Lieber Julijunge,
seit fast einer Woche bist Du eineinhalb Jahre alt. Genau so lange liegt dieser Beitrag auch schon halb fertig im Entwürfeordner. Immer wieder denke ich, dass ich bestimmt wichtige Details vergessen habe und noch viel mehr schreiben könnte. Damit Du nicht erst zwei wirst bevor ich fertig bin, veröffentliche ich es jetzt mit dem Risiko auf Unvollständigkeit.

Du bist vermutlich zwischen 85 und 90 cm groß, hast 10 Zähne und den Kopf voller Locken. Am Hinterkopf sind Deine Haare richtig kraus und verfilzen immer wieder. Du bist agil und rennst und kletterst wie wild durch die Gegend. Deine Kletterei ist manchmal ganz schön nervig und manchmal gefährlich. Mehrmals täglich kletterst Du auf den Esstisch und baust aus den dort stehenden Trinkgefäßen Türme. Meistens mit dem Ergebnis einer mittelgroßen Überschwemmung. Küchenpapierhersteller lieben uns.

Du hast so viele seltsame Eigenheiten, die uns immer wieder zum Lachen bringen. Wenn man Dich auf dem Arm hat und Du müde bist, steckst Du Dir den linken Daumen in den Mund. Deine rechte Hand schiebst Du in den Ärmel des Shirts der Person, die dich auf dem Arm hat. Bei T-Shirts streichelst Du den Oberarm, bei Langarmshirts das Handgelenk. Wenn der Halsausschnitt näher liegt und es zulässt, nimmst Du auch mal den. Auf jeden Fall aber, muss es ein Jerseyshirt sein. Trage ich z.B. eine Fleecejacke zerrst Du „Gracke“-zeternd am Reißverschluss rum, bis ich die Jacke ausziehe. Ebenso gerne wie Du Arme streicheln, setzt Du Dir Trinkbecher auf den Fuß. Am besten mit Henkel. Das geht besonders gut, wenn man Dich auf dem Schoß hat. Die dritte Möglichkeit ist, dass Du Dir etwas auf einen Deiner Finger steckst. Dazu eignen sich Lego Duplosteine, Helme von Legomännchen oder, Dein Favorit, der Kopf eines Fischertechnik Männchens. Manchmal versuchst Du auch alles gleichzeitig, was aber in der Regel nicht gut funktioniert.

Zur Zeit spielst Du am liebsten mit Papa oben in den Kinderzimmern. Du versteckst Dich im Kriechtunnel oder lässt Dich mit einem ferngesteuerten Auto verfolgen. Mehrmals am Tag zerrst Du an seinem Finger, sagts freundlich „mibm!“ (heißt wohl „mitkommen“) und „hoch“. Wie sich am Wochenende rausstellte, muss es auf jeden Fall der Papa sein. Ich bin mit den Abläufen (Licht an, Heizung an, Radio an,…) zu wenig vertraut. Eine weitere große Leidenschaft ist das Backen. Schon morgens, wenn ich die Brotdosen packe, zerrst Du die Rührschüssel zur Küchenmaschine raus und versuchst einen Rührer einzubauen. Wenn man Dir den Gefallen tut (was ich morgens natürlich nie tue) und die Küchenmaschine rührt, stehst Du daumenlutschend daneben. Eigentlich wartest Du nur drauf, dass Du am Ende die Rührer ablecken kannst. Und weil Du in Deinen Forderungen so schrecklich penetrant sein kannst, gab es in letzter Zeit Donuts, Langos, Waffeln, Käsekuchen, Muffins, Donuts, Pfannkuchen, Pizza, Donuts, …

Außerdem hilfst Du mir gerne bei der Wäsche. Fast jeden Wutanfall kann man mit „Hilfst Du mir bei der Wäsche?“ unterbrechen. Du schaltest Maschine und Trockner an und man muss nur aufpassen, dass dann alles drin ist, was man gewaschen/getrocknet haben wollte und das Programm richtig gewählt ist. Beim Trockner befüllen versuchst Du außerdem nach jedem Kleidungsstück die Tür zu schließen. Ganz wichtig ist allerdings, dass Du VOR mir den Keller wieder verlässt. Einmal liefst Du noch mal zurück, während ich schon den Wäschekorb hochtrug. Als ich dann zwei Stunden später in den Keller kam, um Waschmaschine und Trockner zu leeren, musste ich feststellen, dass Du ganz pflichtbewusst beide Geräte ausgeschaltet hattest, als ich schon nach oben ging. Gut wäre es außerdem, wenn Du jetzt noch das Wäsche falten lernst. Dann kannst Du das bald alleine machen. Mit dem Einräumen klappt es auch noch nicht so richtig gut. Immerhin übst Du beinahe täglich und räumst die Socken und Unterhosen Deines kleinen großen Bruders aus dessen Schrank in Deine Kommode.

Autos sind eine Deiner großen Leidenschaften. Du schaffst es auf dem zehnminütigen Fußweg zum Kindergarten, auf jedes Auto zu zeigen und freudig „Atto“ zu krähen. Abends schläfst Du mit Daumen im Mund und Auto in der Hand ein. Aber auch Deine Puppen („Bebe“) hast Du sehr gern und schiebst und trägst sie durch die Gegend.

Du bist ein ganz goldiger und wir lachen täglich viel wegen Dir. Schön wäre, wenn die Rumschmeißphase und Auskippphase bald vorbei wären, aber ich bin guter Dinge, dass wir die auch noch rumkriegen.

Du schläfst noch immer mit in unserem Bett, aber ich glaube, bis zum Abitur hast Du ein eigenes Bett.