Archive for Januar, 2008

Die armen Schüler

Neulich las ich im Spiegel Nr 3 diesen Jahres einen Artikel über das 8-jährige Gymnasium. Der Titel lautete „Diebstahl der Kindheit“. Gestern hat D. den gleichen Artikel gelesen und sagte dann genau das, was ich beim Lesen auch gedachte hatte: Wenn ein Kind Ess-, Schlafstörungen und Bauchschmerzen hat, wegen der Schule, dann ist es vielleicht einfach auf der falschen Schule. Aber von vorne. In dem Artikel geht es darum, dass die Schüler durch das 8-jährige Gymnasium überfordert werden, da der gleiche Stoff in weniger Zeit gepackt werden muss. Die Schüler stehen dadurch unter zusätzlichem Druck, leiden unter Stress und haben keine Freizeit mehr. Aber liegt das nicht einfach daran, dass nicht alle Schüler die Fähigkeiten haben ein Gymnasium zu besuchen? Fast 40 % der Schüler in Baden-Württemberg gehen inzwischen nach der Grundschule auf ein Gymnasium. 1990/91 waren es gerade mal 32 %. Sind denn die Schüler so viel schlauer geworden? Ich denke nicht. Die meisten Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder Abitur machen und so werden viele schon in der Grundschule gedrillt. Was sich da mit Fleiß noch erreichen lässt, hilft dann auf dem Gymnasium nicht mehr unbedingt weiter. Ich glaube nicht, dass ich wirklich Probleme damit gehabt hätte, das Abitur in einem Jahr weniger zu machen, wenn ich mir überlege, wieviel Zeit ich mit dem Rücken zur Tafel zugebracht habe oder damit, irgendwelche Statistiken über die Klamottenwechsel meiner Vorsitzer zu entwerfen. Auch kann ich mich erinnern, dass ich irgendwann in der achten Klasse das erste Mal versuchte auf eine Klassenarbeit zu lernen. Ich wusste weder was noch wie ich lernen sollte, dachte nur es sei nötig, weil alle es machen. Tatsächlich ist es aber möglich die ersten 10 Schuljahre zu bestehen ohne auf eine Arbeit gelernt zu haben. Ich habe auch später in kaum eine Klausur (außer dem Abitur) mehr als einen Abend Lernzeit investiert. Und trotzdem hatte ich nie Probleme, war nie auch nur ansatzweise versetzungsgefährdet. In dem Artikel heißt es auch, es sei für eine berufstätige Mutter nicht möglich ein Kind aufs Gymnasium zu schicken. Hä? Meine Eltern hatten mit meinen Hausaufgaben nie irgendetwas zu tun. Deshalb habe ich wohl auch früh gelernt zu entscheiden, wieviel Zeit tatsächlich nötig ist und welche Aufgaben man noch schnell in der Pause erledigen kann. Und erstaunlicherweise haben meine Eltern, obwohl sie sich nicht um unsere Hausaufgaben gekümmert haben, vier Kinder zum Abitur bekommen und das ohne Ehrenrunde. Also sind die Schüler, die sich überfordert fühlen vielleicht wirklich überfordert und wären auf der Realschule besser aufgehoben. Was ihnen dann die Kindheit stiehlt ist nicht das böse System, sondern ihre eigenen Eltern, die unbedingt wollen, dass ihre Kinder Abitur machen. Und damit nehmen sie einem die Chance, dass zu lernen, was am wichtigsten ist, nämlich, dass man für sich selbst lernt, nicht für die Eltern, die Lehrer oder die Noten. Wer das kapiert hat, hat nämlich auch kein Problem mehr mit der Schule.

