Mir hat mal jemand erzählt, dass es schlecht sei, wenn in einem Unternehmen im Schnitt wenig Überstunden gemacht werden. So richtig verstehen kann ich das nicht. Warum wird ab einem gewissen Karrierelevel voraussgesetzt, dass man mehr arbeitet? Eigentlich wäre doch die logische Konsequenz, jemanden einzustellen, sobald die anfallende Arbeit von den Mitarbeitern nicht mehr in einer annehmbaren Zeit zu schaffen ist. Natürlich gibt es auch mal kurzzeitig mehr Arbeit, für die man nicht mal eben jemand einstellen kann. Ich rede hier aber auch nicht von ein paar stressigen Wochen, sondern davon, dass manche Unternehmen sich darauf aufbauen, dass ihre Mitarbeiter permanent mehr arbeiten als im Vertrag steht und gesetzlich erlaubt ist. Ich bin auch immer wieder erstaunt, wieviele Menschen dazu bereit sind, wenn denn die Bezahlung stimmt.  Ich habe in den letzten Jahren sehr viel Freizeit in meine Doktorarbeit investiert. Jetzt, wo mir diese Zeit wieder zur Verfügung steht, sehe ich, wie wichtig mir meine Zeit ist. Zeit ist nicht Geld, sondern Zeit ist Zeit. Mit welcher Summe soll einen der Arbeitgeber locken, wenn man es jeden Abend verpasst sein Kind ins Bett zu bringen, wenn man soviel unterwegs ist, dass man beim Abendessen in der Familie vom eigenen Kind die Schüssel gereicht bekommt mit den Worten „die Gäste zuerst!“? Wenn ich nun immer lese davon, dass mehr Frauen in Führungspositionen sollen und von Quoten gesprochen wird, dann denke ich, das ist auch nicht die Lösung. Ich denke man bräuchte in erster Linie familienfreundlichere Arbeitsbedingungen auch für Führungskräfte. Ich meine damit keine 24/7 Kinderbetreuung (obwohl das manchmal auch schon helfen würde) oder die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit. Teilzeitstellen sind doch oft einfach Vollzeitstellen mit schlechterer Bezahlung. Es muss doch auch in einer Führungsposition möglich sein, seinen Job gut zu machen UND Zeit zu haben bei der Familie zu sein. Warum ist die Arbeit nicht in einer annehmbaren Zeit zu schaffen? Und wie effektiv arbeitet man noch nach 12 Stunden? Ich denke, dass auch viele Männer sich mehr Freizeit wünschen würden, die sagen es nur seltener. Wieviele Männer lehnen einen Karriereschritt ab, um mehr bei der Familie zu sein, und wieviele Frauen tun das? Klar kann man sich seinen Job immer noch selbst aussuchen und muss so einen Job ja nicht machen. Was aber, wenn man gerne möchte, die Randbedingungen aber untragbar findet? Dann verzichtet man auf einen tollen Job und der Arbeitgeber vermutlich auf einen tollen Angestellten. Blöd für beide. Wie wär’s hier mal mit Umdenken.
Achja, einen Vorschlag zur Verbesserung im wissenschaftlichen Bereich: Fachtagungen mit Kleinkindbetreuung.