Archive for the ‘ Jung sein ’ Category

Schriftlich und mündlich

Irgendwann Anfang des Jahres habe ich einen Artikel im Zeit-Magazin gelesen, wo die übermäßige Bewertung mündlicher Leistungen in der Schule kritisiert wird. Ich kann mich erinnern, dass mich selbst das in der Schule auch schon gestört hat. Da gab es die Noten aus den Klausuren und dann hat der Lehrer anhand subjektiver Empfindungen eine Note für die mündliche Leistung gegeben, die dann genau gleich stark in die Gesamtnote einfloss, wie die Klausurnoten. Meine mündlichen Leistungen in der Schule waren eher schlecht. Das lag nicht daran, dass ich keine Antwort hätte geben können, ich wollte schlicht nicht. Wenn der Lehrer eine Frage zu bereits behandeltem Stoff stellte, fand ich es einfach unnötig mich zu melden. Warum soll man der Klasse etwas mitteilen, was die Klasse ohnehin schon weiß. Und wenn der Lehrer eine Frage zu neuem Stoff gestellt hat, kannte man die Antwort meistens nicht. Ein Mitschüler hat dann immer wie wild angefangen im Buch zu blättern, bis er die Antwort gefunden hatte. Der Lehrer war begeistert über den schlauen Schüler und alle anderen entsetzt über den dummen Lehrer, der so einen einfachen Trick nicht durchschaute. Aber es gibt ja auch noch die Fächer, bei denen die Mitarbeit sehr wichtig ist, wo disskutiert werden soll. Ethik war so ein Fach. Im ersten Jahr waren wir im Ethikkurs 30 Schüler. 30 Schüler und eine Lehrerin, die angeregt diskutieren sollen. Wir waren sogar angehalten, aktuelle Themen mit in den Unterricht zu bringen. Die Diskussionen liefen meistens so ab. Eine Schülerin meldete sich und machte eine Aussage, die stets mit „Ich würde sagen, dass …“ begann. (Später mal hat ein Deutschlehrer versucht das auszutreiben. „Entweder du sagst es oder du sagst es nicht. Ein „würde sagen“ gibt es nicht!“) Dann meldete sich die nächste und bestätigte die Aussage der ersten „Also, ich würd‘ auch sagen…“. Und dann die nächste und die nächste. Und die nächste. Fünf Wortmeldungen mit ein und derselben Aussage. Vielleicht hatte man Glück und die nächste Wortmeldung brachte einen neuen Gesichtspunkt, meistens aber eher nicht. Ich fand diese Diskussionen unglaublich langweilig und ermüdend. Und deshalb hatte ich auch selten Lust mich daran zu beteiligen. Dazu kam, dass mit Vorliebe über Themen disskutiert wurde, von denen niemand wirklich Ahnung hat. Einmal war es die Gentechnik. Nachdem unsere Lehrerin schon eine haarsträubende Behauptung als Tatsache hingestellt hatte, meldete sich eine Mitschülerin und meinte: „Ich find das schon gut, weil dann kann man ja Krankheiten schon im Mutterleib heilen.“ Beifälliges Gemurmel und zustimmendes Nicken. Und ich schau die Frau aus Lö an und möchte SOS funken. Zum Glück waren einige Lehrer bei der Notengebung alles andere als objektiv. Kaum einer gibt einen die verdienten 5 Punkte mündlich, wenn man schriftlich auf 15 steht. Beim Geschichtslehrer bekamen blonde Mädchen zwei Punkte geschenkt, bei der Ethiklehrerin Jungs zwei Punkte abgezogen. Warum ist die mündliche Leistung überhaupt wichtig für die Note? Sie lässt sich nicht objektiv bewerten und sie ist kein Indikator dafür, wie gut man sich präsentieren kann oder wie kommunikativ man ist. Dass man zu Themen schweigt, von denen man keine Ahnung hat, ist für alle Beteiligten viel angenehmer. Obwohl ich mich aus den lästigen Ethikdisskussionen rausgehalten habe, bin ich nun doch in der Lage ganz annehmbare Vorträge zu halten und 90 Minuten vor Studenten zu reden. Und dennoch entscheidet manchmal die mündliche Note über Erfolg oder Scheitern eines Schülers. Ist das richtig?

