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Seit 6 Jahren! (2/2)

Der Herr Gartenhein hat nun also körpergrößentechnisch die erste magische Achterbahnhürde genommen und ich wollte mit ihm noch vor seiner Einschulung in den Europapark. Wir entschieden am ersten Schultag in Baden-Württemberg hin zu fahren. Da sind nirgends mehr Ferien und am ersten Schultag schwänzt man nicht und es finden keine Schulausflüge statt. Die Einschulung war ja erst zwei Tage später.
Weil wir das Wochenende in der Heimat verbrachten, brachen der Herr Gartenhein und ich am morgen nach dem Berufsverkehr auf und schlängelten uns durchs Höllental. Der Herr Gartenhein war vom Schwarzwald und besonders vom Hirschsprung angemessen beeindruckt. Kurz nach Freiburg schlief er auf der Autobahn dann noch ein, während ich irre grinsend wartete, dass links der Europapark auftauchte. Die Wetterprognosen hatten sich in den letzten Tagen von 7 Stunden Regen auf Sonne, Wolken und Gewitter verbessert. Uns hätte aber auch der Regen nicht abgehalten.

Vom Parkplatz zum Eingang führt der Weg neben dem Silver Star entlang. Der Herr Gartenhein war beeindruckt und fragte, warum die alle so schreien würden. Ich sagte ihm, das würde er schon noch sehen. Silver Star würden wir zwar nicht fahren (da muss man 1,30 m sein), aber auch bei den anderen Achterbahnen kann man schreien.
Schon gleich hinterm Eingang war der Herr Gartenhein ordentlich beeindruckt und meinte, er hätte sich den Europapark viel langweiliger vorgestellt. Als erstes musste es der EP Express sein. Wir fuhren ans andere Ende und kamen in Portugal raus. Deshalb ging es als erstes zum Atlantica SuperSplash. Das ist zwar immer so schnell vorbei, aber die Fahrweise ist sehr angenehm. Ich wurde ordentlich nass und der Herr Gartenhein wollte gleich noch mal. Wir gingen aber erst mal weiter und stellten uns bei der Holzachterbahn (Wodan) an. Hier hatten wir tatsächlich eine halbe Stunde Wartezeit, was mich schon etwas empörte. Die konnte mich leider nicht überzeugen. Zu ruckelig. Ich hatte gleich Sorge, dass der Herr Gartenhein danach genug hat von Achterbahnen. Ich wollte mich dann in den griechischen Themenbereich vorarbeiten, wo mit Pegasus und Poseidon gleich zwei Achterbahnen wären. Auf dem Weg dorthin nahmen wir noch das Fjordrafting und die Whale Adventures mit, was den Herr Gartenhein auch sehr begeisterte. Er hat gleich verstanden, dass der Nervenkitzel dabei das (nicht) nass werden ist. Andersens Märchenturm mussten wir auch besteigen. Da war ich in all den Jahren noch nie oben. Kinder zeigen einem eben neue Perspektiven!

Ich hatte Hunger und setzte mich in Holland auf eine Bank. Der Herr Gartenhein, der vor lauter Aufregung nicht ans Essen dachte, aß dann auch die mitgebrachte kalte Pizza und Bifis (die haben wir sonst nie!). Danach wollte er mit dem Monorail fahren, was ich vermutlich 1990 zuletzt gemacht habe. Aber gut, ist ja sein Tag und sein Erlebnis. Also fuhren wir eine Runde Monorail und verschickten aus dem Historama eCards an den Opa. Vom Monorail aus konnten wir viele andere Attraktionen sehen. Als nächstes wollte der Herr Gartenhein mit dem Bähnle fahren. Wir stiegen in Russland ein und einigten uns darauf, damit nach England zu fahren. Von England aus wollte ich zum Königreich der Minimoys, was ich bisher auch noch nicht kannte. Wir blieben noch ein bisschen in Grimms Märchenwelt hängen, da der Herr Gartenhein hier auch viel anschauen wollte und in irgeneine Kinderbahn einstieg. Schließlich erreichten wir die Minimoys und stellten uns gleich bei Arthur an. Auch hier hatten wir eine halbe Stunden Wartezeit. Die hat sich aber wirklich gelohnt. Arthur ist ein Inverted Coaster, also eine Achterbahn, die oben befestigt ist. Seit ich 1993 in Alton Towers Nemesis gefahren bin, warte ich auf einen Inverted Coaster im Europapark. Arthur ist aber auch für Kinder. Schnellere Abschnitte wechseln sich mit langsameren thematisch gestalteten Abschnitten ab. Der Herr Gartenhein und ich fanden es sehr schön. Anschließend hielten wir uns weiter im Minimoys-Bereich auf, der komplett Indoor ist, so dass wir den Regenguss einfach verpassten. Es gab noch ein Karussel und einen Mini-FreefallTower. Außerdem wären da noch Rutschen gewesen, aber die haben wir ausgelassen. Der Herr Gartenhein wollte am liebsten weiter hier bleiben und noch mal Arthur fahren, aber da standen jetzt viel mehr Menschen an.

