Archive for Juli, 2008

Zwischendurch ein Stöckchen

Bei David habe ich ein Stöckchen aufgesammelt. Es geht um Musik, da habe ich gerade Lust dazu.

  • Welches war die erste Platte die du bekommen hast?
    Bekommen, also nicht selbst gekauft, oder? Keine Ahnung. Ziemlich am Anfang war bestimmt Guns N Roses The Spaghetti Incident dabei. Ob’s die erste war, weiß ich nicht mehr.
  • Welches ist das neuste Album in deiner Sammlung?
    Weezer – The Red Album
  • Welche Platte hat dein Leben verändert?
    Lacrimosa – Inferno
    Das war das erste, was ich an Gothic Rock gehört habe und hat dazu geführt, dass ich mich jahrelang und auch immer noch in der „Szene“ rumgetrieben habe, was mein Leben in einiger Hinsicht beeinflusst hat.
  • Nenne die meistgehörte Scheibe deiner Sammlung!
    Last.fm sagt, ich höre am meisten Sportfreunde Stiller, aber wenn ich meine ganze musikalische Vergangenheit betrachte, stimmt das wahrscheinlich nicht. Ich würde eher sagen, dass es tatsächlich auch Lacrimosa – Inferno ist.
  • Welche Platte hat das beste Cover?
    Immer noch beeindruckend finde ich Metallica – Load. Darauf ist Blut und Sperma zwischen zwei Glasplatten zu sehen. Wie kommt man nur auf solche Ideen…
  • Auf welchem Album sieht das Cover richtig beschissen aus?
    Da fällt mir spontan gar nichts ein. Die geben sich doch immer Mühe mit den Covers.
  • Nenne eine Platte die du deinem besten Freund empfehlen würdest.
    Da müsste man ja erstmal definieren, wer mein bester Freund ist, oder? Ich empfehle immer gerne Klimt 1918 – Dopoguerra, weil ich finde, dass die viel zu unbekannt sind. Übrigens kann man ihre neueste Platte auch auf Kassette erwerben.
  • Welches Album würdest du deinem Todfeind andrehen?
    Ich+Ich, das finde ich sooo grauenvoll!
  • Mit welchem Album würdest du versuchen eine Dame von dir zu überzeugen?
    Eine Dame? Da müsste ich ja erstmal welche kennen…
  • Welche Platte würdest du vorspielen um einen Gleichgeschlechtlichen deine Schokoladenseite zu präsentieren?
    Ich würde mein CD-Regal zur Besichtigung freigeben.
  • Welche Platte versüßt dir das Autofahren?
    Ich fahre selten Auto. Früher habe ich gerne Lacrimosa gehört, aber ich denke die Hauptsache ist, dass ich alles mitsingen kann, also textsicher bin.
  • Gibt es ein Album, auf dem du besonders gerne mitgespielt hättest?
    Nö.
  • Welche Schmuckstücke verbergen sich in der Plattensammlung deiner Eltern?
    Bei meinen Eltern stehen einige CDs vom Unichor Karlsruhe 😉
  • Welche Platte aus deiner Sammlung verdient das Prädikat “peinlich”?
    Ich hab alle peinlichen Platten irgendwann mal verkauft oder getauscht.
  • Welches Lied trällerst du vor dich hin, während du dich unter der Dusche abschrubbst?
    Ich sing nicht unter der Dusche. Wenn, dann irgendwas, was ich gerade im Ohr habe und das ist ja meistens grauenvoll und unpassend.
  • Empfehle eine Platte aus den Siebzigern.
    Mh, da kenn ich mich jetzt nicht so aus.
  • Empfehle eine Platte aus den Achtzigern.
    Alphaville – Forever Young.
  • Empfehle eine Platte aus den Neunzigern.
    Lacrimosa – Inferno, aber die hatten wir schon. Dann eben Sublime, die kann ich auch immer wieder anhören.
  • Empfehle eine Platte aus den Zweitausendern.
    Kramm – Coeur.
  • Mit welchem Song lässt sich deine Gesinnung am besten zusammenfassen?
    Gesinnung? Mh, kommt ja auch auf die Stimmung drauf an. Seelenlos von Black Heaven, wenn ich schlecht drauf bin oder Kein Gerede von WIZO, wenn ich wütend bin. Ein Song der mir auch aus der Seele spricht ist Was ich behaupten kann von den Sportfreunden Stiller
  • Welche Beschallung wünscht du dir zu deiner Beerdigung?
    Das ist leicht: Brahms – Ein deutsches Reqiuem. Das war bisher das einzige Stück, wo ich beim Singen selbst Gänsehaut bekommen habe. „Denn es wird die Posaune schallen und die Toten werden auferstehen“ ist halt doch irgendwie ein gewaltigerer Text als „Requiem aeternam“, zumindest für mich als Nicht-Lateiner.