Sturm

Ich war ja letztes Wochenende mit Kollegen im Schnee, genauer war ich in der Steiermark, noch genauer in der Nähe von Schladming. Ich bin mit zwei Kollegen am Mittwoch nachmittag angereist. Vier andere waren schon da. Ich hatte die Nacht zuvor viel zu wenig geschlafen und war noch etwas durch den Wind von der tragischen Neuigkeit. Nach viereinhalb Stunden waren wir auch schon da. Eigentlich war alles ganz gut gelaufen, nur den Berg zu unserem Haus, den kamen wir nicht hoch. Komplett vereist, das hieß Schneeketten aufziehen im Dunkeln und mit dem Ziel schon in Sicht. Angelockt von unserem Warnblinker standen auch bald die schon anwesenden Kollegen da, schadenfroh und mit Bier in der Hand. Mit vereinten Kräften waren die Ketten dann drauf und wir endlich angekommen. Bier, Maultaschen und Birnenschnaps gab’s zur Begrüßung. Und sehr vernünftig waren wir sogar vor Mitternacht im Bett. Das sollte sich in den folgenden Tagen ändern. Aber wovon ich jetzt schreiben wollte, ist der letzte Tag. Am letzten Abend waren wir ziemlich lange wach und nach nur 3 Stunden Schlaf fühlte ich mich erstaunlich ausgeschlafen. Später wurde mir klar, dass ich wohl einfach noch betrunken gewesen war. Jedenfalls hatte es nachts etwas gestürmt und es stürmte immernoch, so dass wir nicht sicher wussten, ob wir unseren Plan, noch bis nachmittags den Schnee zu nutzen, in die Tat umsetzten konnten. Guter Dinge (d.h., ich fühlte mich nicht in der Lage (wegen des Schlafmangels und, wie ich jetzt weiß, wegen des Fiebers, was ich da wohl auch schon hatte) irgendwelchen Sport zu treiben und spekulierte auf eine sofortige Heimreise) zogen wir unsere Skiklamotten an. Beratung beim Frühstück. Sollen wir’s wagen? Vielleicht mal anrufen. Praktischerweise waren zwei der drei Service-Hotlines sonntags nicht besetzt und die dritte warb mit dem Wetter vom Vortag. Sehr hilfreich. Also Skiklamotten wieder aus. Wir fahren nach Hause. Spätestens der dann ausfallende Strom und die heruntergekommene Satellitenschüssel überzeugten uns schließlich. Im Auto hörten wir, was wirklich los war. Der Orkan Paula fegte über uns hinweg. Es wurde darauf hingewiesen, man solle lieber zuhause bleiben, wenn es nicht anders geht. Auf den Gipfeln wurde von Windgeschwindigkeiten über 200 km/h berichtet. Aber gut, dass wir noch kurze Zeit vorher eine halbstündige Diskussion hatten, ob wir noch Skifahren wollen. Darüber konnten wir dann nur noch die Köpfe schütteln und den Fahrer anhalten, dass Lenkrad gut festzuhalten.

Kerzenschein ist auch mal schön

Gestern am späten nachmittag, als ich gerade im Bad stand und meine Zähne putzte, ging plötzlich das Licht aus. Birne kaputt? Ne, die ganze Wohnung ist dunkel. Sicherung? Nö, auch nicht, die ganze Straße hat kein Licht, im Altenheim gegenüber brennt die Notbeleuchtung. Na gut, dann eben Stromausfall. Das hatte ich ja beim Skiurlaub auch gerade erst (dazu später mehr), also kein Grund zur Panik. Zusammenleben mit einem Raucher hat auch manchmal Vorteile, so musste ich nicht mal eine halbe Minute nach nem Feuerzeug suchen. Kerzen finden war auch ein Leichtes und mein Notebook läuft auch ohne Strom aus der Dose. So ließ sich der Ausfall gut aushalten und ne gute halbe Stunde später gab’s auch schon wieder Strom. Schade, war eigentlich ganz romantisch ohne Straßenbeleuchtung, Fernseher und Straßenbahn. Was war los? Ein Hochspannungstrafo hat gebrannt. Mehr gibt’s hier.

Falsch gewählt

Ach, wenn die Leute auch alle zu doof zum Wählen sind. Dieser junge Mann hier, scheint doch ganz vernünftig zu sein: In Zukunft muss, tschuldigung darf, ich nur noch 4 Stunden pro Tag arbeiten (ich fang schon an meine Freizeit zu verplanen), Puffhausfrauen sind auch Menschen, Polizisten sollen im Anzug arbeiten, Döner kostet 2 Euro, Toiletten gibt’s bald an jeder Ecke und unsere Rentner essen wir einfach auf.

Was mir wirklich Sorgen macht: warum steht so jemand auf irgendeiner Liste auf Platz 18, statt auf Platz 1800?