Also versuchte ich nun erneut ihn nach Griechenland zu lotsen. Unterwegs mussten wir nur noch mit diversen Autos fahren und erreichten schließlich Poseidon. Der Herr Gartenhein war sehr begeistert und inzwischen einer von denen, die am lautesten schreien. Auf dem Weg zurück zu Pegasus, durfte es noch eine Runde Abenteuer Atlantis sein, was ich bis dahin noch nicht kannte. Dabei ist das sehr spassig. Man schießt mit Lichtpunkten auf Ziele und kriegt Punkte. Leider hatte ich keine drei Euro, sonst hätte ich jetzt ein Foto mit völlig verbissenem Gesicht, weil ich verzweifelt versuchte das rote Licht an der Kamera abzuschießen. Pegasus fand der Herr Gartenhein so kurz, dass er gleich noch mal wollte. Danach wollte er zu einer längeren Achterbahn. Ich lotste ihn zum Eurosat. Da da immer noch alles so aussieht wie vor 20 Jahren und außerdem die Musik noch die gleiche ist, setzt bei mir immer sofort ein aufgeregtes Kribbeln ein. Dabei ist die Achterbahn selbst nicht so spektakulär. Der Herr Gartenhein fand es nicht so toll im Dunkeln zu fahren, also ging es als nächstes zum Matterhornblitz in die Schweiz, wo er aber erstmal die Gletscherflieger testen musste. Danach suchten wir ein Klo, landeten wieder in Griechenland und machten nochmal Abenteuer Atlantis. Danach dann endlich den Matterhornblitz. Und dann die Schweizer Bobbahn. Und dann wurde schon langsam die Zeit knapp. Auf dem Weg zurück zu den Minimoys, durfte es dann noch die Elfenfloßfahrt und die Oldtimerfahrt sein. Und zum Abschluss und pünktlich zum Parkschluss eine letzte Runde Minimoys.

Wir liefen zurück zum Ausgang. Ich wollte schon den ganzen Tag etwas zu essen kaufen. Es gibt da ja auch so ein Restaurant, wo das Essen mit Loopings und auf Schienen ankommt. Zur Mittagszeit war da eine Stunde Wartezeit. Und essen wollte der Herr Gartenhein eh nie was. Hin und wieder nötigte ich ihm eine Bifi oder ein paar Kekse auf. Am Ausgang gab es noch was zu essen und ich wählte den Stand mit der kürzesten Schlange. Würstchen im Brötchen. Gibt ja schlimmeres. Der Herr Gartenhein war völlig fasziniert von allem und musste auf dem Weg zum Auto alles noch mal genau anschauen. Er fand den Tag ganz toll, war begeistert, dass wir einfach alles gemacht haben, was er wollte und vom Europapark sowieso. Auf der Rückfahrt schlief er innerhalb von Minuten ein. Kein Wunder. Mein Schrittzähler stand auf über 16.000 Schritten.

Auf der Heimfahrt dachte ich noch mal über den ganzen Tag nach. Ich glaube ein paar kleinere Fahrgeschäfte habe ich vergessen zu erwähnen oder kann sie zeitlich nicht mehr einordnen. Den Themenbereich Österreich haben wir irgendwie komplett ausgelassen. Aber das macht nichts. Dann gibt es auch beim nächsten Mal noch was unbekanntes. Jetzt frage ich mich nur, wann  das nächste Mal sein könnte (mein Plan ist ja, die pädagogischen Tage der Schule zu nutzen) und warte drauf, dass der Schlökerich endlich auch mit kann. Aber der hat aktuell noch nicht mal den Meter geknackt.

Seit sechs Jahren! (1/2)

Seit sechs Jahren warte ich darauf, dass endlich einer meiner Söhne, naturgemäß der älteste, die magische Grenze von 1,20 m erreicht hat, die ihm die Tore zu (fast) allen Fahrgeschäften im Europapark öffnet. Den Europapark, den liebe ich nämlich schon sehr lange.

Unsere Eltern waren nie mit uns im Europapark, zum einen, weil sie wohl nicht so sehr auf Achterbahnen stehen und zum anderen, weil das mit vier Kindern schon ordentlich ins Geld geht. Wir kannten den Park also erst mal nur aus Erzählungen. Dann kam es, dass die Patentante meines Schwesterchens ihr jedes Jahr einen Ausflug zum Geburtstag schenkte. Und irgendwann beschloss meine Schwester, dass der Ausflug in den Europapark gehen sollte. Und weil auch die Patentante es mit Achterbahnen nicht so hatte, durften unser Bruder und ich als Fahrbegleitung auch mit. Ich weiß nicht, wie viele Jahre wir die Tour zusammen gemacht haben. Ich kann mich aber erinnern, wie wir anfangs von allem fasziniert waren und alles fahren wollten. Wir fuhren mit dem Bähnle und mit dem Monorail (was damals wohl noch recht neu war). Einmal haben wir bei Milka Schokofiguren gegossen. Im Eurosat hatte ich immer am meisten Angst, dass mein Schwesterchen rausfällt. Warum auch immer. Kleiner als ich, war sie schon lange nicht mehr. Wir fuhren alles, was ging. Shows haben wir (bis auf ein einziges Mal im 3D Kino) keine besucht, wenn ich mich richtig erinnere.

Irgendwann waren die jährlichen Ausflüge dann vorbei. Ich erinnere mich noch sehr gut an einen Besuch im Europapark, während einer mehrtägigen Radtour mit Freunden (also eigentlich mit der evangelischen Jugend, aber das spielte dabei keine Rolle). Wir übernachteten in der Nähe und konnten dann einen ganzen Tag im Park nutzen. Mehrmals fuhren wir mit dem Fjord Rafting Booten und jedemal wurde einer zum Kapitän ernannt und die Kapitänsleistung am Ende an der Zahl überholter Boote bewertet. Nicht, dass man da Einfluss drauf hätte, aber lustig war es trotzdem. Bei diesem Besuch fuhren wir auch mehrmals mit der Schiffschaukel und saßen, für mehr Airtime, immer ganz oben. Nur Amateure sitzen in der Mitte. Während die beste Schulfreundin und ich das schwerelose Gefühl toll fanden, jammerten die Jungs dabei ständig und erlegten sich als Strafe für die eigene Dummheit, nochmal eingestiegen zu sein, auf, mehrere Seiten im damals populären Sophies Welt zu lesen. Das fanden sie nämlich wirklich schrecklich. Außerdem erinnere ich mich an eine epische Wasserbombenschlacht. Erstaunlich, was früher alles in einen Europaparktag gepasst hat.

