Wenn ich so auf meine Schulzeit zurückblicke, dann gibt es ein paar Sachen, die wirklich in meinem Kopf hängengeblieben sind und da auch nicht mehr rauszulöschen sind. Eine wichtige Erkenntnis hatte ich in der dritten Klasse, als ich feststellte, dass mein Lehrerin der ersten und zweiten Klasse entweder dumm ist oder uns für dumm hält. Wir wollten wissen, wie es dazu kommt, dass es Jahreszeiten gibt. Sie erklärte uns bereitwillig, dass die Erde sich auf einer Ellipsenbahn um die Sonne bewegt und im Sommer näher an der Sonne ist und im Winter weiter weg. Das habe ich auch bereitwillig geglaubt. Warum sollte man mit sieben auch anzweifeln, was ein Erwachsener sagt. In der dritten Klasse habe ich dann in einem bebilderten Wissensbuch gelesen, wie es wirklich ist. Ich war schockiert, dass meine Lehrerin uns was falsches erzählt hatte. Das kann doch nicht sein, dass sie das nicht weiß, wenn ich’s schon in der dritten Klasse kapiert habe. Später habe ich dann noch gelernt, dass sie mit der Ellipsenbahn zwar recht hatte, die Exzentrität dieser Bahn aber sehr klein ist (das bedeutet es ist fast eine Kreisbahn) und wir uns sowieso im Winter näher an der Sonne befinden als im Sommer. Das war also das erste Mal, dass ich einsehen musste, dass Erwachsene auch nicht alles wissen.
Ein weiteres Beispiel für das Unwissen von Lehrern wurde uns in der zehnten Klasse vorgeführt. Unsere Biolehrerin stellte die Frage, warum wir denn Sauerstoff auf der Erde hätten. Ein findiger Kopf meldete sich und führte die Schwerkraft an. Verständnisloses Kopfschütteln von Seiten der Lehrerin. Dann meldete sich in der ersten Reihe (da saß ich zwar auch, wehre mich aber noch immer vehement dagegen mit den zwei anderen in einen Topf geworfen zu werden!) ein Mädel und antwortete „Wegen der Ozonschicht.“, was die Lehrerin dann als richtig abnickte. Hä? Was hat die Frau denn bitte für ein Weltbild? Wahrscheinlich das Gleiche, dass ich in der Grundschule hatte. Da ist so ne luftballonartige Hülle um unsere Erde (die Ozonschicht) und durch das Ozonloch (davon hat man Anfang der 90er noch viel geredet) entweicht langsam unsere Luft und deshalb ist das Ozonloch auch so schlimm. Naja, soweit ich mich erinnere, hat die gleiche Lehrerin auch mal behaupten Känguruhs würden Eier legen. Da war das Biostudium wohl total in den Sand gesetzt.
Neben der Erfahrung, dass Lehrer auch nicht alles wissen, gab es aber auch die Flut an klugen Merksprüchlein, die in meinen Kopf eingebrannt sind. Einer davon ist Feldspat, Quarz und Glimmer, die vergess‘ ich nimmer. Wer’s nicht weiß, der Spruch beschreibt Granit, und wer’s noch genauer wissen will, der Glimmer ist Biotit.
Nicht zu vergessen sind auch die ganzen Rechtschreibsprüche aus der Grundschule: Trenne nie das s vom t, denn das tut ihm schrecklich weh, Wer nämlich mit h schreibt ist dämlich. Auch im Englisch-Unterricht gab’s Eselsbrücken, He, she, it, das ’s‘ muss mit, fällt mir da spontan ein. Im Gitarrenunterricht half Eine alte dumme Gans heißt Eva beim Merken der Namen der einzelnen Saiten und im Musikunterricht Geh Du Alter Esel Hole Fische für den Quintenzirkel (keine Ahnung für was der gut ist, aber den Spruch kenn ich noch). In Erdkunde konnte man Nicht Ohne Seife Waschen für die Reihenfolge der Himmelsrichtungen in der Kompassrose gebrauchen oder dass die Stalaktiten in die Tiefe wachsen. In Mathe im Studium bei der Matrizenrechnung gab’s dann Zeile zuerst, Spalte später. Auch immer noch im Kopf habe ich die Paulus-Briefe, obwohl ich Religion nach der achten Klasse abgewählt habe: RoKoKo GalEphPhilKol ThessaThessaTimTimTi Phile2Pet3JoHeb JakobJudasJE. Wer weiß, vielleicht kann ich den ganzen Mist ja mal brauchen, um bei ner Fernsehquizshow viel Geld zu gewinnen.
Was aber nichts mehr nützt ist der Planetenmerkspruch: Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten für Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto, weil Pluto ja kein Planet mehr ist. Ich hab gelesen, dass „neun Planeten“ jetzt durch „Nachbarplaneten“ ersetzt wurde, aber das ist doch nix. Der Merkspruch ist in meinem Gehirn eingebrannt, der kann nicht geändert werden.