Archive for the ‘ Heimatgefühle ’ Category

Weihnachtsurlaub in Bildern

Weihnachten. Sohn2 hat versucht allen vorhandenen Schmuck an den kleinen Baum zu hängen. 

Geschenke bespielen bis spät abends. 

Spieleabend mit den ältesten Freunden. 

Eiswiese zugefroren. Hier habe ich als Kind Schlittschuhlaufen gelernt. Jeder, der in die Schule kam, konnte Schlittschuhlaufen. Das war wie Fahrradfahren.

Eingefrorene Welt. 

Erster Schnee. 

Lego, Lego, Lego. 

Sohn2s neues Hobby: Fotos „verwitzigen“. 

Noch vier Tage, dann geht der Ernst des Lebens wieder los. Mit zwei Wochen auswärts. Ich grusele mich etwas.  

Unser Wochenende

Wir hatten ein sonniges und schönes Wochenende in der Heimat. Freitagnachmittag ging es los. Die großen Jungs hatte der Opa auf dem Rückweg vom Uromi zum Flughafen fahren schon mitgenommen, so dass wir nur mit Baby unterwegs waren. Wir kamen noch früh genug an, um im Ricosta Outlet einen Großeinkauf zu machen. Die Jungs brauchten neue Halbschuhe und Sandalen. Außerdem fiel ein Paar Halbschuhe für mich ab und ich konnte den Schlökerich noch von neuen Hausschuhen für den Kindergarten überzeugen. Im Laden gab es Tränen, weil ich dem Herr Gartenhein nicht zwei Paar Halbschuhe statt einmal Halbschuhe und einmal Sandalen erlaubte. Zum Glück fand er dann noch ein Paar Sandalen, die er auch cool fand. Das einzige Kriterium des Schlökerichs war, dass die neuen Schuhe blinken sollten. Glücklicherweise gab es dieses Jahr blinkenden Halbschuhe, die auch an seinen breiten Füße passten. Zur Freude der Erzieherinnen mit Klettverschluss. Auch das einzige Paar blinkende Sandalen in Größe 26 fanden wir, so dass es auch hier keine weiteren Diskussionen gab. Jetzt kann der Sommer kommen.

Am Samstag heiratete die beste Schulfreundin. Dafür durfte ich am vormittag noch eine Knopperstorte backen. Dass ich die vorhandenen Knoppers zu 90 Prozent für den Kuchen brauchte, sorgte bei den Kindern für Unmut, so dass die Omi mit den Kindern einen Ausflug zum Supermarkt machte und genügend Knoppers für alle besorgte. Anschließend schafften wir es sogar noch mit den Kindern eine kurze Shoppingrunde zu drehen, um eine Sommermütze für den Herr Gartenhein zu kaufen. Der Schlökerich wollte keine. Und weil immer noch eine Viertelstunde Leerlauf war, basteltete ich noch eine Extraseite für die Hochzeitszeitung, aus Bildern, die mich erst nach dem Abschicken der Datei zum Druck erreichten, zusammen. Danach machten wir uns fertig für die Trauung. Wir gingen nur mit dem Julijungen. Der Schlökerich war mit seinem Mittagschlaf beschäftigt und für den Herr Gartenhein wäre es bestimmt langweilig gewesen. Beide sollten erst zum Kuchen essen kommen. Der Julijunge schlief vorbildlich bei der Trauung ein. Es waren viele Kinder und Babys anwesend und ich dachte mehrmals, wie schön es ist, wenn es fremde Kinder sind, die Lärm machen. Beim Kuchenbuffet machte sich dann bezahlt, dass ich vergessen hatte zu Mittag zu essen. D. hatte sogar noch das Frühstück nachzuholen. Die Kinder aßen brav jeder ein Stück kuchen und rannten dann durch die Gegend. Beim anschließenden Luftballonfliegenlassen weigerten sich beide ihre Luftballons los zu lassen. Nun gut. Der Schlökerich hatte ohnehin einen, der nicht richtig fliegen wollte. Danach brachten wir die Kinder wieder nach Hause und hatten noch genug Zeit meine kaputte Strumpfhose zu ersetzen. Zum Sektempfang waren wir dann wieder da und begannen die Hochzeitszeitungen unters Volk zu bringen. Dann ging die Feier los. Das Essen war so gut, dass nicht mal D. etwas zu meckern hatte. Die Feier war sehr schön. Es war viel Zeit mit alten Freunden zu lachen und neue Menschen kennen zu lernen. Wir hatten als weiteren Punkt zum Programm noch ein gemeinsam gestaltetes Fingerabdruckbild beigetragen. Im Internet gab es da ganz tolle Beispiele. Leider hat nicht jeder Mensch ein ästhetisches Empfinden und so finde ich das Ergebnis eher so mittel. Nunja. Ich hab’s zumindest gut gemeint. Auch die anderen Programmpunkte waren sehr schön. Es gab keines der Standardspiele und keine Peinlichkeiten für die Brautleute. Die Tanzfläche war fast permanent so voll, dass uns niemand zum Tanzen nötigte. Der Handyempfang war grauenvoll, aber ich rechnete nicht wirklich damit, dass die Großeltern, die die drei Jungs zu Hause beaufsichtigen sollten, um Hilfe anrufen müssten. Der Julijunge hatte zwar die letzte Woche eher schlecht geschlafen und war abends noch nie ohne mich eingeschlafen, aber es hat trotzdem gut geklappt. Um halb vier pflückte ich den schlafenden Julijunge vom schlafenden Opa im Sessel und er schlief weiter bis morgens. Es war wirklich ein schöner Abend und für uns der erste Abend ohne Kinder seit Argo im Kino war.