Im Jahr, als das Euro-Mir eröffnet wurde (es muss 1997 gewesen sein), war ich auch noch mal dort. Wir fuhren gleich sieben Mal und wunderten uns, wie wir das Eurosat jemals gut gefunden hatten. Als 2000 die Wasserachterbahn Poseidon neu war, war ich mit der besten Schulfreundin an einem schönen Septembertag nach den Sommerferien dort. Wir hatten quasi keine Wartezeiten, fuhren mehrmals und staunten trotzdem über den Wartebereich, in dem noch immer gemalt und dekoriert wurde. Wir hatten auch problemlos Zeit uns Shows anzusschauen. Und so fand auch mein nächster Besuch im September statt. Das war 2004, in unserem Hochzeitsjahr. Wir haben hinterher immer gerne erzählt, wir waren auf Hochzeitsreise in ganz Europa. Mit uns dabei waren drei von meinen Chormädels. Inzwischen gab es auch Silver Star. Ich wäre gerne mehr als einmal gefahren, aber alle andern meinten, das müssten sie jetzt nicht noch mal machen. So kam es dann, dass wir eine halbe Stunde vor Parkschluss auf irgendeiner Bank saßen und nicht wussten, was wir noch machen sollen. Sowas ist mir vorher nie passiert. Was für Banausen!

Die nächsten beiden Sommer kam uns meine, damals 13 bzw. 14jährige Cousine besuchen und wir fuhren mit ihr in den Europapark. Die jammerte zwar immer fürchterlich „Ich fall bestimmt raus! Ich hab Angst!“ ist aber am Ende immer mehr als einmal mit mir Silver Star gefahren.

Dann kriegten wir ein Kind und zogen um. Als der Herr Gartenhein ein Jahr war und mein Bruder mit Familie auf Heimaturlaub war, ließen wir den Rest der Familien bei Omi und Opa, um spontan den Europapark zu besuchen. Das Blue Fire war damals noch relativ neu. Wir standen anderthalb Stunden an, aber es hat sich soo gelohnt. In meinen Augen ist das eine der besten Achterbahnen überhaupt. Ganz am Ende fuhren wir nochmal.

Ich war auch schon mal in anderen Freizeitparks. Alton Towers in England fand ich toll. Der Heidepark war auch ganz schön. Eher klein und trashig fand ich den Holiday Park, der mir von pfälzischen Kommilitonen immer in den blumigsten Farben beschrieben worden war. (Genauso schwärmen die Schwaben immer von Tripsdrill und da traue ich mich jetzt gar nicht hin.) Allerdings muss ich zugeben, dass die Achterbahn Expedition GeForce schon Maßstäbe setzt und zu Recht mehrmals zur besten Achterbahn der Welt gewählt wurde. Inzwischen gibt es auch eine Katapultachterbahn. Vielleicht wagen wir uns ja doch mal wieder hin.

Tja, und nun wartete ich, dass endlich die Söhne mit in den Europapark können. Unter 1,20 m darf man nur wenige der Fahrgeschäfte fahren, unter 1,00 m quasi nichts. Also lohnt es sich nicht unter 1,20 m. Und, was soll ich sagen, diesen Sommer hat der Herr Gartenhein mit Schuhen und Haaren endlich die 1,20 m geknackt und wir waren im Europapark. Es war ganz toll und morgen könnt ihr dann davon lesen.

Rechte und Pflichten

Vor einiger Zeit sagte der Herr Gartenhein zu mir, dass er, wenn er in die Schule käme, dann ja auch ganz viel im Haushalt helfen müsse. Das fände er doof. Ich war amüsiert und irritiert und fragte, wo er denn den Blödsinn her hätte. Ich finde nicht, dass Kinder Pflichten wie Spülmaschine ausräumen, Müll rausbringen usw. brauchen. Kochen, putzen, Wäsche waschen bleiben weiter unsere Aufgaben. Dennoch gibt es Dinge, von denen ich langfristig möchte, dass die Kinder die selbständig erledigen. Ich fände es schön, wenn die dreckige Wäsche im Wäschekorb landet, statt in den Zimmern zwischen Lego und Büchern zu liegen. Und wenn sie größer sind, dann sollten sie auch irgendwann mal ihre saubere Wäsche selbst in den Schrank räumen. Ich möchte, dass die Kindern ihre Jacken an den Haken hängen, statt sie auf die Treppe zu schmeißen. Außerdem sollen sie sich dran gewöhnen ihr Spielzeug in ihren Zimmern zu lassen bzw. dort wieder hin zu tragen. (Im Moment verteilt leider noch ein Fast-Kleinkind überall alles.) Grundsätzlich wünsche ich mir auch, dass die Kinder die Schule als ihre Aufgabe sehen. Ich möchte nicht an Hausaufgaben erinnern müssen und jeden Tag den Ranzen kontrollieren, ob auch nichts vergessen ist. Ich weiß, dass das heute ziemlich unüblich ist, aber ich halte es nicht für verkehrt, wenn Kinder früh verstehen, dass sie die Schule für sich und nicht für mich besuchen.
Dazu passt auch ein Gespräch, das ich neulich mit dem Herr Gartenhein hatte. Er meinte, bald würde er in die Schule gehen und müsse dann immer lernen und dürfe nicht mehr spielen. Wo hat er das her? Wer erzählt Kindern sowas? Ich erklärte ihm dann, dass Lernen was normales ist und dass es Spaß macht. Als Beispiel führte ich seinen Bruder an, der im letzten Jahr krabbeln, sitzen und laufen gelernt hat. Nicht weil er musste, sondern weil er wollte. Und genauso ist es mit der Schule. Er darf da hingehen und lernt neue Dinge. Nicht weil er muss, sondern weil er darf.