Als Kinder waren wir manchmal nachmittags alleine zuhause. Da fanden wir es lustig Telefonstreiche zu machen. Wir haben einfach zufällig Nummer gewählt (manchmal haben wir die sogar ausgewürfelt), irgendwelchen Quatsch erzählt und wieder aufgelegt. Der Nachbarsjunge hat manchmal sogar längere Gespräche mit den Leuten geführt, Rollen gespielt und improvisiert. Und im Hintergrund immer eine Horde  gackernder Kinder. Wir hatten damals kein Telefon mit Lautsprecher. Ich weiß nicht mal, ob es das schon gab. So konnten die Zuschauer die Reaktionen der Angerufenen auch immer nur erahnen. Natürlich durften wir keine Telefonstreiche machen. Aber das war vor Rufnummerübermittlung, vor CLIP und vor Einzelverbindungsnachweisen. Wir waren also völlig auf der sicheren Seite. Die Kinder heutzutage haben es damit schon schwerer. Um Telefonstreiche zu machen, müssen sie erstmal lernen, wie man das Senden der Rufnummer unterdrückt. Als nächstes müssen sie wissen, wie man die Wahlwiederholungsliste löscht und dann noch hoffen, dass die Eltern den Einzelverbindungsnachweis nicht so genau anschauen.

Ähnlich wie Telefonstreiche sind ja Telefone in den Händen kleiner Kinder. Früher hatten die Telefone noch Wählscheiben. Für kleine Hände war es bestimmt schwieriger dort eine lange Nummer zu wählen, als es auf den heutigen Tastentelefonen ist. Klar haben kleine Kinder auch mal irgendwo angerufen, aber auch hier gab es keine Rufnummerübermittlung und keine Einzelverbindungsnachweise. Und das Kind hat bei Fremden angerufen. Bei den heutigen Telefonen und Handys ist man mit zwei Tastendrücken im Adressbuch und kann da jemand anrufen. Da ruft dann das Kind nicht morgens um sechs fremde Meschen an, was einem vielleicht kurz peinlich ist, sondern es ruft Menschen an, die man kennt. Freunde, die hinterher genau sehen können, wer einen um sechs Uhr aus dem Bett gescheucht hat. Unser Kleiner hat schon mehrmals die erste Nummer in meinen Adressbuch angerufen. Glücklicherweise noch nicht um sechs Uhr morgens, aber unglücklicherweise ist es eine Nummer im Ausland. Vorsichtshalber habe ich jetzt meine eigenen Nummer ganz vorne hin gespeichert, so dass er nun mit meiner Mailbox telefonieren kann (wovon er sehr begeistert ist). Und während ich mich noch fürchte, dass er doch wieder jemandem im Ausland anruft, fällt mir ein, dass er aufgrund seines Namens wohl auch mal an erster Stelle in den Adressbüchern seiner Freunde stehen wird. Dann wird er mal derjenige sein, der von den Kindern seiner Freunde angerufen wird. Und dann gleicht sich doch alles irgendwie wieder aus. Oder nicht?

Vampire früher

Vampire konnten auch schon nett sein, als sie noch nicht geglitzert haben. Vielleicht erinnert sich ja noch jemand hier dran.

Antreten zum Schw*nzvergleich!

