Es ist Frühling im Garten und da ist man ja noch ambitioniert den Garten schön zu machen. Und am Ende kommt alles anders. Unser typisches Gartenjahr sieht ja folgendermaßen aus.

Kapitel 1 Es wird warm

Man ist ja jedes Jahr so gespannt, was wo wächst und freut sich über die Krokusse und Schneeglöckchen. Wenn dann die ersten Tulpen und Narzissen raus kommen und der Rhabarber anfängt zu sprießen, wünscht man sich, wir hätten die Unkrautreste vom letzten Jahr schon weggemacht. Dann sähe das ja alles noch schöner aus. Und sowieso würde man dieses Jahr viel früher und konsequenter mit der Unkrautbekämpfung sein! Am ersten schönen Tag, fängt man also an das alte Gestrüpp zu entfernen. Nach dem halben Erdbeerbeet beschließt das Kleinkind, dass es genug in unserem Garten war und jetzt durch die Beete und Nachbargärten auf die Straße türmen will. Nach dem dritten Einfangen muss das Erdbeerbeet eben warten und die Gartenarbeit wird vertagt. Dann folgt erst mal Regen. Und Regen. Und ein verplantes Frühlingswochenende und dann noch etwas Regen.

Kapitel 2 Das große Jäten

Regen und Sonne tun ihren Dienst und das Unkraut verbreitet sich zwischen den Frühblühern. Ungefähr viermal so schnell, wie alle mühevoll gesetzten Stauden. Noch immer voller Ambitionen, versucht man den Kampf gegen den Löwenzahn aufzunehmen. Der bildet nämlich schon Knospen. Auch anderes Unkraut muss dringend einsammelt werden, bevor es anfängt zu blühen und man Mitleid kriegt. „Schau, es blüht für uns. Dann darf es auch bleiben.“ Während man also Löwenzahnwurzeln ausbuddel, zerhackt ein Kind mit kinderungeeignetem Werkzeug die Narzissen und ein anderes macht sich und die Terasse beim „Suppe“ kochen komplett nass. Also wird das große Jäten mal wieder vertagt.

Kapitel 3 „Wo kommt das ganze Unkraut her?!“

Man wurstelt so vor sich hin, rupft hier und dort und vor lauter Leben bleibt das große Unkrautjäten auf der Strecke. Ist ja noch Zeit. Solange es noch keine Samen bildet, alles kein Problem. Und große Pflanzen lassen sich ja viel besser ausrupfen als kleine. Am schlimmsten (neben dem Löwenzahn) ist das selbstgesähte Unkraut. Gar nicht zu empfehlen ist die Samenmischung „Essbare Blüten“. Da ist Borretsch drin. Die Bienen finden den toll. Sieht auch ganz nett aus, aber er säht sich sehr dominant und überall hin aus. Ebenso dominant ist Rucola. Aus „Schau, leckerer Rucola aus dem Garten!“ im ersten Jahr, wird dann „Öhm, da wächst Rucola im Erdbeerbeet!“ im 2. und „Der Rucola wächst jetzt auch auf dem Rasen und in den Plattenfugen auf der Terrasse!“ im 3. Jahr. Immerhin blüht er ganz hübsch und beim Rasenmähen duftet es gut. Trotzdem eine Unverschämtheit, dass der Rucola im Supermarkt überhaupt was kostet.

Kapitel 4 „Schau Mama, Pusteblumen!“

Einige der Löwenzähne haben mal wieder den Kampf gewonnen und sich erfolgreich zur Pusteblume gewandelt. Und während die Kinder begeistert im Garten herumtollen und pusten, denkt man nur immer wieder, „Ach Kind, puste doch nicht in Beet!“. Aber sie haben eben Spaß und nun ist es ohnehin zu spät. Im nächsten Jahr, da wird man den Löwenzahl sehr viel konsequenter und vor allem früher entfernen. Ganz sicher. Ebenso übrigens die Gräser, die plötzlich 20 cm hoch zwischen den Erdbeeren wachsen.

Kapitel 5 Sommerurlaub

Es ist Sommer, es sind Ferien, man fährt in Urlaub. Zwei Wochen an irgendeinem Meer. Manchmal denkt man an den Garten. Ob die Pflanzen genug Wasser kriegen? Ob wieder irgendwelche wilden Tiere auf den Rasen kacken? Und dann kommt man zurück und der Borretsch hat den Garten übernommen. Alle Blumen- und Gemüsebeete sind mit den gräßlich pieksigen Blättern bedeckt. Teilweise sind die Pflanzen schon 50 cm hoch. Das ist dann der Moment, wo die große Resignation kommt. Manchmal begleitet von wildem Aktionismus. Unter Flüchen, mit Handschuhen und Hilfe von den Söhnen, werden alle großen und kleinen Pflanzen, die man findet entfernt. Ein oder zwei große dürfen für die Bienen stehen bleiben. Man vermutet, dass bereits Milliarden Samen runtergefallen sind und darauf warten im nächsten Sommer die Herrschaft über den Garten zu übernehmen. Aber im nächsten Jahr, da wird man früher anfangen das Unkraut zu entfernen.

Kapitel 6 Epilog

Im Spätsommer und Herbst jätet man nur noch sporadisch. Man sieht ein, den Kampf verloren zu haben. Eigentlich ist es ja auch alles ganz hübsch. Und für die Bienen und Schmetterlinge ja auch ganz super. Und im nächsten Jahr, da fängt man eben früher an zu jäten. Ganz bestimmt!

Ausgelassen wurden hier, die Kämpfe gegen die Schnecken (warum fressen die eigentlich nicht das Unkraut?) und die Versuche die Amseln von den Erdbeeren fern zu halten. Aber vielleicht berichte ich darüber dann mal im Teil 2 der Beetgeschichten.

Mitgeben möchte ich Euch nun, quasi als ProTipp für inkosequente Gärtner:

  • Rucola ist super im Salat, aber nur so mitteltoll im Garten
  • Löwenzahn ist sehr effizient bei der Arterhaltung
  • säht nienienie Borretsch aus. Der ist der Endgegner!