Was ich zusätzlich möchte, ist das die Kinder ein Pflichtbewusstsein entwickeln. Das heißt für mich im Moment, dass ich regelmäßige Termine der Kinder genauso wichtig einstufe, wie die eigenen. Wenn man sich fürs Kinderturnen entschieden hat, dann geht man da auch hin (außer man ist krank). Auch wenn es warm ist und man auch ins Freibad könnte, auch wenn der beste Freund keine Zeit hat und auch, wenn die Mama gar keine Lust hat hin zu fahren. (Mich wurmt noch immer, dass der Schlökerich einmal sein Turnen verpasste, weil ich dienstlich den ganzen Tag unterwegs war.) Und das ist auch der Grund, warum ich die Nachmittage der Kinder nicht so gerne mit zu vielen Dingen vollpflastere. Im Mai und Juni hatten wir Dienstags Schwimmkurs, Mittwochs Sport für den Herr Gartenhein und Donnerstags Turnen für den Schlökerich. Das war schon manchmal anstrengend. Vor allem wollte der Herr Gartenhein sich noch gerne mit seinen Freunden treffen, die ebenfalls verschiedene Nachmittagstermine haben und das wurde dann schon manchmal kompliziert.

Wie man sieht, verlange ich von meinen Kindern nur die Erfüllung von „Pflichten“, die sie direkt betreffen. Aber was mich ja wirklich mal interessieren würde ist, wer den Kindern so viel Angst macht vor der Schule. „Der Ernst des Lebens“, „nur sitzen und lernen“, usw. Das ist doch alles Blödsinn. Leben ist Lernen und Lernen ist Leben. Und der Ernst des Lebens, den trifft man nicht in der Schule, sondern überall. Und so schlimm ist er meistens auch nicht.

Das Nintendodilemma

Der Herr Gartenhein will einen NintendoDS. Ich will das nicht, weil ich finde, mit fünf ist er noch zu jung dafür. Leider zieht das Argument nicht, weil sein bester Freund bereits seit er vier ist einen hat. Und zwei Spielekonsolen. Und ein iPad. Wir argumentieren also wie meine Eltern früher. Es ist teuer und die Spiele sind teuer und dann gibt es immer nur ein neues zum Geburtstag und so weiter und so fort. Ich verfluche täglich die Eltern, die ihren Fünfjährigen Spielekonsolen kaufen, denn nur deshalb muss ihre darüber diskutieren.
Mein Dilemma bei der Sache ist, dass ich als Kind einen Gameboy wollte. Aus oben genannten Gründen hab ich aber nie einen bekommen. Meine Schwester erfuhr das Gleiche. Wir haben uns manchmal einen ausgeliehen und gespielt bis die Daumen brannten. Oder wir standen Stunden im Supermarkt an den Ausstellungsgameboys und spielten Tetris und Dr. Mario. Der jahrelange Wunsch meines Bruders nach einer Carrera Rennbahn wurde zum 18. Geburtstag erfüllt. Ich musste ca. 20 Jahre warten, bis ich glückliche Besitzerin eines Gameboy Color mit SuperMarioLand wurde und noch mal länger, bis ich auch Dr. Mario hatte.
Aber unsere Kindheit war nicht gänzlich schlecht. Wir hatten eine Atari Spielekonsole aus den 80er Jahren. Als Kinder haben wir dort Joysticks bei Decathlon gekillt, über den Sinn von ET und Ghostbusters gegrübelt, Raumschiffe abgeschossen, mit Lily Abenteuer erlebt, uns in Summer- und Wintergames gemessen. Als Teenager haben wir die Konsole immer noch manchmal ausgepackt, obwohl sie da schon hemmungslos veraltet war. Ich habe jeweils mindestens eine Nacht gebraucht, um beim Tontaubenschießen alles zu treffen, beim Skislalom jedes Tor zu durchfahren und bei Qbert für jedes Level den besten Hüpfpfad auszuklügeln.
Als ich 16 war, habe ich meinen Vater erfolgreich davon überzeugt, dass wir bei der nächsten Aldiaktion einen Computer kaufen müssen. Damit eröffnete sich uns die Welt der Computerspiele. Ich habe nur ein paar Spiele gespielt. Dungeon Keeper, Duke Nukem und Age oft Empires. Die dann aber dafür ganze Nächte durch.
Im Studium hatte ihre für so was keine Zeit mehr. Da habe ich meine Zeit dann mit Snood (aka Frozen Bubbles etc.) und Battlemail (kennt das noch wer) verplempert. Und auch jetzt noch, kann ich zum zehnten Mal versuchen das letzte Level von Dr. Mario zu knacken, statt ins Bett zu gehen. Ein Grund dafür, dass der GameBoy nicht in Sichtweite liegt.
Worauf ich hinaus will: Ich kann sehr gut verstehen, dass der Herr Gartenhein eine Nintendokonsole will. Es macht nämlich Spaß. Ich finde aber, dass er alt genug sein soll, um das auch zu können. Gestern hat er probeweise mal meinen GameBoy bekommen. Er kommt bei SuperMarioLand manchmal bis zum 2. Pilz. Und das, obwohl die GameBoysteuerung denkbar einfach ist. Ich hab ihn dann zuschauen lassen, als ich gespielt habe. Mit dem Erfolg, dass er sich fürchtete, als die Prinzessin nicht die echte war und als Springmaus weghüpfte. Ich sag’s doch. Er ist zu jung! So teilweise sieht er das ein. Aber trotzdem gibt es immer wieder Diskussionen. Irgendwann werde ich ihm eine Konsole kaufen. Schon allein, damit er nicht in 30 Jahren darüber bloggen muss, welch schreckliche Kindheit er hatte.