Am Sonntag waren wir ordentlich müde, aber ich konnte mich mit dem Julijunge noch zum Mittagschlaf hinlegen. Danach gab es einen sonnigen Ausflug zur Eisdiele. Nach dem Abendessen fuhren wir (völlig ohne Babygeschrei im Auto!) nach Hause, wo die Jungs in ihren Betten gleich weiter schliefen. Die Schlafanzüge hatten sie vor der Abfahrt schon angezogen.

So war Weihnachten

Weihnachten uns Silvester haben wir in der alten Heimat verbracht. Am 23. gegen Mittag fuhren wir los. Den ersten Abend verbrachten wir damit, die unzähligen Pakete, die für uns angekommen waren, auszupacken, zu sortieren und wieder einzupacken. Am längsten dauerte allerdings das Aufbauen des Schlagzeugs für den Herr Gartenhein. Am 24. haben wir mit den Kindern den Baum geschmückt und vor uns hingegammelt. Als es dunkel war, hat der Opa sich die Kinder geschnappt und ist den Weihnachtsmann suchen gegangen, der dann in ihrer Abwesenheit auch tatsächlich da war. Dann gab es die Geschenke für die Kinder. Der Herr Gartenhein bekam Lego, Cars Autos, ein Schlagzeug und eine Uhr mit Tag-Nacht-Anzeige, die bisher eigentlich ganz gute Wirkung zeigt (Diskussionen um Aufstehzeiten wurden reduziert). Nun zeigt die Eule, ob schon Zeit zum Aufstehen ist. Der Schlökerich bekam ebenfalls ein paar Cars Autos, eine Murmelbahn, eine kleine Briobahn und ein Puppengeschirr. Beide Kinder waren begeistert. Nach der Kinderbescherung gab es traditionell Raclette und vor der Erwachsenenbescherung durften die Kinder ins Bett. Ich hab Dr. Mario für meinen Gameboy bekommen, was mich in den folgenden Tagen einigen Nachtschlaf kostete (ich komm einfach nicht über Level 18!), einen ebook-Reader, ein Buch (aus Papier) und Konzertkarten für Judith Holofernes.

Am ersten Weihnachtsfeiertag war ich mit zwei Freundinnen zum Frühstück verabredet. Schon um neun. Während wir früher um halb sieben erst aus der Disco torkelten, treffen wir uns heute schon um neun zum Frühstücken. Wir sind wohl erwachsen geworden? Das war schon deshalb ein Erlebnis, da beinahe kein Café am ersten Weihnachtsfeiertag schon morgens geöffnet hat. Und so fanden wir uns dann im Café Reiter wieder, mit Kaffee in Kännchen, weichgekochten Eiern (ich dachte sowas gibt es in der Gastronomie gar nicht mehr) und Schnittkäseaufschnitt. Aber wir waren ja nicht wegen der Qualität des Essens dort (aber nächstes Mal gehen wir doch in den Öschberghof, oder?). Wir redeten übers schwanger sein, schwanger werden, über Freunde und Familie, über früher und über heute. Und da wurde mir mal wieder bewusst, wie schade es ist, dass wir nicht mehr nur zwei Fuß- oder zehn Autominuten auseinander wohnen. Das fehlt mir wirklich.
Am Abend als die Kinder im Bett waren, traf ich noch relativ spontan in einer der Szenekneipen (oder vielleicht auch nur die einzige, die länger als bis Mitternacht auf hat) ein paar Schulfreunde. Früher gab es bei solchen Treffen immer haufenweise Neuigkeiten, aber das hat in den letzten Jahren irgendwie abgenommen. Entweder findet man Dinge wie Hochzeiten oder Kinder bei Menschen, die man Jahre nicht gesehen hat, nicht mehr so spannend, oder man ist dank der diversen Social Media Kanäle ohnehin bereits über alles informiert.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag haben wir tatsächlich stundenweise die Betreuung unserer Kinder selbst übernommen und sind ins Schwimmbad gefahren. Am Abend gab’s wieder ein Treffen mit alten Freunden in einer anderen, aber wohl eher nicht so sehr Szenekneipe. Zumindest war dort das exotischste Getränk auf der Karte die Orangensaftschorle. Früher gab’s immerhin noch überall BaKi, aber die Zeiten sind wohl vorbei.

