung steht, sehe ich, wie wichtig mir meine Zeit ist. Zeit ist nicht Geld, sondern Zeit ist Zeit. Mit welcher Summe soll einen der Arbeitgeber locken, wenn man es jeden Abend verpasst sein Kind ins Bett zu bringen, wenn man soviel unterwegs ist, dass man beim Abendessen in der Familie vom eigenen Kind die Schüssel gereicht bekommt mit den Worten „die Gäste zuerst!“? Wenn ich nun immer lese davon, dass mehr Frauen in Führungspositionen sollen und von Quoten gesprochen wird, dann denke ich, das ist auch nicht die Lösung. Ich denke man bräuchte in erster Linie familienfreundlichere Arbeitsbedingungen auch für Führungskräfte. Ich meine damit keine 24/7 Kinderbetreuung (obwohl das manchmal auch schon helfen würde) oder die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit. Teilzeitstellen sind doch oft einfach Vollzeitstellen mit schlechterer Bezahlung. Es muss doch auch in einer Führungsposition möglich sein, seinen Job gut zu machen UND Zeit zu haben bei der Familie zu sein. Warum ist die Arbeit nicht in einer annehmbaren Zeit zu schaffen? Und wie effektiv arbeitet man noch nach 12 Stunden? Ich denke, dass auch viele Männer sich mehr Freizeit wünschen würden, die sagen es nur seltener. Wieviele Männer lehnen einen Karriereschritt ab, um mehr bei der Familie zu sein, und wieviele Frauen tun das? Klar kann man sich seinen Job immer noch selbst aussuchen und muss so einen Job ja nicht machen. Was aber, wenn man gerne möchte, die Randbedingungen aber untragbar findet? Dann verzichtet man auf einen tollen Job und der Arbeitgeber vermutlich auf einen tollen Angestellten. Blöd für beide. Wie wär’s hier mal mit Umdenken.
Achja, einen Vorschlag zur Verbesserung im wissenschaftlichen Bereich: Fachtagungen mit Kleinkindbetreuung.

Muttis

Manchmal gehen sie mir auf den Geist, diese bloggenden Muttis. Klar bin ich auch eine davon, aber ich hoffe ich bin nicht so wie die, die nerven. Es sind die, die mich auch im wirklichen Leben nerven würden. Die, die ihren Kindern nur pädagogisch wertvolles Holzspielzeug kaufen, die Bio einkaufen und essen, die selber backen, häkeln, nähen. Ich hab nichts gegen das Selbermachen und auch nichts gegen pädagogisch wertvolles Spielzeug. Aber manchmal fehlt mir die Toleranz. Man liest bei vielen heraus, dass sie denken, ihr Weg wäre der beste oder sogar der einzig richtige. Und da wird dann mit zweierlei  Maß gemessen. Da werden Verhaltensweisen kritisiert und zwei Beiträge weiter Dinge beschrieben, die meiner Meinung nach genauso kritikwürdig wären. Es wird einem ein schlechtes Gewissen vermittelt, weil man kein Bio oder nur Discounter-Bio kauft, weil man seine Kinder mit Playmobil, statt mit Ostheimer Holztieren spielen lässt, weil die Kinder auch mal Schokolade kriegen und nicht nur staubige Amaranthriegel. Wo ist hier der Blick über den Tellerrand? Andere Familien setzen andere Prioritäten und es gibt viele Wege, die richtig sind. Manchmal bin ich versucht zu kommentieren, wenn ich mich mal wieder ärgere. Und dann lasse ich es doch. Kritik ist doch in den wenigsten Blogs wirklich erwünscht, wird schnell als persönlicher Angriff gewertet. Und schneller als man schauen kann, sind die Blogs dann passwortgeschützt und nur noch diejenigen mit der richtigen Meinung dürfen rein. Eigentlich ist es schade. Sollte das hier im web 2.o nicht ein Dialog sein? In manchen Fällen ist es doch nur ein Zurschaustellen des eigenen vermeintlich so perfekten Lebens. Was daran ärgert ist die Gewissheit, dass diese Leben genauso wenig perfekt sind, wie alle anderen. Es wird nur geschrieben, was ins Bild passt. Nur selten schaut hier etwas Menschlichkeit durch. Ich kann verstehen, wenn jemand nicht viel von seinem Leben preisgeben möchte, aber diese heile Welt Atmosphäre macht zuweilen unsympathisch. Mit einem Angeber will schließlich auch niemand befreundet sein.

Arbeiten vor Weihnachten.

Ich arbeite heute noch. Nicht so lange wie sonst. Die ersten Kollegen haben sich bereits letzte Woche in den Weihnachtsurlaub verabschiedet. Heute wären wir laut Plan zu dritt gewesen und wollten die Einsamkeit mit einem Sekt begießen. Leider ist die Sektspenderin krank geworden und mein anderer Kollege ist seit Stunden verschwunden und ich frage mich, ob er nochmal wieder kommt. Nun bin ich also allein. Es ist schon seltsam, dieses Arbeiten vor Weihnachten, bzw. das Nichtarbeiten. Schon zu Studienzeiten waren die Vorlesungen ab dem 20. Dezember sehr schlecht besucht. Und hier bei der Arbeit ist es jetzt genau das Gleiche. Die S-Bahnen morgens und abends sind auch ungewohnt leer. Ich bin überhaupt nicht auf die Idee gekommen, den 23. schon komplett frei zu nehmen. In der Vergangenheit habe ich sogar einige Male am 24. (und am 31.) gearbeitet.