Und plötzlich ist Barbie die Gute

Meine Jungs haben eine riesige Freude daran, im real in der Spielzeugabteilung abzuhängen. Da man den Schlökerich bei sowas immer noch ein bisschen im Auge behalten muss, hänge ich auch bei jedem real-Besuch länger als mir lieb ist in der Spielzeugabteilung rum. Und da hab ich mir mal eingehend das Barbie-Regal angeschaut. Mit Barbie konnte ich als Kind nicht wirklich etwas anfangen. An- und ausziehen und Haare kämmen, war immer nur sehr kurz spannend und für Rollenspiele war mir die Barbie zu erwachsen. Da konnte ich mich nicht damit identifizieren. Meine Freundin und ich haben deshalb mal versucht unsere Barbies zu Männern umzugestalten. Wir haben erst die Haare kurz geschnitten und dann versucht die Brüste zu entfernen. Mit einer Kinderschere kriegt man aber von dem Hartplastikkörper nix ab. Als wir das festgestellt hatten, waren die Haare aber schon ab und die Barbies sahen doof aus. Dann haben wir eben die schrecklichen Stöckelschuhfüße abgeschnitten. Und das war meine Barbiegeschichte. Dem Barbieregal stehe ich also grundsätzlich skeptisch gegenüber. Inzwischen stehen da ja nicht nur Barbies, sondern auch Disney-Prinzessinenfiguren, Monster High und Ever After High Puppen (im Kindergarten kennt man die letzen beiden als Monsterbarbies). Was dann im Vergleich als erstes auffällt: Barbie hat zwar keine Durchschnittsfrauenfigur, aber immerhin noch stimmige Proportionen. Die Disneyprinzessinnen haben durchweg riesige Augen (ungefähr doppelt so groß wie die Barbieaugen) und je neuer der Film ist, umso dünnere Handgelenke. Die bedienen damit ganz prima das Kindchenschema. Am schlimmsten finde ich aber die Monsterbarbies. Deren Augen sind etwa dreimal so groß wie die Barbieaugen. Auch sind die Köpfe grotesk groß im Vergleich zum Körper. Klar, sind ja auch Monster, die müssen ja nicht menschlich aussehen, kann man argumentieren. Allerdings sehen sie abgesehen davon doch ziemlich menschlich aus, genaugenommen wir runtergehungerte Mädchen, wo die Köpfe und Augen riesig wirken in den eingefallenen Gesichtern und auf den dünnen Körpern. Wer also Barbie schlimm findet, weil Mädchen sich daran orientieren, der sollte sich vor den Monsterbarbies wirklich gruseln. Und wenn man sich das ganze Grauen im Spielzeugregal so anschaut, findet man Barbie (oder Steffi Love), die wenigstens aussieht als hätte sie ein Müsli zum Frühstück und einen Salat zum Mittag gehabt, plötzlich richtig positiv, trotz des ganzen Rosas.

Von Grundschulzeit und Klopapier

Mir wird immer mal wieder unterstellt, ich könnte mich an besonders viele Details aus meiner Kindheit und Jugend erinnern. Ich glaube jeder andere kann sich an ebenso viele Dinge erinnern, nur eben an andere. Aus meiner Grundschulzeit sind mir am besten die Ereignisse in Erinnerung, in denen mir bewusst wurde, dass die Lehrer nicht unfehlbar sind. Zum Beispiel als mir klar wurde, dass unserer Grundschullehrerin uns das mit Sommer und Winter falsch erklärt hatte. Oder als ich nicht fassen konnte, dass unserer Lehrerin nicht verstanden hat, dass der eine Mitschüler nur deshalb bereits seinen ganzen Webrahmen vollgewebt hatte, weil er jedes Mal, wenn er vor die Tür gestellt wurde (was oft geschah) weiterwebte, und dass das keinesfalls ein Grund ist, dass wir mit unseren Webarbeiten ebenfalls fertig sein müssen. Oder als beim Rechenkönig, den ich übrigens nie gewonnen habe, weil ich im Kopfrechnen noch nie gut war, alle vermeintlichen Schnellrechner ins Nebenzimmer geschickt wurden, damit die anderen auch mal eine Chance hätten, und ich als Schnellrechner aussortiert wurde und meine einzige Chance auf die Rechenkönigskrone vertan war.