Am Wochenende hatte ich Grundschulklassentreffen. Zwanzig Jahre ist das her, dass wir mit unseren Empfehlungen auf die weiterführenden Schulen geschickt wurden. Vor ein paar Monaten hat jemand bei Facebook ein Klassenfoto aus der dritten Klasse eingestellt und alle drauf verlinkt. Plötzlich war man dann mit Leuten „befreundet“, die man seit ewigen Zeiten nicht gesehen hat. Wahrscheinlich kam dann deshalb die Idee auf, alle mal wieder zu treffen. Bei Facebook wurde es angekündigt und sogar eine schriftliche Einladung landete in unserem Briefkasten. Ich habe ein bisschen hin und her überlegt, ob ich da wirklich hin will. Die Leute, die nicht mit mir aufs Gymnasium gegangen waren und die nicht bei uns in der Straße wohnten, hatte ich tatsächlich seit 1990 nicht gesehen. Und nachdem zumindest eine der ehemaligen Klassenkameraden exzessiv Facebook Phrases (das ist das mit den Glücksnüssen und so) nutzt oder italienische Schnulzensongs postet, wusste ich wirklich nicht, ob ich den Leuten überhaupt was zu sagen habe (außer ihnen die Nutzung von Facebook zu erklären). Aber weil ich sowieso mal wieder nach Hause wollte, habe ich mich zum Treffen angemeldet. Die Frau aus Lö hatte auch vor zu kommen und so wären wir ja immerhin zu zweit, falls die anderen sich alle als Schnarchnasen entpuppen. Und so habe ich am Samstag abend den Kleinen bei der Omi gelassen und bin ins Nachbarkaff gefahren. Ich wurde schon vor der Tür begrüßt. Sogar unser Grunschullehrerehepaar war da. Eigentlich dachte ich, es würde schwer werden die Leute zu erkennen. War es aber nicht. Bei meiner Nebensitzerin musste ich kurz überlegen, aber die war auch immer sehr still in der Schule. Mehr als ein Drittel, beinahe schon die Hälfte, der ehemaligen Klasse war da. Natürlich hauptsächlich die, die nach Haupt- oder Realschule eine Ausbildung gemacht haben und immernoch in der Gegend wohnen. Da saßen wir dann also und es ging los. „Was machst Du jetzt?“ in alle Richtungen. Meistens bewegt man sich ja doch zwischen Studierten, da war es interessant, andere Lebenswege kennen zu lernen. Und die waren zahlreich. Eine ist alleinerziehende Mutter, hat jetzt aber wieder einen Freund. Eine ist verheiratet mit Kind, hat seit der Ausbildung keine feste Arbeitsstelle gehabt und nach ihren eigenen Erzählungen einen Mann, über den man bei Frauentausch herrlich den Kopf schütteln könnte. Aber was soll man machen. Eine war unglaublich langweilig oder vielleicht auch nur einfach nicht smalltalkfähig. Besonders interessant waren aber die Geschichten derer, denen man nichts zugetraut hat oder die nicht den geraden Weg gegangen sind. Da war zum Beispiel einer, der nach Rauswurf aus der Realschule und Hauptschulabschluss jetzt doch noch ein BWL-Studium macht. Am überraschendsten war einer, der prinzipiell nie seine Hausaufgaben gemacht hat und den Großteil seiner Grundschulzeit vor der Tür verbracht hat. Das war einer von denen mit schlechten Bedingungen, schwierigen Verhältnissen und wenig Geld zuhause. Er hat zwar auf der Hauptschule genauso wenig Arbeitswille gezeigt wie auf der Grundschule, hinterher aber trotzdem eine Ausbildung gemacht und, wie es aussieht, hat er einen ganz guten Job. Vor allem aber macht er keinen dummen Eindruck. Die Frau aus Lö meinte zwar er wäre etwas prollig, aber nur ein bisschen.
Dass ich promoviert bin, habe ich meistens nur am Rande erwähnt. Ich hatte nämlich keine Lust auf so einen Schw.anzvergleich à la „Schaut her, was ich erreicht habe und seid neidisch!“ Darum ging’s ja eigentlich nicht bei dem Treffen. Ganz davon abgesehen finde ich nicht, dass man auf ein Studium oder eine Promotion neidisch sein muss. Ich habe auch versucht, Wörter wie „Priorisierung“, „olfaktorisch“ und „optional“ durch andere zu ersetzen. Manchmal glaube ich nämlich ich laber schon ziemlich intellektuell daher und ich wollte ja nicht so abgehoben wirken.
Die Gespräche mit unsern Lehrern waren auch schön. Die konnten sich tatsächlich an alle Namen noch erinnern. Ich vermute ja, die haben vorher zuhause geübt. Wir haben ein paar alte Geschichten ausgekramt und viel gelacht. Schließlich haben unsere Lehrer noch ein Geschenkchen überreicht bekommen. Die Initiatorin des Klassentreffens hat das ganz schüchtern überreicht. Man hat ihr schon angemerkt, dass sie nicht besonders viel Erfahrung mit Präsentationen oder damit mal kurz im Mittelpunkt zu stehen hat.
Gegen später haben wir die Location gewechselt. Es sind nicht mehr alle mitgekommen, aber da hatten wir dann auch Gelegenheit mit denen zu reden, die vorher immer am anderen Ende des Tisches saßen. Es war wirklich lustig und es wurde auch tatsächlich spät. Ich war erst um viertel vor vier im Bett (ja, und das in DS!). Eine fragte mich, was meine Geschwister so machen. Als ich erzählt habe, wo die alle leben, meinte sie, sie hätte ja ein langweiliges Leben. Da hab ich hinterher drüber nachgedacht. Eigentlich glaube ich nicht, dass ein Leben interessanter wird, weil man in einer anderen Stadt lebt und die Familie verstreut ist über Deutschland. Immerhin muss sie, wenn sie ihre Familie sehen will, nur aus der Haustür raus und in die nächste Haustür rein. Ich muss mindestens zwei Stunden Zug fahren. Es hat also auch Vorteile ein „uninteressantes“ Leben zu führen.
Das Treffen hat sich wirklich gelohnt. Dadurch, dass wir uns so lange nicht gesehen hatten, gab es nicht diese Grüppchenbildung, die man von Abitreffen kennt. Jeder hat mit jedem geredet und alle waren sehr offen. Wir konnten uns neu kennenlernen und trotz der langen Pause war immernoch eine Vertrautheit da. Natürlich haben auch einige gefehlt. Einige davon hätte ich gerne dabei gehabt. Vielleicht ja dann beim nächsten Treffen in 10 oder 20 Jahren.