Ein weiteres Highlight war der Spieleabend am nächsten Abend. Ich weiß zwar nicht wirklich, wie ich dazu komme, aber hin und wieder darf ich mit den Profi-Brettspielern* mitspielen. (Außer Kinder-Mensch-ärgere-Dich-nicht hab ich im letzten Jahr vermutlich nur noch Memory gespielt.) Und diese Brettspielabende kann man nicht beschreiben, die muss man erleben. Wenn nach anderthalb Stunden Regeln erklären und der ersten Proberunde eine Diskussion entsteht, ob das Spiel jetzt gespielt werden soll oder doch lieber ein anderes. Und wenn man dann gegen Mitternacht irgendwann mit dem Spielen anfängt, gibt’s bestimmt irgendwann einen Punkt, der lautstark ausdiskutiert werden muss. Und noch mal. Und noch mal. Und kommt bloß nicht mit „Das ist doch nur ein Spiel!“ oder „Ist doch nicht schlimm, dann gewinnst Du eben das nächste Mal.“ (Was man eben Vierjährigen so erzählt, wenn sie heulen, weil sie beim Domino verloren haben.) Das ist nämlich alles eine todernste Angelegenheit. Man muss es einfach selbst erlebt haben!

*Früher mal haben zwei davon eine eigene Ligretto-Variante entwickelt, für die man mehrere Kartenspiele und ungefähr zwei Quadratmeter Tischfläche brauchte (wohlgemerkt als Zweispieler-Spiel) und während wir gemütlich Ligrettokarten umdrehten und aufstapelten, hörte man dann vom Nebentisch aus konzentrierter Stille irgendwann „Superligrettodoppelstop!“

Verschobene Wochentage

Neulich gab’s ja mal diesen Mittwoch, der sich wie Freitag anfühlte. Und heute ist ein Dienstag, der sich wie Montag anfühlt. Ich hatte nämlich gestern noch Urlaub und war mit den Jungs in der Heimat meine Schwestern treffen. Die Schwester mit Kindern wohnt so weit im Norden, dass wir uns eigentlich nur sehen, wenn sie in der Heimat Urlaub macht. Und weil ich gerne möchte, dass unsere Jungs ihre Cousins und Cousinen kennen, versuche ich immer die Gelegenheiten zur Familienzusammenkunft zu nutzen. Und so reisten wir am Freitag bei meinen Eltern an, wo die Schwester mit Kindern schon eine Woche urlaubte und das Schwesterchen (ohne Kinder) ebenfalls gerade angekommen war. Wegen angekündigter Kälte hatte ich sogar noch schnell die Winterreifen montieren lassen. Die Kinder fingen gleich an wie wild zu toben. Das Einschlafen war beim Schlökerich eher unruhig aber letztendlich hatten wir sie alle im Bett. Und so ging das Wochenende rum mit spielen, toben, Blaulichttag, Spielplatz, Streichelzoo, häkeln, sticken und Hörspielhören. Die Kinder haben sich gut verstanden. Und die Erwachsenen sowieso. Mit den Schwestern war ich am Samstag sogar in der Disco beim Dark Dance. Da fühlt man sich plötzlich wieder jung, wenn man in der gleichen Disco wie vor 15 Jahren auf die gleiche Musik wie vor 15 Jahren tanzt (und auch immer noch der gleiche DJ auflegt). Und vermutlich ist sogar der Staub auf den Scheinwerfern an der Decke noch der gleiche wie vor 15 Jahren und die Kaugummis auf dem Boden. Nur Rauchen darf man drinnen nicht mehr. Sonst ist alles beim Alten.
Außerdem sind wir jetzt bestens für den Winter ausgerüstet. Einen Großeinkauf im Schuhladen (7 Paar wasserdichte Winterschuhe von Größe 23 bis 42) mit 20% Rabatt haben wir schon am Freitag erledigt. Am Montag haben wir dann im Praktiker Räumungsverkauf noch den letzten Holzschlitten mit 75 % Rabatt gekauft. Der Winter kann also kommen. (Aber er muss nicht. Ehrlich nicht!)
Gestern abend kam ich dann mit zwei schlafenden Jungs zuhause an, die direkt weiterschlafen wollten und durften. Hätte ruhig noch ein bisschen länger sein können, der Urlaub, trotz des Regenwetters.