Neulich beim Laufen fiel mir noch etwas ein. Ich lief bis zum Klärwerk des Nachbarkaffs. Und als ich so auf die Klärbecken blickte, wurde ich an einen Unterrichtsgang zum Klärwerk erinnert. Wir hatten die Funktionsweise des Klärwerks vorher im Unterricht im Detail besprochen und sollten uns das nun vor Ort anschauen. Viel habe ich davon nicht in Erinnerung. Lediglich, dass am Anfang des Klärprozesses ein Rechen grobe Teile raussiebt und es irgendein Becken gibt, wo sich Schwebeteilchen langsam absetzen. Und dann war noch irgendwas mit Bakterien, aber die tun jetzt nichts zur Sache. Diese beiden Klärstationen sind mir in Erinnerung geblieben, weil sie im Unterricht anhand von Beispielen erläutert wurden, die mich etwas irritierten. Beim Rechen, wurde uns erklärt, werden grobe Teile, wie z.B. Plastiktüten, die nicht in den Fluss gehören, ausgesiebt. Ich meine, auch große Stöcke wurden hier erwähnt. Im Schwebeteilchenbecken setzt sich dann Sand ab. Eigentlich alles einleuchtend. Plastiktüten und Sand findet man vermutlich in jedem Fluss, aber rein gehört es da nur bedingt. Nur: es wird ja gar nicht Flusswasser durch die Kläranlage gejagt, gesäubert und zurück geleitet. Und das hab ich auch als Kind schon verstanden. In der Kläranlage landet all das, was wir in den Abfluss kippen oder im Klo runterspülen und auch das, was durch die Gullis auf der Straße abfließt. Nun habe ich mal zwei Tage mit den Füßen im fließenden Abwasser stehend Messungen gemacht. Deshalb weiß ich, dass da so allerhand rumschwimmt, aber eher selten Plastiktüten. Die landen zwar manchmal im Gulli, bleiben da aber in der Regel hängen. Und wer schon mal versucht hat, eine Tamponverpackung im Klo runterzuspülen, käme niemals auf die Idee, das gleiche mit einer Plastiktüte zu versuchen. Was dafür in großen Mengen an den Gummistiefeln hängen bleibt, ist Klopapier. Und vermutlich ist es auch hauptsächlich Klopapier (so es sich noch nicht aufgelöst hat), was der Rechen rausfiltert. Kann man das Grundschülern nicht erzählen? Ist das nicht viel lebensnäher als Plastiktüten?
Das mit dem Sand hab ich als Kind auch nicht verstanden. Wo kommt denn der Sand her? Ich kippe keinen ins Klo. Inzwischen weiß ich, dass der von den Straßen kommt. Aber auch ohne das Wissen: wenn man mal zwei Kinder frisch vom Spielplatz gebadet hat, dann weiß man, dass sich große Mengen Sand im Abwasser befinden müssen!

Der Herr Gartenhein hat ja recht spät angefangen unsere Sprache zu sprechen. Geredet hat er schon immer viel. Richtige Ansprachen hat er gehalten und heftig dazu gestikuliert, nur leider konnte man kein Wort verstehen. Inzwischen spricht er ganz hervorragend und auch ausgesprochen viel. Nur manche Wörter verwendet er noch nicht ganz richtig. Hier eine kleine Auswahl.

auf deutsch / auf englisch: Das Anschauen von Kinderserien auf Youtube bringt mit sich, dass hin und wieder mal ein Video auf englisch (oder auch mal koreanisch) ist, was den Herr Gartenhein wenig stört. Meistens machen wir das Video dann aus und suchen es ihm auf deutsch. Dummerweise glaubt er jetzt wohl, dass „auf deutsch“ „gut“ bedeutet und „auf englisch“ „blöd“. So sagt er mir im Auto, dass er nicht die blöde Musik (Radio) hören will, sondern die Musik „auf deutsch“. Damit meint er die Beach Boys CD, die er auch begeistert mitsingt („Wockänwoll, wockänwoll!“) und die ja nun wirklich nicht auf deutsch singen. Wenn er also was „auf deutsch“ hören oder sehen will, bedeutet das, er möchte etwas bestimmtes sehen, was ihm gut gefällt.

verschimmelt heißt für den Herr Gartenhein, dass etwas unordentlich ist. Wie der Zusammenhang zustande kommt weiß ich nicht. Bemerkt er abends im Bett, dass seine Autos nicht in Reih und Glied geparkt sind (ja, die sind in seinem Bett geparkt, jeden abend so zwischen 5 und 25 Stück), fragt er mich, warum ich seine Autos so verschimmelt da hingestellt habe. „Alles verschimmelt! Boah, echt!“

steuern: Glücklicherweise sind seine Kindergartenfreunde auch eher alle Autofreaks, so dass wir in der „Ich schieß Dich tot!“-Phase noch nicht angekommen sind. Gestern lief er aber wieder mal mit einem „Steuergerät“ (es war ein abgebrochener Meterstab (früher nannte man das Zollstock)) durch die Wohnung und wollte den Tiger „steuern“. Ich glaube ja er meint damit erschießen, aus irgendeinem Grund sagt er aber hartnäckig steuern. Soll ich ihm vielleicht beibringen, dass das besser besteuern heißen sollte?

umfangen: Diese Woche waren wir im Freibad. Da hat es auch ein Rutsche. Keine ganz große, aber auch keine ganz kleine. Freigegeben ohne Begleitpersonen ab 6 Jahre. Nachdem ich einmal mitgerutscht bin, rutschte er alleine. Das ist mir lieber. Ich hab da so ein Freibad-Rutschen-Trauma aus meiner Kindheit. Die Rutsche in unserem Freibad hatte wohl früher nicht so viel Wasser und richtig gut rutschte es nur, wenn man „den Badeanzug zwischen die A****backen“ geklemmt hat. Das haben wir als Kinder natürlich immer gemacht. Zwischendurch sind manchmal Muttis mit ihren Kindern gerutscht. Die haben natürlich den Badeanzug auf den Backen gelassen und rutschen dann mit gefühlten 2 km/h die Rutsche runter. Die haben genervt und wir fanden sie furchtbar peinlich. Irgendwann als Jugendliche hörten wir deshalb auf zu rutschen. Wer will schon vor den Pubertierenden Klassenkameraden sein Hinterteil zumindest halb entblößen. (Einen ganz besonderen Anblick bot auch die Rutsche von unten, wo man dann die plattgedrückten, halbnackten Hintern durch das blaue Plastik schimmern sah.) Jedes Mal, wenn ich jetzt auf eine Freibadrutsche muss, frage ich mich, ob die auch gut rutscht, oder ob ich gleich die peinliche dicke Mutti bin, die mit ihren Kindern die Rutsche verstopft. Bisher ist das zum Glück nicht passiert. Aber ich war trotzdem ganz froh, dass der Herr Gartenhein allein rutschte. Allerdings musste ich ihn am Ausgang der Rutsche erwarten und „umfangen“. Das ist wohl eine Mischung aus auffangen und umarmen, die ich irgendwie nett finde. Vor allem wenn er sein „Und Du musst mich unten umfangen“ mit einer großen Umarmungsgeste untermalt.