Sun

Lange war das bei Youtube nicht zu finden. Wie oft hab ich darauf wohl getanzt…

Schönes T-Shirt

Das ist ja wohl mal ein geniales T-Shirt, das es hier zu kaufen gibt  🙂

Schwäbisches Jura

Hier kommt schon wieder eine Geschichte aus meiner Kindheit und schon wieder spielt der Frood dabei eine Rolle. In der dritten Klasse machten wir einen Klassenausflug ins Donautal. Was genau wir dort angeschaut haben, weiß ich nicht mehr. Aber es existiert ein Foto, wo wir in einem Höhleneingang auf dem Boden sitzen und im Dreck buddeln. Einer unsere Mitschüler hält stolz zwei weiße Steinbröckchen in die Kamera. Übringens wohnte der auch in unserer Straße, aber wir konnten ihn nie so richtig gut leiden. Er verbrachte seine Zeit damit, mit seinem Kaninchen und seinem Kettcar anzugeben. Der hellste war er auch nicht gerade. Bei einer ich-verkaufe-mein-Spielzeug-an-Nachbarskinder-Aktion hat der Frood ihm ein Spielzeugauto so lange für 40 Pfennig abgekauft und ihm für 50 Pfennig wieder verkauft, bis er es umsonst hatte. Aber zurück zum Klassenausflug. Wir saßen also im Höhleneingang und wühlten im Dreck. Der Hintergrund hierfür war, dass der Frood erzählt hatte, man könne hier „schwäbisches Jura“ finden. Wir wussten zwar nicht, was das sein sollte, aber es hörte sich sehr wertvoll und selten an, also gruben wir fleißig nach weißen Steinen. Die hielten wir dann erwartungsvoll dem Frood unter die Nase, der dann entweder bestätigte, dass das „schwäbisches Jura“ sei oder eben nicht. Was dieses mysteriöse „schwäbische Jura“ gewesen sein soll, weiß ich nicht. Als Gesteinsbezeichnung ist mir das unbekannt. Die schwäbische Alb wird manchmal auch als schwäbisches Jura bezeichnet. Auch sind die Gesteine der schwäbischen Alb im Jura entstanden. Demnach wären alle weißen Steine (wahrscheinlich alles Kalk, davon gibt’s da eine Menge)  „schwäbisches Jura“ gewesen. Nach welchen Kriterien der Frood das dann beurteilt hat oder ob er uns einfach gediegen verarscht hat, weiß ich nicht. Ich nehme ja stark letzteres an.