Das ist doch alles Kinderfasching

Dieses Jahr haben wir erneut versucht dem Herr Gartenhein die schwäbisch-alemannische Fasnet nahezubringen. Leider wollte das Wetter nicht so. -5°C und kalter Wind sind nicht ideal fürs an der Straße stehen. Da sind irgendwann auch die Süßigkeiten nicht mehr Anreiz genug. Naja, anderthalb Stunden hat er ausgehalten. Beim nächsten Umzug haben wir ihn gleich zuhause gelassen und standen ohne Kinder zweieinhalb Stunden an der Straße. Mein Bruder und ich versuchten tapfer jeden Narrenruf zu beantworten (Rhabarber Ahoi ist noch immer mein Favorit) und D. stand frierend in der zweiten Reihe (und fragte sich wohl insgeheim, ob wir total irre sind. Vermutlich sind wir das tatsächlich.) Manchmal frage ich mich, ob ich auch meine Freizeit in einer unzähligen Narrenzünfte verbringen würde, wäre ich nicht dort weggezogen.

Perlen vor die Säue

Gestern haben wir versucht den Kleinen mit der schwäbisch-alemannischen Fasnet vertraut zu machen. Als erstes haben die Hexen mit dem Narrenblatt geklingelt, was ihm etwas unheimlich war. Komische Gestalten mit Röcken und Masken, die dann mit Männerstimmen Grüße an meine Schwester ausrichten und eine seltsame Zeitung verkaufen. Später ging’s dann mit der Frau aus ? zu deren Oma zum Fasnetsküchle essen. Und wäre das nicht schon genug Aufregung, tauchten da dann noch die Hans-Heini-Narros auf. Noch mehr Männer mit seltsamen Masken, diesmal aber in Hosen statt in Röcken, dafür mit Schellen. Und mit Süßigkeiten. Beeindruckend, wie schnell eine 25 cm lange Gummischlange, eine weiße Maus, ein Dino und ein Tütchen Gummibärchen im kleinen Mann verschwunden sind. (Der Ahoi-Brausewürfel kam hingegen nicht so gut an. Banause!). Und weil die Narros keinen Erziehungsauftrag haben, gab’s gleich noch ein Süßigkeitenpaket (dass ich dann aber mal lieber in meine Tasche gesteckt habe). Zu Hause blieb keine Zeit für einen Mittagsschlaf, aber der viele Zucker im Blut war auch ein guter Wachmacher. Denn schon kurze Zeit später machten wir uns auf den Weg in die „Stadt“ zum Kinderumzug. Der Kleine hat sich fast ohne Murren sein Affenkostüm überziehen lassen und den Fußmarsch schlafend im Kinderwagen verbracht, ganz nach dem Motto „Kräfte sparen, wann immer es geht“. Pünktlich zum Umzugsbeginn war er dann zwar wieder wach, schaute aber noch recht verschlafen auf das seltsame Treiben. Die kleinen Mädels fanden ihn wohl auch mit ernstem Gesicht gut und legten ihm allerlei Süßigkeiten in den Wagen. Da hat er dann schnell kapiert wie es läuft und konnte dem ganzen mehr abgewinnen. Besonders die Hexen haben es ihm angetan und im Nachhinein findet er auch die, die an unserer Tür geklingelt haben gut. Jetzt macht er gerade seinen sehr nötigen Mittagsschlaf, den er nur deshalb fast ohne Theater angetreten hat, weil wir ihm versprochen haben, dass es heute abend, wenn es dunkel ist, noch viel mehr Hexen zu sehen gibt. Und ein großes Feuer. Bin mal gespannt, wie er das dann findet.

Achso, nun zu den Perlen und Säuen: Beim Kinderumzug standen zwei Mädels neben uns, eindeutig noch im Süßigkeitenalter. Da sie auch ganz niedlich waren, wurden sie immer wieder mit Bonbons beworfen. Aber denkt ihr, die hätten die aufgehoben? Was zufällig in ihren Händen landete, steckten sie ein, für Gummibärchentütchen bückten sie sich auch schon mal, der Rest lag einfach auf dem Boden. Und das wo die Bonbons heutzutage viel besser sind als die in meiner Kindheit. Leider bin ich nicht mehr in dem Alter, wo man sich futterneidisch auf die Bonbons vor fremden Füßen stürzen kann und leider fällt das Bücken mir mit dem gewaltigen Bauch auch schwer, weshalb die Süßigkeiten dort einfach im Dreck liegenblieben. Perlen vor die Säue eben. Am Ende gab es sie dann aber doch noch, die Kinder, die es zu würdigen wissen. Als der Umzug zu Ende war, kamen die und sammelten alles ein, was nicht inzwischen zertrampelt war.