Weckweckqueen: Es ist ja schon ein bisschen sadistisch, den Held aus Disney Cars auch in der deutschen Synchro Lightning McQueen zu nennen, wo die Zielgruppe 3+-Jährige Kinder sind, die in der Regel des englischen nicht mächtig sind. Und so tönt es bei uns immer „Ich bin der schnellste Cars. Ich bin Weckweckqueen!“ Wobei sich auch hier täglich Verbesserungen der Aussprache einstellen. Wer weiß, vielleicht kann er den Name bald schon richtig aussprechen.

Dinge, die der Herr Gartenhein nicht mehr essen will, sind bei ihm meistens alt. Das kommt vermutlich daher, dass man ihm manchmal den bereits abgelaufenen Joghurt mit den Worten „Der ist schon alt“ gegen einen neuen austauscht (und den alten dann selbst isst). Manchmal kommt dann von ihm „Das will ich nicht mehr essen, das ist schon alt.“ am liebsten noch mit der Ergänzung „Das kann der Schlökerich essen!“. Als alt bezeichnet er aber auch Dinge, die schmutzig sind. Da heißt es dann „Guck mal Mama, das ist ganz alt. Das musst Du abwaschen.“

Und so haben wir täglich Freude an den Ausführungen unseres Vierjährigen. Schließlich muss man es genießen, solange sie noch mit einem Reden. Oder sehe ich das falsch?

Auf dem Spielplatz

In unserem Wohngebiet gibt es einen großen Spielplatz auf dem wir viel Zeit verbringen. Meistens kommen wir erst am frühen Abend, da der Spielplatz den ganzen Tag in der prallen Sonne liegt. Der Kleine kennt den Weg schon von alleine und hat ein paar Freunde dort. Das Miteinander der Kinder klappt hier meistens sehr gut, auch wenn die Kinder zwischen anderthalb und zehn Jahre alt sind. Spielzeug wird getauscht und geteilt und es wird Rücksicht genommen. Ganz anders ist das alles am Wochenende. Da kommen sehr viele Familien, die den Spielplatz als Station oder Ziel ihres Wochenendausfluges nutzen. Hier sind erstaunlich oft doofe Kinder dabei. An einem heißen Tag neulich steuerte unser Kleiner gleich auf die Wasserrinne im Sandkasten zu. Dort hopst er gerne in die von anderen Kindern gegrabenen Tümpel und schaufelt Sand hin und her. Nur war da diesmal schon ein anderer kleiner Junge. Der kriegte sofort die Panik in die Augen, als er sah, dass da jemand in „seiner“ Wasserrinne spielen wollte. Er hat sich dann in der folgenden Zeit immer in einem Abstand von unter einem Meter zu unserem Kleinen aufgehalten und ihm regelmäßig mitgeteilt, an welchen Stellen er graben darf und an welchen Stellen nicht. Dabei hat der Junge dort nirgends etwas gebaut gehabt. Manchmal bauen ältere Kinder ganz kunstvolle Wasserlandschaften und da weisen wir den Kleinen dann darauf hin, dass er nichts kaputt machen soll. Aber bei einem Junge, der einfach nur die Wasserrinne bewacht, damit niemand sonst damit spielt, sehe ich keine Veranlassung meinen Sohn vom Buddeln abzuhalten. Die Eltern des Jungen wiesen ihn auch immer wieder darauf hin, dass das nicht seine Rinne wäre und andere Kinder da genauso spielen können. Schließlich meinte die Mutter, sie hoffe, dass ihm mal jemand für sein Verhalten eine reinhaut. Das fand ich schon etwas hart. Naja, sie sind dann einfach gegangen und der Kleine konnte plantschen wo er wollte.

Als nächstes kam dann Sammy. Sammy wohnt sogar auch irgendwo in unserem Wohngebiet, lässt sich aber nur sehr selten auf dem Spielplatz sehen. Der Kleine spielte immernoch in der Wasserrinne und inzwischen war auch eine seiner großen Freundinnen gekommen. Sie schaufelten Sand und Wasser und kochten Suppe. Sammy kam dann dazu, hat sich das kurz angeschaut und dann erstmal eine Schaufel Wasser über das Mädchen gekippt. Die brachte das an den Rand ihrer Fassung, weil sie weder schmutzige noch nasse Klamotten mag. Sammys Mutter wies ihn darauf hin, dass sie doch ausgemacht hätten, dass er sowas nicht macht. Sammy war wenig beeindruckt und kippte wenig später eine Schaufel Wasser über unseren Kleinen, der das aber nur mit einem empörten „Heee!“ kommentierte. Sammy spielte dann eine Weile mit seinem Wassereimer und die beiden anderen kochten weiter Suppe. Irgendwann war Sammy wohl wieder langweilig und er kippte einen ganzen Eimer Wasser über das Mädchen, die daraufhin anfing zu weinen und sich nicht beruhigen wollte. Sammys Mutter kündigte an nach Hause zu gehen, wenn er damit nicht aufhörte. Aber auch als unser kleiner einen Eimer Matschwasser abbekam, bewegte sich die Mutter nicht von ihrem Fleck. Das erstaunlichste an Sammy war aber, mit welcher Boshaftigkeit er die Wasseraktionen startete. Das war kein Nassspritzen zum Spaß, sondern ein Nassspritzen, damit der andere sich ärgert. Wenn seine Mutter rief er solle aufhören, murmelte er mit ernstem Gesicht und so, dass seine Mutter es nicht hörte „Nein!“. Später nahm Sammy sich dann den Bagger des Kleinen. Ich dachte mir nichts dabei, da Spielzeug verleihen unter den Kindern sonst kein Problem ist und normalerweise ja auch die Eltern drauf schauen, dass das Spielzeug nicht mutwillig beschädigt oder weggetragen wird. Während wir dann an anderer Stelle auf dem Spielplatz waren, hat Sammy ausgiebig mit dem Bagger gespielt. Ich kam gerade zurück, als er mit dem Bagger auf den Rutschenturm klettern wollte. Dreimal habe ich ihm mitgeteilt, dass ich nicht möchte, dass er mit dem Bagger da hoch geht. Da oben ist nämlich nichts zum baggern und irgendwie hatte ich die Befürchtung, dass er lediglich die Flugeigenschaften des Baggers aus drei Metern Höhe testen wollte. Es ist zwar nur ein Second Hand Bagger, aber der Kleine liebt ihn. Und neu kosten die Dinger 40 Euro, also kein Ein-Euro-Made-in-China-Wegwerfplastikprodukt. Widerwillig gab er den Bagger dann her. Die Ladeklappe war abgerissen und der Laderaum mit Matsch zuzementiert. Glücklichweise habe ich die Klappe gleich wiedergefunden, aber etwas geärgert habe ich mich schon. Über Sammy, der so wenig sorgsam mit fremdem Spielzeug umgeht und über die Mutter, der es völlig egal war, was ihr Sohn treibt. Ich bedaure es nicht, dass Sammy nicht öfter auf dem Spielplatz ist.