Frood zu Ehren

Der Frood hat heute Geburtstag. Dazu sei ihm herzlich, wenn auch spät, gratuliert. Ich hoffe es wird ordentlich gefeiert. Ich kann mich da an einige rauschende Feste erinnern. Verkleidet mit „Cousine Stefanie“, mit vegetarischem Wurstschnappen und Eierlaufen mit vor Wut in die Brombeeren geschleudertem Löffel, der erst Jahre später wieder auftauchte.
Es geht doch nichts über eine behütete Kindheit.

Schweigen

Warum hier manchmal ein paar Tage nichts passiert, liegt daran, dass ich manchmal tagelang mit irgendwelchen Datenauswertungen und meiner Diss beschäftigt bin (ja, es geht voran). Da bleibt dann nicht genug Zeit, Gedanken zu formulieren. Dazu komm ich höchstens beim Sport, aber aufgeschrieben ist es dann noch nicht. So kommt es, dass in meinem Kopf immer ein paar halbfertige Beiträge rumliegen, die irgendwann in den Reißwolf des Vergessens fallen. Schade drum, aber so ist es halt.

Neulich war ich auf einer längeren Autofahrt Beifahrer in einem Auto, in dem es außer Radio nur ein Kassettenabspielgerät gab. Da der Fahrer sich nicht mit Radiomusik begnügen wollte, hatten wir ein paar alte Kassetten dabei, die noch aus der Zeit stammten, als man sich Musik auf Kassetten überspielt hat. Da war auch ein Nirvana-Kassette dabei, MTV unplugged in New York. Weltklasse. Die Musik kann ich mir auch jetzt immer noch anhören, obwohl sie schon so alt ist, dass sogar MTV noch ein Musiksender war. Erinnert ihr Euch? Da kam tatsächlich noch Musik und nicht irgendwelche „Wer ist hohler“-Dating-Shows aus Amerika oder die deutschen Remakes davon. Ich fing im Auto sogar an drüber nachzudenken, ob ich mir die Unplugged-CD doch noch zulegen sollte (was mir natürlich erst jetzt beim Schreiben wieder eingefallen ist). Und dann habe daran gedacht, wie das damals war, als Nirvana groß und Kurt Cobain gerade tot war. Ich weiß, dass mich sein Tod auch berührt hat. Mein Schwesterchen hatte sogar ihr ganzes Zimmer plakatiert. Und beim Hören der Musik neulich, ist mir schlagartig klar geworden, warum gerade junge Leute damals so betroffen waren. Kurt Cobain hat quasi den Schmerz der Jugend verkörpert. Als Kind glaubt man noch an das Gute auf der Welt, glaubt z.B., dass das mit dem Wählen immer ganz einfach sei. Die CDU baut Fabriken und macht die Umwelt kaputt, die Grünen machen Fabriken kaputt und schützen die Umwelt, die SPD macht irgendwie beides. Also wählt man grün, weil man ja die grüne Wiese hinter dem Haus behalten will und keine Fabrik im Vorgarten. Ja, so einfach haben wir uns das wirklich vorgestellt. Und je älter man wird und je mehr man lernt, umso bewusster wird einem, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt, dass die Probleme der Welt nicht einfach gelöst werden können, dass meistens, wenn man an einer Ecke was Gutes tun will, an anderer Ecke was in die Hose geht. Ein Beispiel dafür ist die Kleidersammlung. Meine Eltern haben mir beigebracht alte Klamotten nicht in den Müll, sondern in