Antreten zum Schw*nzvergleich!

Am Wochenende hatte ich Grundschulklassentreffen. Zwanzig Jahre ist das her, dass wir mit unseren Empfehlungen auf die weiterführenden Schulen geschickt wurden. Vor ein paar Monaten hat jemand bei Facebook ein Klassenfoto aus der dritten Klasse eingestellt und alle drauf verlinkt. Plötzlich war man dann mit Leuten „befreundet“, die man seit ewigen Zeiten nicht gesehen hat. Wahrscheinlich kam dann deshalb die Idee auf, alle mal wieder zu treffen. Bei Facebook wurde es angekündigt und sogar eine schriftliche Einladung landete in unserem Briefkasten. Ich habe ein bisschen hin und her überlegt, ob ich da wirklich hin will. Die Leute, die nicht mit mir aufs Gymnasium gegangen waren und die nicht bei uns in der Straße wohnten, hatte ich tatsächlich seit 1990 nicht gesehen. Und nachdem zumindest eine der ehemaligen Klassenkameraden exzessiv Facebook Phrases (das ist das mit den Glücksnüssen und so) nutzt oder italienische Schnulzensongs postet, wusste ich wirklich nicht, ob ich den Leuten überhaupt was zu sagen habe (außer ihnen die Nutzung von Facebook zu erklären). Aber weil ich sowieso mal wieder nach Hause wollte, habe ich mich zum Treffen angemeldet. Die Frau aus Lö hatte auch vor zu kommen und so wären wir ja immerhin zu zweit, falls die anderen sich alle als Schnarchnasen entpuppen. Und so habe ich am Samstag abend den Kleinen bei der Omi gelassen und bin ins Nachbarkaff gefahren. Ich wurde schon vor der Tür begrüßt. Sogar unser Grunschullehrerehepaar war da. Eigentlich dachte ich, es würde schwer werden die Leute zu erkennen. War es aber nicht. Bei meiner Nebensitzerin musste ich kurz überlegen, aber die war auch immer sehr still in der Schule. Mehr als ein Drittel, beinahe schon die Hälfte, der ehemaligen Klasse war da. Natürlich hauptsächlich die, die nach Haupt- oder Realschule eine Ausbildung gemacht haben und immernoch in der Gegend wohnen. Da saßen wir dann also und es ging los. „Was machst Du jetzt?“ in alle Richtungen. Meistens bewegt man sich ja doch zwischen Studierten, da war es interessant, andere Lebenswege kennen zu lernen. Und die waren zahlreich. Eine ist alleinerziehende Mutter, hat jetzt aber wieder einen Freund. Eine ist verheiratet mit Kind, hat seit der Ausbildung keine feste Arbeitsstelle gehabt und nach ihren eigenen Erzählungen einen Mann, über den man bei Frauentausch herrlich den Kopf schütteln könnte. Aber was soll man machen. Eine war unglaublich langweilig oder vielleicht auch nur einfach nicht smalltalkfähig. Besonders interessant waren aber die Geschichten derer, denen man nichts zugetraut hat oder die nicht den geraden Weg gegangen sind. Da war zum Beispiel einer, der nach Rauswurf aus der Realschule und Hauptschulabschluss jetzt doch noch ein BWL-Studium macht. Am überraschendsten war einer, der prinzipiell nie seine Hausaufgaben gemacht hat und den Großteil seiner Grundschulzeit vor der Tür verbracht hat. Das war einer von denen mit schlechten Bedingungen, schwierigen Verhältnissen und wenig Geld zuhause. Er hat zwar auf der Hauptschule genauso wenig Arbeitswille gezeigt wie auf der Grundschule, hinterher aber trotzdem eine Ausbildung gemacht und, wie es aussieht, hat er einen ganz guten Job. Vor allem aber macht er keinen dummen Eindruck. Die Frau aus Lö meinte zwar er wäre etwas prollig, aber nur ein bisschen.
Dass ich promoviert bin, habe ich meistens nur am Rande erwähnt. Ich hatte nämlich keine Lust auf so einen Schw.anzvergleich à la „Schaut her, was ich erreicht habe und seid neidisch!“ Darum ging’s ja eigentlich nicht bei dem Treffen. Ganz davon abgesehen finde ich nicht, dass man auf ein Studium oder eine Promotion neidisch sein muss. Ich habe auch versucht, Wörter wie „Priorisierung“, „olfaktorisch“ und „optional“ durch andere zu ersetzen. Manchmal glaube ich nämlich ich laber schon ziemlich intellektuell daher und ich wollte ja nicht so abgehoben wirken.
Die Gespräche mit unsern Lehrern waren auch schön. Die konnten sich tatsächlich an alle Namen noch erinnern. Ich vermute ja, die haben vorher zuhause geübt. Wir haben ein paar alte Geschichten ausgekramt und viel gelacht. Schließlich haben unsere Lehrer noch ein Geschenkchen überreicht bekommen. Die Initiatorin des Klassentreffens hat das ganz schüchtern überreicht. Man hat ihr schon angemerkt, dass sie nicht besonders viel Erfahrung mit Präsentationen oder damit mal kurz im Mittelpunkt zu stehen hat.
Gegen später haben wir die Location gewechselt. Es sind nicht mehr alle mitgekommen, aber da hatten wir dann auch Gelegenheit mit denen zu reden, die vorher immer am anderen Ende des Tisches saßen. Es war wirklich lustig und es wurde auch tatsächlich spät. Ich war erst um viertel vor vier im Bett (ja, und das in DS!). Eine fragte mich, was meine Geschwister so machen. Als ich erzählt habe, wo die alle leben, meinte sie, sie hätte ja ein langweiliges Leben. Da hab ich hinterher drüber nachgedacht. Eigentlich glaube ich nicht, dass ein Leben interessanter wird, weil man in einer anderen Stadt lebt und die Familie verstreut ist über Deutschland. Immerhin muss sie, wenn sie ihre Familie sehen will, nur aus der Haustür raus und in die nächste Haustür rein. Ich muss mindestens zwei Stunden Zug fahren. Es hat also auch Vorteile ein „uninteressantes“ Leben zu führen.
Das Treffen hat sich wirklich gelohnt. Dadurch, dass wir uns so lange nicht gesehen hatten, gab es nicht diese Grüppchenbildung, die man von Abitreffen kennt. Jeder hat mit jedem geredet und alle waren sehr offen. Wir konnten uns neu kennenlernen und trotz der langen Pause war immernoch eine Vertrautheit da. Natürlich haben auch einige gefehlt. Einige davon hätte ich gerne dabei gehabt. Vielleicht ja dann beim nächsten Treffen in 10 oder 20 Jahren.