FRS #789

Auch hier gibt’s nun mal wieder ein Filmrätselstöckchen, nachdem ich vorhin beim Verschwender Day of the Dead erraten habe.
Um 20 UhrJetzt geht’s los. Ich nehme an, es geht schnell.

Am Busch hat der Verschwender And Now for Something Completely Different erkannt. Wann, wo und wie es weitergeht steht irgendwann in den Kommentaren.

Musik tut schlecht

Ich bin wieder zurück aus den Alpen. Gesund und munter, würde ich gerne schreiben. Gebrochen habe ich zwar mir nichts, allerdings liege ich seit Sonntag abend krank auf dem Sofa oder im Bett rum. Und das wo sich im Büro die Arbeit stapelt. Zusätzlich dazu fürchte ich allerdings, dass mein Gehirn unter der Beschallung durch unglaublich schlechte Musik gelitten hat. Eine Stunde neben der Après-Ski-Bar reicht da völlig aus. Erst ist man erstaunt über die mitgrölenden Menschen und die unglaublich dämlichen Texte. Nach dem ersten Glühwein ist man nach einem Tag im Schnee dann schon gewillt mitzuwippen und ich fürchte nach dem zweiten hätte ich wohl auch beim Roten Pferd mitgetanzt. Glücklicherweise sind wir vorher gegangen. Genug gelernt hatte ich ohnehin schon. Après-Ski-Hits funktionieren ganz einfach. Man nimmt zum Beispiel einen bekannten Hit und unterlegt ihn mit einem netten Beat (z.B. Country Roads von der Hermes House Band). Noch besser ist es, wenn man den bekannten Schlager durch ein paar einfache Sätze zum Mitgrölen ergänzt (z.B. Du geile Sau). Dann gibt’s die Lieder, die einfach nur dumm sind: „Ich hab‘ ne Zwiebel auf dem Kopf, ich bin ein Döner“, was soll man dazu noch sagen. Und manche Lieder trieben mir die Schamesröte ins Gesicht würde ich sie mitsingen, z.B. das Heidi-Lied von Möhre. Da wird mal eben aus dem harmlosen „wenn rot die Alpen glühn“ ein hirnloses „wenn rot die Eicheln glühn“. Und sowas nachmittags um vier! Da sind wir auch schon bei den umgetexteten Schlagern. Eine neue Leber ist wie ein neues Leben, heißt es da dann und gleichzeitig wird das Thema saufen mitbehandelt. Wo früher mein Leber war, ist heute eine Minibar, wird laut gesungen, aber leider ist, wo vorher kein Hirn war auch jetzt noch nichts. Kein Wunder, dass die vorhin erwähnte Möhre gleich in anderen Liedern angegriffen wird: „Du hast nie im Leben 75 D, Du bist flach wie der Bodensee!“ heißt es da, wobei ich diesen Text so doof gut fand, dass ich sogar schmunzeln musste. Bei so einer Beschallung ist es doch wirklich kein Wunder, dass ich jetzt krank bin.

