Ich habe mich dieses Wochenende weitergebildet. Ich bin nämlich Mentorin in einem Cybermentor-Programm für Mädchen, die sich für MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) interessieren. Dafür gab’s am Wochenende eine kostenlose Schulung. Meine Lust hinzufahren hielt sich Freitag abend zwar in Grenzen, es hat sich dann aber doch gelohnt. Erschreckend fand ich, als uns auf einer Folie eine Geschichte vorgestellt wurde:

Ein Vater und ein Sohn fahren gemeinsam mit ihrem Auto und haben einen schrecklichen Unfall. Der Vater ist sofort tot. Der Sohn wird in einem Krankenhaus sofort zum Operationssaal gebracht. Der Arzt untersucht den Jungen und meint, dass man für die Operation eine Koryphäe benötige.

Die Koryphäe kommt, schaut den jungen Mann auf dem Operationstisch an und meint: „Ich kann ihn nicht operieren, er ist mein Sohn.“

Erschreckend daran ist, ist dass auch nach längerem Überlegen wohl nur 30 % der Leute drauf kommen, wie das möglich ist. Und selbst ich (und auch die anderen Schulungsteilnehmerinnen) reagierten beim ersten Durchlesen erst mal mit „Hä?“. Das „Achso, klar.“ kam zwar relativ schnell, aber hätte es bei uns Frauen in männerdominierten Berufen nicht sofort klar sein müssen?

Die Kursleiterin beruhigte uns aber und meinte, dass selbst gestandene Wissenschaftler, die sich seit Jahren mit Genderforschung beschäftigen, bei solchen Tests immer wieder auf die Stereotypen hereinfallen.

Auch sonst gab’s einiges zu erfahren über Jungs und Mädels, Schulpädagogik und Internetsprache. Schließlich hängen nicht alle so viel im Netz rum wie ich. So hatten auch einige andere wirklich Probleme dabei, Fragen zu irgendwelchen gängigen Abkürzungen und Emitocons zu beantworten. Was das ganze bringt, weiß ich nicht. Es soll dazu beitragen, dass die Mädchen nicht das Interesse an den MINT-Fächern verlieren. Von vornherein sind Mädchen nämlich nicht weniger technikinteressiert als Jungs. Irgendwann in der Pubertät hören sie dann auf sich dafür zu interessieren. Ob da so ein Mentoring-Programm tatsächlich hilft, weiß ich nicht. Ich denke da melden sich sowieso nur die Mädels an, die ohnehin ein Studium in der Richtung begonnen hätten. Außerdem sollten wir auch einen Fragebogen ausfüllen, wie das denn bei uns damals war. Erstaunlicherweise haben sich fast alle der Schulungsteilnehmerinnen in ihrer Freizeit wenig mit MINT-Themen beschäftigt und hinterher doch ein technisches Studium begonnen. Ich glaube ich hätte mich nicht mal für so ein Mentoring-Programm angemeldet. Ich kann nämlich nicht behaupten, dass ich mich mehr für solche Fächer interessiert habe. Die sind mir nur einfach leichter gefallen.

Naja, ich bin gespannt was dabei rauskommt.