Noch zu Schulzeiten haben wir bei einer Werkzeugfirma im Lager Inventur gemacht und an Heiligabend immer den halben Tag dort verbracht. Der Job war für damalige Schülerjobverhältnisse ganz gut bezahlt. Und wir hatten immer eine Menge Spaß dort. (Ich glaube die Lagerarbeiter auch mit uns). In Euroboxen sitzen und ölige Metallteile zählen klingt zwar nicht sehr spannend, aber für uns war es lustig. Wenn die anderen in der Mittagspause waren, haben wir Hubwagenrennen durch die Gänge gemacht und die riesigen Säcke mit Styroporflocken gewogen. Und wir haben ständig gelacht und uns vor dem Chef versteckt. „Pull vert“ haben wir ihn genannt. Ich weiß nicht mal, ob ich ihn jemals gesehen habe, aber die Legende sagte, er trüge immer grüne Pullover.

Im Studium habe ich Briefe zugestellt und die müssen in der Regel auch am 24. zugestellt werden. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich tatsächlich mal am 24. gearbeitet habe (je nachdem wie die Feiertage lagen, fiel die Arbeit auch aus), auf jeden Fall aber ab dem 27. und auch an Silvester. Ich habe es nie schlimm gefunden arbeiten zu „müssen“, aber ich empfinde es jetzt als puren Luxus, dass ich ab morgen zwei Wochen frei habe. Zwei Wochen um sie mit meinen Männern zu verbringen, Familie und Freunde zu treffen, zu lesen, zu laufen und in der Wohnung zu werkeln. Noch immer ist mir nicht wirklich klar, warum für viele Menschen Weihnachten so stressig ist. Schließlich kann man doch selbst entscheiden, ob man Stress möchte oder nicht. Ich hab jetzt auch noch drei Weihnachtspäckchen zuhause liegen, die heute zur Post gehen und mit Sicherheit nicht pünktlich ankommen. Aber ist das schlimm? Ich finde nicht. Man freut sich doch nicht weniger, nur weil es drei Tage später ankommt (vielleicht freut man sich sogar mehr, weil es dann nicht im Geschenkegewühl untergeht). Und in diesem Sinne, werde ich jetzt noch mein Büro aufräumen und Kalender aufhängen und dann bin ich bereit für Weihnachten.

Feiert schön!

Was mir so im Kopf rumspukt

Wie schneidet man eigentlich einem Kleinkind die Haare? Aufgrund der Locken des Kleinen, konnten wir das noch eine Weile herauszögern. So langsam und vor allem nach dem Waschen und Kämmen trägt er jetzt die Albert Einstein Gedächtnisfrisur, so dass wir nun übers Abschneiden nachdenken. Ohne die Locken würde er schon eine geraume Zeit durch die Fransen blinzeln müssen. Aber wie schneidet man die? Ich kann mir kaum vorstellen einem wachen Kind die Haare zu schneiden. Da grapscht er doch permanent nach der Schere, dreht den Kopf oder haut ab. Schon beim Kämmen läuft man ihm durch die ganze Wohnung hinterher. Die Idee einfach mit dem Langhaarschneider auf 10 mm zu schneiden, finde ich nicht so toll. Ist ja schließlich Winter. Und außerdem, die schönen Locken! Also, wie macht man das? Alternativ können wir auch ein Päckchen rosa Glitzerhaarspangen kaufen, uns von anderen Eltern komisch anschauen lassen und hoffen, dass er uns als Teenager nicht dafür hasst.