den Kleidersack zu packen, damit arme Kinder in Afrika meine ausgewachsenen Hosen noch anziehen können. Ich fand die Vorstellung, dass sich da ein Kind noch drüber freut, immer sehr nett. Nun ist es aber so, dass die kostenlose Kleidung aus der ersten Welt in manchen Ländern der dritten Welt verhindert, dass sich eine eigene Textilindustrie entwickeln kann. Warum was selbst herstellen, was es umsonst gibt. Konsequent wäre es also, die Klamotten nicht mehr da hin zu schicken. Allerdings klebt mir dann das Bild von nackten Kindern im Hirn. Wie man sieht, alles nicht so einfach. Und so ist das mit allen Problemen der Welt. Wenn man sich dann in der frühen Jugend langsam klar macht, dass es die Lösung nicht gibt, dann fühlt man sich macht- und hilflos. Man möchte schreien, möchte alles gut machen, weiß aber nicht wie. Gleichzeitig fragt man sich, wie die restlichen Menschen einfach so vor sich hinleben können, wenn doch alles so grandios schief läuft. Das ist der Schmerz der Jugend. Jeder der ihn spürt, weiß wahrscheinlich was ich meine. Mein Vater hat ihn mit Sicherheit früher gespürt. Manchmal meine ich in seinem Blick zu sehen, wenn ich mich wieder hilflos aufrege, dass er seinen Schmerz in meinem wiedererkennt, aber die Erfahrung hat, zu wissen, dass sich mit der Zeit alles ändert. Dass man spätestens, wenn man beginnt seine eigene kleine Welt (Familie) zu bauen, der Schutz dieser wichtiger wird als der Schmerz der Welt. Und dass man mit der Zeit lernt, dass es immer irgendwie weitergeht, auch wenn man täglich meint, die Welt stünde am Abgrund.
Genau diesen Schmerz der Jugend muss auch Kurt Cobain gespürt haben und hat ihn mit seinem Auftreten, seinen Texten und seiner Musik nach außen getragen. Die Jugend, also wir, hatten das Gefühl, da weiß jemand, wie ich mich fühle! Und dann zu sehen, dass jemand an genau dem Schmerz, den wir alle fühlen, zerbricht, war das Tragische an seinem Tod. Er machte nicht „es geht schon irgendwie weiter“ sondern „so geht es mit mir nicht weiter und die Welt wird sich nicht ändern“ zur Konsequenz.

Der Titel des Posts ist übrigens aus Smells like Teen Spirit (falls es irgendjemand nicht wissen sollte) und ich habe ihn deshalb gewählt, weil in The Fantasy von 30 Seconds to Mars die Textstelle With the lights out it’s little less dangerous vorkommt, und ich mich schon lange frage, ob das mit Absicht die gleichen Worte sind. Irgendjemand Ahnung?

Die deutsche Sprache

Der hier ist für Georg. Hier wurde nämlich in den Kommentaren über die Pluralbildung von Wagen diskutiert. In Süddeutschland ist es durchaus üblich Wägen zu benutzen, was Georg abartig findet. Letzte Woche bekam ich von meiner Hiwine nun genau diese Frage gestellt: „Was ist eigentlich die Mehrzahl von Wagen. Wägen, oder?“. Nun ist es aber so, dass meine Hiwine keinesfalls aus dem süddeutschen Sprachraum kommt, sondern aus der Nähe von Köln, was man ihrer Sprache normalerweise auch anhört. So Georg, was sagst Du dazu?