Die Fasnet

Wir waren letzte Woche doch tatsächlich in Böbelfingen beim Fasnachtsumzug. Ich hatte mir seit 10 Jahren keinen Umzug angeschaut und D. seit 24 Jahren. Wenn man mit der schwäbisch-alemannischen Fasnacht aufgewachsen ist, dann kann man sich für den halbherzigen Versuch eines Umzugs in KA nicht wirklich begeistern. Deshalb hab ich mir das auch nie angetan. Jetzt mit Kind und mit der wagen Hoffnung, in Böbelfingen ist man schon nah genug dran am Fasnachtsgebiet, haben wir uns das Spektakel mal angesehen. Naja, was soll man sagen. Der Umzug war kurz und hatte mit dem, was ich von daheim gewohnt bin, doch eher wenig zu tun. Mir kam es vor, als wäre der Umzug dominiert von Hexengruppen. Die erste Gruppe hat zwar noch Bobons geworfen (ja, richtig gefährlich diese Hexen), die nachfolgenden Gruppen waren aber annehmbar wüst. Die hatten Stroh dabei, haben Mädels ihre Schuhbendel geklaut und die Beine mit Klebeband zusammengeklebt. Dann kamen ein paar Guggenmusikgruppen, der Fussballverein, ein paar Kinder, einer der OB-Kandidaten, die Brauerei und ein paar Fasnachtsgarden. Der Kleine hat sich das in seinem Kinderwagen mit todernstem Gesicht angeschaut (jaja, Fasnacht ist eine ernste Angelegenheit!). Immer wieder hat er Bonbons geschenkt bekommen und eine Hexe war so nett und hat ihm zwei Hände voll Konfetti in den Kinderwagen gepackt. Als wir dann den Kinderwagen vor dem Haus vom Konfetti befreit haben, hat der Kleine sich kaum noch gekriegt vor Lachen. Den Umzug fand er langweilig, aber Mama und Papa, die Konfetti entsorgen, sind zum kreischen komisch.

