Heute morgen, als ich dem Kleinen einen Apfel schälte, der nicht mehr ganz frisch und knackig, sondern schon etwas schrumpelig war, fiel mir ein, dass meine Mutter früher immer behauptet hatte, die schrumpeligen Äpfel würden gut schmecken. Sogar besser als die Nichtschrumpeligen. Weil die Schrumpeligen wären ja besonders reif und deshalb auch besonders süß. Bis heute kann ich diese Meinung nicht teilen. Schrumpelige Äpfel schmecken nicht besonders gut, sondern einfach wie schrumpelige Äpfel. Und deshalb hatte ich auch ein klein bisschen ein schlechtes Gewissen, als ich dem Kleinen eben diesen schrumpeligen Apfel servierte, wohlwissend, dass es ihm völlig egal sein würde.

Und bevor hier einer anfängt zu schreien, wie ich dazu käme über Äpfel zu schreiben, wo doch Japan noch immer gegen den GAU und die Erdbebenauswirkungen kämpft, dank des Krieges jetzt jeder weiß, wo das Ypsilon in Libyen hingehört und Knut gestorben ist. Während mich der Eisbär nur mäßig interessiert, bin ich am Japangeschehen schon näher dran. Zum einen, weil ich die zwei hier wirklich kenne, zum anderen, weil ich sowohl die Erdbebenthematik als auch die Reaktorsicherheit mich schon länger begleiten. So schaue auch ich immer wieder nach Japan und denke trotzdem über banales wir schrumpelige Äpfel nach. Manchmal frage ich mich da, ob das mit der Evolution wirklich so gut war. Mit Ignorieren und Verdrängen sind wir dahin gekommen, wo wir jetzt sind. Aber geht das auch so weiter? Vermutlich werden wir unseren Planeten in nicht allzu ferner Zukunft für uns lebensfeindlich gemacht haben. Unglücklicherweise hat mich die Evolution mit der Fähigkeit ausgestattet, das weitestgehend zu ignorieren und stattdessen über das abendliche Fernsehprogramm nachzudenken. Bleibt nur die Hoffnung, dass die Erde ebenfalls mit Ignoranz und der Fähigkeit zu verdrängen ausgestattet ist. Dann wird auch sie mit ein paar Schrammen die Episode „Mensch“ überstehen. Ich bin da guter Dinge.