„Erzähl doch mal

was spannendes aus Deinem Leben.“ Diesen Satz kriegt man manchmal auf Partys zu hören, wenn mal gerade der Gesprächsstoff ausgeht. Dann soll jeder was bemerkenswertes aus seinem Leben erzählen. Eigentlich finde ich sowas echt doof. Meistens erzähle ich dann ganz provokativ „Hey, einer meiner Ex-Freunde ist schwul.“  und warte auf die „soso, Du machst also Männer schwul“-Reaktionen. Dabei ist das alles nicht halb so spektakulär wie es klingt. Also erzähl ich jetzt mal wie das wirklich war. Wir waren damals in der achten Klasse, glaube ich zumindest. Er war in der Klassenstufe über uns und eigentlich fand ich ihn doof. Wer kommt schon in ner orangenen Fleece-Jacke zur Schule. Aber wie das ja oft so ist, fand ich ihn dann doch ganz nett als ich ihn besser kennenlernte. Und dann waren wir ungefähr drei Monate ein Paar. Ungefähr ein Jahr später dann noch mal für zwei Monate. Als ich dann in der elften Klasse war, fragten mich eines Tages die zwei Jungs, die hinter mir saßen und die als Sitzenbleiber eigentlich eine Klassenstufe höher gewesen wären, ob ich nicht mal mit dem besagten jungen Mann zusammen gewesen wäre. Wahrheitsgemäß bejahte ich das. Da kam dann gleich die nächste Frage: „Kann das sein, dass der schwul ist?!“ Ohne groß nachzudenken und ohne böse Absicht, hab ich auch das bejaht. Also nicht, weil ich die Vermutung gehabt hätte, aber irgendwie hat das für mich Sinn gemacht. Erst viel später habe ich mir überlegt, dass ich da wohl besser meinen Mund gehalten hätte. Ich selbst fand da nichts schlimmes dabei, aber das haben an unserer Schule doch einige anders gesehen. Der Hintergrund war nämlich gewesen, dass er beim Knutschen mit einem Mann gesichtet worden war. Und um die Gerüchte zu bestätigen, haben sie einfach mal jemand auf seine Ex-Freundin angesetzt. Er hat mir hinterher mal erzählt, dass er denjenigen, der íhn damals beobachtet und den Tratsch in Gang gesetzt hatte, eigentlich zu seinen Freunden gezählt hatte. Jedenfalls war also die Gerüchteküche in Gang. Und weil’s dann sowieso langsam die Runde machte, hat er sich gegenüber immer mehr Leuten geoutet. Besonders lustig fand ich, als er es unserer Nachbarin, die er schon lange kannte, erzählte und die dann irgendwie rumgedruckst hat und es mir nicht sagen wollte. Dabei wusste ich es ja längst. Und was dann folgte, war eine wirklich schöne Zeit. Durch sein Outing hatten wir die Beziehung gefunden, die wir immer gesucht hatten. Plötzlich war alles, was vorher kompliziert war, ganz einfach. Tja, dann hat er Abi gemacht und dann war er weg. Er wollte schnell zuhause raus und nicht abhängig von seinem Vater sein, der mit der ganzen Situation nicht glücklich war. Und jetzt hab ich keine Ahnung wo er steckt. Es ist doch immer wieder erstaunlich, dass es Personen gibt, die man im Internet einfach nicht findet. Und das war sie schon die ganze Geschichte. Nicht besonders spektakulär und „schwul gemacht“ hab ich auch niemanden. Im Spaß hat er immer gesagt, ich war eben eine seiner Alibi-Freundinnen. Keine Ahnung ob da was dran ist.