Nach dem Umzug ist bei mir aber der Wunsch hochgekommen, doch mal wieder „richtige“ Fasnacht zu sehen. Früher, da waren die Fasnachtstage ja komplett durchgeplant. Mittwochs abends ging’s im Delta mit der Fasnachtsabifete los. Mit nur 2 bis 3 Stunden Schlaf ging’s dann in die Schule. Da war besondere Anwesenheitspflicht. Fehlen durfte man nur mit ärztlichem Attest. Da musste man dann zwei Stunden absitzen, ehe in der Aula die „tolle“ Fasnachtsparty losging und die Narrenpolizei und befreite. Da war eigentlich auch Anwesenheitspflicht, aber außer den Unterstüflern hat sich da niemand dran gehalten. Man durfte das Schulgebäude nämlich verlassen, nur nicht seine Sachen mit raus nehmen. Da wir das aber wussten, hatten wir eben einfach keine Taschen dabei. Besonders lustig war es immer, wenn jemand, der das nicht kannte, neu in die Klasse kam. Ich erinnere mich, wie ein neuer Schüler uns nicht glauben wollte, dass wir verkleidet in die Schule kommen. Er dachte wir wollten ihn verarschen, dass er dann als einziger verkleidet da sitzt. Am Ende ist er gar nicht aufgetaucht. Seine Mutter hat ihn entschuldigt. Er hatte die Nacht kaum geschlafen, weil „die Idioten vom Musikverein schon morgens um fünf“ durchs Dorf gezogen waren. Da konnten wir nur sagen: Willkommen bei der Fasnet, Junge.
Nachdem wir uns dann also von der Schulparty weggestohlen hatten, ging’s auf Tour durch die Banken und zur AOK. Da gab’s nämlich umsonst Sekt, Brezeln und Berliner. Da konnte man dann ein paar Stunden tot schlagen. Wir sind dann meistens noch mal kurz nach Hause gegangen, bevor wir um 14 Uhr beim Kinderumzug an der Straße standen. Da wurde dann wieder ordentlich gefeiert. Donnerstags abends war dann meistens nichts geplant. Der Hemdglonkerball war doch eher für die jungen Jugendlichen. Dafür ging’s dann am Freitag gleich mit dem Highlight weiter. Hexenumzug, Hexenfeuer und Hexenball. Der Hexenball war eine elitäre Angelegenheit. Aufgrund der vielen Hexengruppen vom Hexenumzug waren nur wenige Karten im freien Verkauf. Die wurden dann zwei Wochen vorher verkauft. Da standen wir dann zwei bis drei Stunden in der Kälte um hinterher glücklich unsere Eintrittskarten in den Händen zu halten. Und jedes Jahr wurde erneut gezittert, ob man auch Karten bekäme. Der Ball hat dann aber auch immer Spaß gemacht. Am nächsten Abend war dann Turnerball. Gleicher Ort und besseres Programm als beim Hexenball. Aber das Programm haben wir eh nie angeschaut. Am Sonntag war dann großer Umzug in unserem Kaff und am Abend im Nachbarkaff Turnerball. Am Montag waren wir meistens im Nachbarkaff beim Umzug und am Dienstag beim großen Umzug in Villingen. Den fand ich immer besonders schön und den will ich mir auch unbedingt mal wieder anschauen. Ja und dann ist es ja auch schon vorbei mit der Fasnacht. Mittwochs saßen wir mit dicken Ringen unter den Augen wieder in der Schule. Manchmal haben wirklich Lehrer versucht größere Mengen Hausaufgaben über „die Ferien“ aufzugeben. Zugezogene natürlich! Zu den Pflichtveranstaltungen kamen nämlich noch unzählige Optionen. In Pfohren waren wir mal beim Zunftball und in Grüningen beim Hexenball. An eine Party im Spiegelsaal kann ich mich auch noch erinnern. Jedenfalls war immer viel zu tun und von Ferien konnte da keine Rede sein.

Als Fazit kann ich nur wieder mal betonen: Wer Fasching sagt, der hat noch nie Fasnet gefeiert!