Wenn ich mir diese Kinder so anschaue, dann entsteht bei mir der Eindruck, dass einigen einfach Spielplatzerfahrung fehlt. Sie haben nie gelernt Spielraum und eigenes Spielzeug zu teilen. Sie kennen den Umgang mit kleineren Kindern nicht. Im Kindergarten ist es ja nicht das Gleiche. Da sind immer die Erzieher da, die eingreifen und das Spielzeug gehört dem Kindergarten. Und es bestärkt mich darin, dass unser Kleiner Sozialverhalten sehr gut auf dem Spielplatz lernen kann und es kein Mangel ist, dass er erst mit zweieinhalb in den Kindergarten kommt.

Beerenausflug

Ich bin in einer Region aufgewachsen, wo Bodenfrost in keinem Kalendermonat ausgeschlossen werden kann. Dementsprechend ist das Betreiben von Nutzgärten dort schwierig oder mit viel Aufwand verbunden. Deshalb bin ich von allem Essbaren, was einfach so in der Natur wächst, hellauf begeistert. Als wir Kinder waren, haben wir Ausflüge in den Wald zum Blaubeeren sammeln gemacht. Während die Eltern fleißg Blaubeeren gepflückt haben, sind wir durch den Wald gerannt. Zum Beispiel haben wir Baumdoktor gespielt und neue (alte) Rinde auf harzige Stellen der Bäume geklebt. Außerdem haben wir mit Stöckchen die Spinnweben zwischen den Blaubeerpflanzen zu „Zuckerwatte“ aufgewickelt (sogar mit einem bisschen schlechten Gewissens, weil die Spinnen alles neu bauen müssen). Am liebsten haben wir aber das Glasmännchen gesucht. Das Glasmännchen ist ein Waldgeist im Schwarzwald, der Wünsche erfüllt, aber nur von Sonntagskindern gesehen werden kann. Glücklicherweise war das Nachbarmädchen Sonntagskind, aber gezeigt hat sich uns das Glasmännchen trotzdem nie. Die Blaubeerausflüge haben aber dazu geführt, dass ich von den im Handel erhältlichen Kulturheidelbeeren immer sehr enttäuscht bin. Die sind zwar groß, aber wo sind Geschmack und vor allem die blaue Farbe? Blaubeeren ohne blaue Finger und blauen Mund, sind irgendwie nicht befriedigend.

Jetzt, wo ich nicht mehr im kältesten Loch Deutschlands lebe, hätte ich gerne einen Garten. Ein paar Beerensträucher sollten da sein, Obstbäume wären auch toll. Und Salat, Tomaten und Paprika, einfach so, ohne Gewächshaus. Auf dem Balkon haben wir ein paar Versuche gestartet. Der gesähte Salat wächst gut, der aus Stecklingen aus dem Gartencenter war verlaust und ist eingegangen. Ebenso die Paprikapflanzen aus dem Gartencenter. Der gesähte Rucola wird von den Katzen als Liegeplatz verwendet und ist dementsprechend plattgelegen. Aber immerhin wachsen nicht weit von unserer Wohnung wild Brombeeren. (Himbeersträuche gibt es auch zwei, aber Himbeeren sind ja schon rum). Gestern haben wir fast anderthalb Kilo Brombeeren gepflückt. Das heißt, D. hat Brombeeren gepflückt und ich hab den Kleinen davon abgehalten auf die Straße zu laufen oder geparkte Autos mit seinem Schuhlöffel zu betrommeln. In den ersten fünf Minuten hat er sich trotzdem in eine Matschpfütze gesetzt, um sich dann den ganzen Heimweg zu beschweren, dass er nass sei. Anderthalb Kilo Brombeeren haben wir also nun. Zum aktuellen Marktpreis im nächsten Lebensmittelladen, entspricht das einer Einsparung von ca. 24 Euro. Heute wird aus dem, was der Kleine uns davon übrig lässt (er mag Beeren), dann Marmelade. Ich bin immernoch ganz begeistert. Da wächst einfach so was, was man essen kann. Toll, oder?

Ein normaler Mensch bleiben!


Wo sie Recht hat, hat sie Recht, die Kleine. Eigentlich die einzig sinnvolle Antwort, auf die Frage, was man denn mal werden möchte, wenn man groß ist.