Schwäbisches Jura

Hier kommt schon wieder eine Geschichte aus meiner Kindheit und schon wieder spielt der Frood dabei eine Rolle. In der dritten Klasse machten wir einen Klassenausflug ins Donautal. Was genau wir dort angeschaut haben, weiß ich nicht mehr. Aber es existiert ein Foto, wo wir in einem Höhleneingang auf dem Boden sitzen und im Dreck buddeln. Einer unsere Mitschüler hält stolz zwei weiße Steinbröckchen in die Kamera. Übringens wohnte der auch in unserer Straße, aber wir konnten ihn nie so richtig gut leiden. Er verbrachte seine Zeit damit, mit seinem Kaninchen und seinem Kettcar anzugeben. Der hellste war er auch nicht gerade. Bei einer ich-verkaufe-mein-Spielzeug-an-Nachbarskinder-Aktion hat der Frood ihm ein Spielzeugauto so lange für 40 Pfennig abgekauft und ihm für 50 Pfennig wieder verkauft, bis er es umsonst hatte. Aber zurück zum Klassenausflug. Wir saßen also im Höhleneingang und wühlten im Dreck. Der Hintergrund hierfür war, dass der Frood erzählt hatte, man könne hier „schwäbisches Jura“ finden. Wir wussten zwar nicht, was das sein sollte, aber es hörte sich sehr wertvoll und selten an, also gruben wir fleißig nach weißen Steinen. Die hielten wir dann erwartungsvoll dem Frood unter die Nase, der dann entweder bestätigte, dass das „schwäbisches Jura“ sei oder eben nicht. Was dieses mysteriöse „schwäbische Jura“ gewesen sein soll, weiß ich nicht. Als Gesteinsbezeichnung ist mir das unbekannt. Die schwäbische Alb wird manchmal auch als schwäbisches Jura bezeichnet. Auch sind die Gesteine der schwäbischen Alb im Jura entstanden. Demnach wären alle weißen Steine (wahrscheinlich alles Kalk, davon gibt’s da eine Menge)  „schwäbisches Jura“ gewesen. Nach welchen Kriterien der Frood das dann beurteilt hat oder ob er uns einfach gediegen verarscht hat, weiß ich nicht. Ich nehme ja stark letzteres an.

Die Fasnet

Wir waren letzte Woche doch tatsächlich in Böbelfingen beim Fasnachtsumzug. Ich hatte mir seit 10 Jahren keinen Umzug angeschaut und D. seit 24 Jahren. Wenn man mit der schwäbisch-alemannischen Fasnacht aufgewachsen ist, dann kann man sich für den halbherzigen Versuch eines Umzugs in KA nicht wirklich begeistern. Deshalb hab ich mir das auch nie angetan. Jetzt mit Kind und mit der wagen Hoffnung, in Böbelfingen ist man schon nah genug dran am Fasnachtsgebiet, haben wir uns das Spektakel mal angesehen. Naja, was soll man sagen. Der Umzug war kurz und hatte mit dem, was ich von daheim gewohnt bin, doch eher wenig zu tun. Mir kam es vor, als wäre der Umzug dominiert von Hexengruppen. Die erste Gruppe hat zwar noch Bobons geworfen (ja, richtig gefährlich diese Hexen), die nachfolgenden Gruppen waren aber annehmbar wüst. Die hatten Stroh dabei, haben Mädels ihre Schuhbendel geklaut und die Beine mit Klebeband zusammengeklebt. Dann kamen ein paar Guggenmusikgruppen, der Fussballverein, ein paar Kinder, einer der OB-Kandidaten, die Brauerei und ein paar Fasnachtsgarden. Der Kleine hat sich das in seinem Kinderwagen mit todernstem Gesicht angeschaut (jaja, Fasnacht ist eine ernste Angelegenheit!). Immer wieder hat er Bonbons geschenkt bekommen und eine Hexe war so nett und hat ihm zwei Hände voll Konfetti in den Kinderwagen gepackt. Als wir dann den Kinderwagen vor dem Haus vom Konfetti befreit haben, hat der Kleine sich kaum noch gekriegt vor Lachen. Den Umzug fand er langweilig, aber Mama und Papa, die Konfetti entsorgen, sind zum kreischen komisch.