Mit doppeltem Salto ins Fettnäpfchen

Betriebsfeiern sind ja immer ganz nützlich um mit den Chefs auch mal nicht dienstlich zu reden. Das dachte sich auch einer meiner Kollegen. Ein bisschen Smalltalk wurde ausgepackt. Als mein Chef sich nicht erinnern konnte, dass wir beim letzten Betriebsausflug Kölschgläser geschenkt bekommen hatten, war seine Erklärung (also die des Chefs), dass ihm das bestimmt „aus der Hand gefallen“ sei. Der Kollege hakte nach und meinte „Sie sind doch aber auch aus der Kölner Gegend, dachte ich.“-„Düsseldorf.“ lautete die knappe Antwort unseres Chefs. Deswegen auch das „aus der Hand gefallene“ Kölschglas. Der Kollege versuchte sich dann aus dem Fettnäpfchen zu winden, in dem er das Thema auf Fußball lenkte. Man muss aber wissen, dass er Fußball lediglich rudimentär verfolgt, also die Ergebnisse in der Zeitung nachliest um hin und wieder mal beim Smalltalk einzusteigen. Unser Chef ist allerdings Fußballfan. Um den Fehler wieder gut zu machen, erkundigte sich der Kollege nun danach, in welcher Liga denn der FC Düsseldorf gerade spiele. „Fortuna Düsseldorf!“. Und da saß er wieder im Fettnäpfchen. Danach hat er sich dann lieber andere Gesprächspartner gesucht.

Wo Du wolle?

Gestern hatten wir Sommerfest. Heute haben wir schon wieder Sommerfest in leicht geänderter Besetzung. Normalerweise fahre ich nach Festen hinterher nicht mehr nach Hause, sondern übernachte in S. Auch gestern hatte ich wieder vier verschiedene Sofas, Gästematratzen und Betten angeboten bekommen. Trotzdem habe ich um halb zwölf spontan entschieden den letzten Zug nach Hause zu nehmen. Das ist so ne Bummelbahn, die in Käffern anhält, deren Namen sich grauenhaft nach Provinzdörfern anhören. Ist aber nicht so schlimm, da ich die Fahrt im Allgemeinen sowieso schlafend verbringe. In KA ist dann Endstation. Kurz vor Karlsruhe bin ich aufgestanden und Richtung Tür gegangen. Meine Augen habe ich mit Gewalt offengehalten und auf die Anzeige geschaut, um die Uhrzeit zu erfahren. Das war eine dieser neueren doppelstöckigen Regionalbahnen, wo an verschiedenen Stellen diese rotgepunkteten Digitalanzeigen die Uhrzeit, das Fahrtziel und die nächste Station anzeigen. Nur stand da nicht wie erwartet 1:36 Karlsruhe Hbf, sondern ganz frech „Wo Du wolle?“ Ich musste gleich zweimal hinschauen. Dann wechselte die Anzeige auf „Fahre Memphis“. Wer im SWR3-Land lebt, der kennt wahrscheinlich diese beiden Sätze. Früher gab’s da nämlich mal Taxi Sharia mit Ützwurst und Osterwelle. Ein türkischer taxifahrender Elvisfan, der den Herrn Osterwelle nach einer kurzen Diskussion immer nach Memphis fährt. Immer fängt es an mit „Wo Du wolle?“ und endet mit „Fahre Memphis!“. Wer sich was anhören will, der SWR hat ein paar Folgen auf der Homepage. Ich fand’s herrlich! Sowas können die Zugführer aber auch nur nachts beim letzten Zug machen, sonst gibt es bestimmt ein paar Leute, die orientierungslos über den Bahnhof stolpern und sich fragen, wo dieses Memphis denn liegt. Draußen am Zug standen an der Stelle, wo vorher Karlsruhe Hbf zu lesen war, ebenfalls die beiden Sätze. Ich wollte sofort ein Foto machen, aber leider meinte mein Handy dazu nur „Akku schwach“. So bleibt es nur ein Bild in meiner Erinnerung und in Eurer Vorstellung.