Kinder, Kinder

Heute morgen musste ich aus irgendeinem Grund an die alten Kinderspiele denken, mit denen wir uns früher die Sommerabende vertrieben haben. Wir hatten ja das Glück mit einer Horde anderer Kinder aufzuwachsen. Besonders toll war es, wenn dann sogar „die Großen“ mit uns gespielt haben. Deshalb waren wir auch manchmal gnädig und haben „die Kleinen“ mal mitspielen lassen. Mit vielen Leuten haben sich immer diese Rennspiele angeboten, also „Kaiser welche Fahne weht heute?“ oder „Fischer wie tief ist das Wasser?“. Davon gibt’s ja noch unzählige andere. Alle funktionieren eigentlich gleich. Einer steht der Gruppe Kinder in einigem Abstand gegenüber. Die brüllen dann eine Frage und der einzelne brüllt eine Antwort, die beinhaltet, wer unbeschadet auf die andere Seite laufen kann. Dann rennen alle los und der einzelne fängt sich Leute. Dazu gehört ja auch das Spiel „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“. Der allseits bekannte Dialog vor dem Losrennen geht ja folgendermaßen: „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“-„Niiiieeemand!“-„Und wenn er kommt?“-„Dann laufen wir!“. Komischerweise war bei uns die letzte Antwort immer „Dann kommt er halt.“ Niemand außer uns kennt das so. Ob das wohl die intellektuelle Erziehung war, die uns schon damals darauf gebracht hat, dass man keineswegs vor einem schwarzen Mann davonlaufen muss?
Die Akademikereltern haben auch an anderen Stellen manchmal durchgeschienen. Bei einem Spiel wurde ein Kreidekreis auf die Straße gemalt und gleichmäßig aufgeteilt. Dann durfte sich jeder ein Land aussuchen, dass er spielen möchte. Der Frood, damals noch Grundschüler, hat sich die Färöer Inseln ausgesucht. Man kann ja vermuten, dass die ausgezeichneten Geographiekenntnisse zumindest teilweise in seinem Interesse für Fußball begründet waren.
Die Frau aus Lö hat sich aber auch mal mit besonderem Wissen hervorgetan. Irgendwie hatten wir Stadt, Land, Fluß zu so einem Laufspiel umgewandelt. So genau weiß ich nicht mehr wie das ging. Einer stand den anderen Gegenüber und brüllte z.B. „Ein Land mit S!“. Wenn dann jemand eins wusste, hat er das gepöbelt und dann sind beide losgerannt und einer sollte schneller als der andere sein. Die Frau aus Lö stand dann also da und murmelte „Südkorea“. Sie wollte nicht rennen, hat es also leise gesagt. Südkorea. In der Grundschule (ok, vielleicht war es auch schon in der 5. Klasse). Kein Wunder, dass sie inzwischen Frau Dr. ist. Das lustigste daran war aber, dass ihre kleine Schwester das Gemurmel hörte und dann aus vollsten Hals „Südkurier“ schrie und losrannte. Der Südkurier, muss man dazu sagen, ist eine der Tageszeitungen in unserem Heimatort. Da war das Gelächter groß.

Einige Fragen stellen sich mir doch immer wieder. Spielt man eigentlich noch „Wir kommen aus dem Mohrenland (oder Morgenland?)“? Wir haben das sogar in der Schule mit unserer Lehrerin gespielt. Die Gruppe Kinder kommt zum König, der gegenüber steht, gehüpft und singt. Der Text ging so: „Wir kommen aus dem Mohrenland, die Sonne hat uns schwarz gebrannt. Wir sehen aus wie Mohren, haben sooooo lange Ohren.“ Dann sagt der König irgendwas in der Art „Lumpengesindel seid ihr!“ woraufhin sich die „Mohren“ verbeugen und „Ehrliche Leute!“ versichern. Dann führen sie ihm vor, was sie können und wenn er das Handwerk erraten hat, dann wird gerannt. Aber das ist ja sowas von politisch unkorrekt, das wird doch bestimmt nicht mehr gespielt, oder?
Eine weitere Frage, die ich bisher nicht lösen konnte, ist, warum haben wir den Ort, an dem man beim Fangen spielen sicher war, „Botte“ genannt. Wo kommt das her und was bedeutet es?
Und was fanden wir eigentlich an „Fritzle du stinksch!“ so lustig?

Spielspaß von vor 20 Jahren

Weihnachten ist vorbei und ich bin wieder in KA. D. hat dieses Jahr alleine mit den Katzen gefeiert und ich war in der alten Heimat, hab mich ausgeruht und meine kranke Schwester geärgert.

Ich habe einen Gameboy bekommen. Also keinen mit neumodischen Schnickschnack, sondern einfach einen Gameboy Color mit Supermarioland. Und damit spiel ich mir jetzt die Daumen wund. Es war sehr seltsam ein Elektrogerät ohne Displaybeleuchtung in der Hand zu halten. Da braucht man tatsächlich immer Licht zum spielen. Erstaunlich war allerdings, dass wir nach bestimmt 15 Jahren ohne Gameboy noch immer wussten, wo die versteckten Leben bei Supermarioland zu finden sind. Etwas komplizierter war es mit den versteckten Aufzügen, aber selbst daran konnten wir uns dann erinnern. Auch erstaunlich war, wie Erwachsene mit Mitte bis Ende 20 sich wieder verhalten wie 10-jährige. „Darf ich nach Dir noch mal spielen?“ Herrlich. Ich überlege schon, welche Spiele ich mir als nächstes zulegen werde.