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Es schneit. Solange ich keinen Kinderwagen durch den Schnee bewegen muss, finde ich das ganz schön. Es erinnert mich immer ein bisschen an zu Hause. Wenn man jahrelang in der Rheinebene gelebt hat, vergisst man, dass Winter nicht nur grau und regnerisch sein muss. Es kann auch mal schneien und der Schnee kann sogar liegen bleiben. Ich muss dann immer daran denken, wie früher einen Tag das Chaos ausbrach, weil komischerweise im November niemand an einen Wintereinbruch gedacht hatte. Dann stellten sich auf der B31 die LKWs ohne Schneeketten quer oder blieben irgendwo am Randen hängen. Und bei uns kamen keine Busse. Zu Fuß oder mit dem Auto kamen wir dann viel zu spät in die deutlich geleerten Klassenräume. Alle mit einem weiteren Weg konnten ja nicht einfach laufen. Es war aufregend, spannend und manchmal auch nervenaufreibend, wenn z.B. Klassenarbeiten in den ersten zwei Unterrichtsstunden angesetzt waren. Und leider war es nach einem Tag immer vorbei. Am nächsten Tag kamen überall vor sieben Uhr morgens die Räumfahrzeuge, es war geschippt und gestreut, die LKWs hatten Schneeketten und die Busse kamen wieder durch. Wenn man das kennt, ist man immer wieder überrascht, wie schlecht in scheeärmeren Gebieten mit Schnee umgegangen wird. Da liegen dann zwei Zentimeter Schnee und die Autos kriechen im Berufsverkehr mit Sommerreifen über die ungeräumten Straßen. Man vermutet, dass es für 200000 Einwohner nur einen Schneepflug gibt. Sowieso fährt jeder Straßenbahn der kann, weil bei „dem Wetter“ will ja niemand Autofahren. Die Gehwege sind weder geräumt noch gestreut und nach ein paar Tagen ist aus dem bisschen Schnee eine halsbrecherische Eisplattenlandschaft geworden. Da muss ich dann manchmal dran denken, wie wir im ersten Schneewinter mit Führerschein extra losgefahren sind, um zu üben die Kurven mit der Handbremse zu fahren. Und ein bisschen schlittern auf großen Parkplätzen. So konnte man fahren auf Schnee lernen. Und so lernten wir, dass man zwar vorsichtiger fahren muss, es am Ende aber eben doch nur Schnee ist. Nichts womit man nicht klarkommen kann.

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Wir haben am Wochenende The Town angeschaut. Hat mich sehr beeindruckt und mitgerissen. Ben Affleck ist eindeutig in den Rollen am besten, die er sich selbst schreibt. Dabei sollte er bleiben.

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Ich lese immernoch Twilight. Bin heute morgen in der S-Bahn bei der Zeltszene angelangt. Die ist toll, wahrscheinlich die beste Szene im dritten Buch, das im Vergleich zum zweiten Buch auch beim zweiten Mal lesen deutlich schwächer ist. Beim Lesen der Zeltszene fiel mir wieder ein, dass im Vorfeld der Premiere des Films darüber bereits berichtet wurde. Da hieß es, es gäbe eine heiße Szene zu dritt im Zelt und wer weiß, wer weiß… Fand ich damals schon total blöd. Wer die Bücher kennt, weiß, dass es auch in Band drei noch keusch zugeht und wer sie nicht kennt, dem ist der Film doch sowieso egal. Oder hat sich den Film irgendjemand angeschaut, weil er hoffte eine S*xszene mit Bella, Edward und Jacob zu sehen?

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Ich hab mich endlich damit abgefunden, dass Pacey Witter jetzt Peter Bishop heißt und bin jetzt bei der dritten Staffel in Fringe eingestiegen. Gefällt mir. Bei Gelegenheit muss ich mal die ersten beiden Staffeln nachholen.

Vom Urlaub zur Arbeit

Die Arbeit hat mich wieder. Nach dem schönen, aber zu kurzen, Urlaub und einer anschließenden Odyssee zu einem wichtigen Termin, sitze ich nun wieder im Büro. Am Wochendene haben wir endlich das Kinderzimmer fertig gemacht. Der Kleine hatte sein Bett bisher noch in unserem Schlafzimmer stehen. Sein Kleiderschrank stand seit Monaten noch in Pappe verpackt an der Wand. Da der Kleine im Urlaub in seinem eigenen Zimmer geschlafen hat und das ganz gut geklappt hatte, wollten wir nicht, dass er sich wieder zu sehr dran gewöhnt bei uns zu schlafen. Also haben wir gestern den Schrank aufgebaut, hingestellt, doch wieder woanders hingestellt, Wickelkommode verschoben, Sofa verschoben, Bettchen rübergetragen, Boden gesaugt und gewischt, Lampe aufgehängt, Spiegel aufgehängt und Kisten weggeräumt. Klingt vielleicht nicht so, war aber doch anstrengend. Ihr könnt ja gerne mal probieren einen Schrank mit einem einjährigen Assistenten aufzubauen. Da wird einem beim Schrauben der Schraubenzieher weggezogen und wenn man ihm dann einen eigenen gibt, dann haut er damit Macken in die Wände seines neuen Schranks (zum Glück die Innenwände). Und sowieso muss er alles erstmal anfassen, wegtragen (wenn’s nicht zu schwer ist), drauf klopfen und drüberlaufen. Und im fertigen Gerüst (ohne Rückwand) , kann man dann wunderbar hin und herrennen. Beim Umräumen hat er dann zum Glück irgendwann seinen Dschungel entdeckt (so ein Spielzeug für Babys) und dort still Musik gehört. Beim Bett rüber tragen, saß er im Bett und beim Putzen hat er auf einer alten Keksdose musiziert. Und dann hat er zum ersten Mal in seinem Zimmer geschlafen. War ganz gut und heute morgen ist er nichtmal mit mir wach geworden. Leider haben wir das Chaos im Kinderzimmer nicht völlig beseitigt, sondern die Reste lediglich verschoben. Jetzt stehen eben ein paar Kisten im Schlafzimmer. Aber das ist ja auch so groß und leer, jetzt wo das Kinderbett nicht mehr drin steht.

Zugegeben II


Damit ihr mal seht, was ich gestern gemeint habe, hier ein Foto.