Besuch in Schweden

Da wir gerade dabei sind unsere Küche teilweise neu zu gestalten, waren wir am Montag im schwedischen Möbelladen. Wir wussten genau was wir wollten. Eine Spüle mit Unterschrank, zwei Hängeschränke und einen Anbau für unser Bücherregal. Tatsächlich haben wir es geschafft, nur genau diese Dinge zu kaufen. Erstaunlich, wenn man sich die Einkaufswägen der anderen Leute so anschaut. Da türmt sich, neben den Dingen, die sie brauchen, ein Haufen Mist. 10 neue Teelichtgläser, die man doch nie verwendet oder die bunten Glasteelichthalter, weil die nur einen Euro kosten. (Wer braucht eigentlich um Himmels willen so viele Kerzenhalter für Teelichte?). Genau so funktioniert nämlich das Konzept. Komm, weil Du was brauchts und kauf noch ne Menge Mist dazu. Und aus dem Grund hasse ich den Laden. Beim Durchlaufen habe ich immer die Worte eines Dekorateurs aus einer Fernsehreportage im Ohr „Mit der Dekoration und Platzierung der Waren muss Kaufdruck erzeugt werden!“. Kaufdruck, was ein hässliches Wort und ein Grund mit Scheuklappen durch den Laden zu laufen. Klar kann man immer noch sechs neue Gläser brauchen, obwohl der Gläserschrank schon aus allen Nähten platzt, weil so billig gibt’s die ja sonst „nirgends“. Aber man kann sie auch einfach stehen lassen, weil es nur ein paar mehr Gläser sind, die irgendjemand spülen muss und die 20 anderen im Schrank eigentlich ausreichen, sogar wenn mal viel Besuch kommt. Durchaus fair finde ich dagegen den Hotdog-Preis von 50 cent. Und da krieg ich Lust mich mal nen ganzen Tag vor den Ausgang zu setzen, 50-cent-Eis und 50-cent-Hotdogs zu verdrücken und mir anzuschauen, welche Leute auf die Strategie reingefallen sind und welche konzentriert auf ihren Einkaufszettel gestarrt haben.

Festbericht Teil 2

Wie schon gesagt, war ich ja nach Freitag gar nicht mehr auf dem Fest, allerdings gibt’s noch mehr zu berichten, was in den ersten Artikel thematisch nicht reingepasst hätte. Und zwar geht’s um die anderen Leute. Wir waren, wie auch schon berichtet, über eine Stunde vor dem Sportfreunde-Auftritt da, weil es gegen später erfahrungsgemäß ziemlich voll wird. Der Regen hatte sich ja auch entschieden in den Wolken zu bleiben und so sollten auch die Schönwetterfans da sein. Als dann die Sportfreunde schon spielten, versuchte eine Gruppe junger Männer sich neben uns den Weg auf den Hügel zu bahnen. Dachten wir. Als es nicht weiterging, blieben sie einfach da stehen, wo sie waren. Die Gruppe, die neben uns stand, und die durch das Eindringen der Jungs geteilt worden war, regte sich natürlich darüber auf. Die Jungs waren davon unbeeindruckt und meinten nur „So ist das halt bei ’nem Festival!“. Kurz darauf freute sich der, der auf meinem Platz stand, dann noch lautstark über die gute Sicht auf die Bühne. Daraufhin machten D. und ich auch mal ein bisschen auf Festival und hüpften fast den kompletten „Titel vom nächsten Kapitel“ durch, natürlich immer darauf bedacht, die Eindringlinge ein bisschen wegzudrängen, um unsere Plätze wiederzubekommen. So ist es halt auf nem Festival. Beschwert haben sie sich nicht, nur dumm geschaut. Meinen Platz hatte ich danach zumindest fast wieder, hat sich also gelohnt. Auch nett war, als sie später erneut eine Diskussion mit der benachbarten Gruppe hatten. „Versteht ihr nicht, dass wir vielleicht auch die Bands von nem guten Platz aus sehen wollen?“ war das Argument der Jungs. Tja, dann hättet sie vielleicht ein bisschen früher kommen sollen, statt später unverschämt den anderen ihre guten Plätze wegzunehmen. Ich war allerdings nicht in der Stimmung mich aufzuregen. Aber das ist auch ein Grund, warum ich Umsonst-Festivals nicht so mag.
Schlimm war außerdem, dass ich meinen „Ich bin Sportfreundin“-Button beim Sportfreunde-Konzert verloren habe.