Traurig

Eigentlich hatte ich gestern abend meinen Rechner nur deshalb noch mal hochgefahren, um zwischen Koffer auspacken und Koffer einpacken „schnell“ das Stöckchen, dass Symbadisch mir hier gegeben hatte, abzuarbeiten. Das Posting liegt jetzt halb fertig hier rum, da ich zwischendurch mal kurz meine feeds gecheckt habe und dabei bei David auf Heath Ledgers Tod gestoßen wurde. Ich dachte echt mir bleibt das Herz stehen. Seltsam, wo ich ihn doch nicht mal kannte. Und auch immernoch nimmt es mich irgendwie mit. Zum einen erschreckt es mich immer, wenn Menschen, die nicht viel älter als ich sind, plötzlich tot sind, und zum anderen mochte ich Heath Ledger wirklich. In einem meiner Lieblingsfilme (10 Things I hate about you) spielt er mit. A knight’s tale habe ich bestimmt so oft gesehen, wie er in den letzten Jahren im Fernsehen war, The four feathers haben wir sogar zuhause, und sogar The Patriot macht er zu einem durchaus ansehnlichen Film. Seine Leistung in Brokeback Mountain fand ich beachtlich, ganz im Gegensatz zu der von Jake Gyllenhaal, die ich schon fast als desaströs bezeichnen möchte (Nachtrag: ok, desaströs war hauptsächlich die Maske, aber ich hab ihm den 50-jährigen einfach nicht abgenommen) nicht wirklich so gut fand. So sollte für mich The Dark Knight zum ersten Batman-Film werden, den ich tatsächlich gerne und mit Vorsatz sehen wollte. Jetzt bin ich nicht mehr so sicher. Kann ich wirklich im Kino sitzen und den Film genießen, wenn ich weiß, dass es sein letzter ist?
Aber zurück zum Stöckchen: es bleibt hier jetzt erstmal liegen bis nach meinem Winterurlaub (der heute nachmittag startet). Heute morgen konnte ich noch nicht mal Sportfreunde Stiller hören, wie soll ich da ein Stöckchen über Musik bearbeiten, wenn ich nicht in der Lage bin Fröhliches zu hören. Meine Playlist heute morgen sah in etwa so aus:
Massive Attack – Teardrop, Pyogenesis – Blue Smiley’s Plan, Phantoms of Future – Sun, Silke Bischoff – Hold me, Smashing Pumpkins – Disarm, Air – Playground Love, Portishead – Roads, 30 Seconds to Mars – From Yesterday …

Sprachlos

Bei David hab‘ ich’s eben gelesen: Heath Ledger ist tot. Ich bin schockiert und auch irgendwie traurig. Der ist sogar bei moviepilot unter meinen Lieblingsschauspieler aufgelistet. Gerade mal 28 war er. Medikamentenmissbrauch. Ich kann’s nicht fassen.

Abwesend

Nächste Woche wird es hier ein bisschen ruhig werden. Montag und Dienstag bin ich auf Dienstreise und ab Mittwoch in Österreich zum Wintersport. Mein Snowboard stand jetzt seit Jahren unbenutzt in der Gegend rum und darf endlich mal wieder raus. Bin mal gespannt ob’s noch klappt oder ob ich schon alles verlernt habe.

Top500 update

Da ich ja dabei bin meine All Time Favorites Top500 zu erstellen, beschäftige ich mich jetzt seit einiger Zeit intensiv mit Musik. Ich bin noch immer dabei Lieder zu sammeln und grübele schon eine Weile, in welcher Reihenfolge und Ordnung ich die Lieder hier vorstellen soll. Geordnet nach Veröffentlichungsjahr, nach dem Zeitpunkt, seit dem ich sie mag, nach Genre, nach Grund warum ich sie mag? Ich weiß es noch immer nicht, deshalb schreibe ich hier nur über die Interpreten, nicht über die Lieder, die dabei sind.
Mir ist aufgefallen, wieviel deutsche Musik ich höre. Über die Hälfte der Lieder auf meiner bisherigen Liste stammen von deutschen Künstlern. Dabei sind natürlich die Sportfreunde und die Helden, die auch in meinen last.fm charts gerade ganz oben stehen. Ich mag die Art, wie sie mit der deutschen Sprache spielen. Die Texte sind einerseits so einfach und dabei doch so raffiniert. Auf den ersten Blick wirkt die Musik naiv, auch durch die Art und Weise in der sie vorgetragen wird, aber hört man genau zu, erkennt man die Genialität dabei. Sie schaffen es, große Gefühle in einfachen Worten auszudrücken, ohne dass der Schmalz trieft.
Auch dabei sind die Bands, die mich damals (1995) mit Gothik und Dark Wave vertraut gemacht haben: Silke Bischoff und Lacrimosa. Weiter geht’s dann mit Gothic Rock, Mittelalter Rock, Death Metal, Synth-Pop, Future-Pop und EBM bis hin zur Neuen Deutschen Todeskunst. Und beinahe alle Künstler sind aus Deutschland, einige auch aus Skandinavien. Ist die Szene vielleicht typisch deutsch?
Auch vertreten ist der deutsche Punk, mit WIZO, den Ärtzen, den Bates und den Toten Hosen. Und schon ist die Hälfte meines Musikgeschmacks abgedeckt.
Ich bin gespannt, was sich noch alles auf meine Liste verirrt.