Nach dem Umzug ist bei mir aber der Wunsch hochgekommen, doch mal wieder „richtige“ Fasnacht zu sehen. Früher, da waren die Fasnachtstage ja komplett durchgeplant. Mittwochs abends ging’s im Delta mit der Fasnachtsabifete los. Mit nur 2 bis 3 Stunden Schlaf ging’s dann in die Schule. Da war besondere Anwesenheitspflicht. Fehlen durfte man nur mit ärztlichem Attest. Da musste man dann zwei Stunden absitzen, ehe in der Aula die „tolle“ Fasnachtsparty losging und die Narrenpolizei und befreite. Da war eigentlich auch Anwesenheitspflicht, aber außer den Unterstüflern hat sich da niemand dran gehalten. Man durfte das Schulgebäude nämlich verlassen, nur nicht seine Sachen mit raus nehmen. Da wir das aber wussten, hatten wir eben einfach keine Taschen dabei. Besonders lustig war es immer, wenn jemand, der das nicht kannte, neu in die Klasse kam. Ich erinnere mich, wie ein neuer Schüler uns nicht glauben wollte, dass wir verkleidet in die Schule kommen. Er dachte wir wollten ihn verarschen, dass er dann als einziger verkleidet da sitzt. Am Ende ist er gar nicht aufgetaucht. Seine Mutter hat ihn entschuldigt. Er hatte die Nacht kaum geschlafen, weil „die Idioten vom Musikverein schon morgens um fünf“ durchs Dorf gezogen waren. Da konnten wir nur sagen: Willkommen bei der Fasnet, Junge.
Nachdem wir uns dann also von der Schulparty weggestohlen hatten, ging’s auf Tour durch die Banken und zur AOK. Da gab’s nämlich umsonst Sekt, Brezeln und Berliner. Da konnte man dann ein paar Stunden tot schlagen. Wir sind dann meistens noch mal kurz nach Hause gegangen, bevor wir um 14 Uhr beim Kinderumzug an der Straße standen. Da wurde dann wieder ordentlich gefeiert. Donnerstags abends war dann meistens nichts geplant. Der Hemdglonkerball war doch eher für die jungen Jugendlichen. Dafür ging’s dann am Freitag gleich mit dem Highlight weiter. Hexenumzug, Hexenfeuer und Hexenball. Der Hexenball war eine elitäre Angelegenheit. Aufgrund der vielen Hexengruppen vom Hexenumzug waren nur wenige Karten im freien Verkauf. Die wurden dann zwei Wochen vorher verkauft. Da standen wir dann zwei bis drei Stunden in der Kälte um hinterher glücklich unsere Eintrittskarten in den Händen zu halten. Und jedes Jahr wurde erneut gezittert, ob man auch Karten bekäme. Der Ball hat dann aber auch immer Spaß gemacht. Am nächsten Abend war dann Turnerball. Gleicher Ort und besseres Programm als beim Hexenball. Aber das Programm haben wir eh nie angeschaut. Am Sonntag war dann großer Umzug in unserem Kaff und am Abend im Nachbarkaff Turnerball. Am Montag waren wir meistens im Nachbarkaff beim Umzug und am Dienstag beim großen Umzug in Villingen. Den fand ich immer besonders schön und den will ich mir auch unbedingt mal wieder anschauen. Ja und dann ist es ja auch schon vorbei mit der Fasnacht. Mittwochs saßen wir mit dicken Ringen unter den Augen wieder in der Schule. Manchmal haben wirklich Lehrer versucht größere Mengen Hausaufgaben über „die Ferien“ aufzugeben. Zugezogene natürlich! Zu den Pflichtveranstaltungen kamen nämlich noch unzählige Optionen. In Pfohren waren wir mal beim Zunftball und in Grüningen beim Hexenball. An eine Party im Spiegelsaal kann ich mich auch noch erinnern. Jedenfalls war immer viel zu tun und von Ferien konnte da keine Rede sein.

Als Fazit kann ich nur wieder mal betonen: Wer Fasching sagt, der hat noch nie Fasnet gefeiert!