Festbericht Teil 1

Am Freitagabend ist mir mal wieder vor Augen geführt worden, warum ich das Fest nicht mag. Wir waren ja weger der Sportfreunde Stiller dort, auf deren Konzert in Karlsruhe, dass sie bereits vor Monaten versprochen hatten, ich mich schon genauso lange gefreut hatte. Wir kamen kurz nachdem Revolverheld angefangen hatte und gesellten uns zu einer Freundin, die, man glaubt es kaum, wegen Revolverheld da war. (Nach dem Konzert meinte sie allerdings, dass sie die Sportfreunde viel besser fand, als sie erwartet hatte, Revolverheld aber deutlich schlechter als erwartet. Das hätte ich ihr auch schon vorher sagen können.) Mit Desperados versuchten wir uns abzulenken und irgendwann war Revolverheld ja auch vorbei. Dann kamen die Sportfreunde. Wir standen (für die Ortskundigen) etwas rechts vom Mischpult ein paar Schritte hinter dem Weg. Das war leider zu weit weg von den echten Fans und zu nah an den Umsonstbesuchern. Die Textsicherheit ließ bei allen Umstehenden deutlich zu wünschen übrig. Einzig den WM-Song, von dem ich schon im Vorfeld nicht angenommen hatte, dass er gespielt wird, hätten sie alle mitsingen können. Vielleicht sollte denen mal jemand mitteilen, dass sich die Qualität eines Songs nicht daraus ergibt, wie gut man ihn betrunken noch mitsingen kann. Naja, die Sportis gaben sich Mühe, obwohl ich weiß, dass sie das auch besser können, sofern sie ihre Musik echten Fans darbieten. Ich hatte Spaß, war begeistert, habe mitgesungen. Darauf, dass „Komm schon“ und „7 Tage, 7 Nächte“ gespielt wird, hätte ich Geld gewettet, darauf, dass „Ohne Deine Liebe“ gespielt wird, hatte ich gehofft und wurde nicht enttäuscht. Ich möchte nicht behaupten, dass sie jedes ihrer guten Lieder gespielt haben. Wie auch, in 90 Minuten. Mit der Auswahl war ich jedoch durchaus zufrieden.
Gewünscht hätte ich mir, dass die anderen Anwesenden meine Begeisterung hätten teilen können. Viele standen mit der „Los, bespaßt mich, schließlich hab‘ ich nichts bezahlt!“-Einstellung einfach nur rum. Im Sportfreunde-Forum gab’s zu lesen, dass einige „enttäuscht bis sauer“ waren, dass der WM-Song nicht gespielt wurde, obwohl die „Fans“ das gefordert hatten. Vor der letzten Zugabe hatte sich tatsächlich ein beachtlicher Chor gebildet, so dass D. und ich schon zitterten, dass das Lied doch noch gespielt wird. Aber als Peter sich artig fürs Singen bedankte, wusste ich, es kommt ein anderes Lied. Bei der Campus Invasion haben sie dann erzählt, dass sie eine Elternbeschwerde erhalten hatten, dass sie, wenn sie schon einen Hit hätten, den gefälligst auch spielen sollen. Was soll man dazu sagen, außer: Wenn ihr das Lied so gerne hören wollt, investiert doch 1,29 bei Musicload und stellt Euren Player auf Repeat!
Naja, liebe Sportis, das nächste Mal dann lieber wieder in Durlach in der Festhalle, oder?
Konsequenterweise bin ich gestern und heute zu Hause geblieben. Ich wollte nicht den echten Fans den Spaß verderben und mich mit verschränkten Armen hinstellen, auf ein jahrealtes Lied von Fettes Brot warten und sauer werden wenn’s nicht kommt, nur weil’s nix kostet.